Bundesrat Stenographisches Protokoll 696. Sitzung / Seite 103

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

andere liegen lassen, zumal ich genau weiß, dass für die Änderung des Pensionssystems eine Zweidrittelmehrheit notwendig ist und diese Zweidrittelmehrheit wahrscheinlich nicht mehr zu Stande kommen wird. Also muss man harmonisieren und die Reform im Gesamten umsetzen.

Die Freiheitliche Partei hat im Nationalrat – sie hat ihn noch nicht eingebracht – einen Entschlie­ßungs­antrag vorbereitet, der sich dieses Problems annimmt. An diesem Entschließungsantrag habe ich persönlich mitgearbeitet. Er ist meiner Ansicht nach fair und gut und für alle.

Dass eine Reform notwendig ist und dass eine Reform auch Schmerzen verursacht, das wissen wir alle. In Zeiten, in denen kein Geld da ist, kann man nicht mehr ausgeben, als man hat. Ich als junger Mensch – ich bin 34 Jahre – möchte auch noch die Gewissheit haben, dass ich, wenn ich einmal in Pension gehe, eine Pension erhalte, und zwar in einer halbwegs fairen Höhe im Verhältnis zu dem, was ich eingezahlt habe. Dass im alten System viele Leute eine über­durch­schnittlich hohe Pension bekommen, für die sie meiner Ansicht nach zu wenig geleistet haben, das steht hier sicher nicht zur Diskussion; da wird mir jeder, der sich eingelesen hat, Recht geben.

Ich möchte jetzt kein System verteufeln, wenn ich das der Beamten anspreche. Ich möchte nicht auf die Beamten losgehen, weder auf die hohen noch auf die kleinen Beamten, aber ich sage schon, dass man von den hohen Beamten einen Solidaritätsbeitrag erwarten kann. Die kleinen Beamten – das möchte ich sagen – haben in jungen Jahren sehr wenig verdient und haben jetzt natürlich auch keine übermäßig hohe Pension. Es sollte darauf geachtet werden, dass nicht überdurchschnittlich gekürzt wird bei jenen, die ohnehin schon wenig haben und nie viel gehabt haben.

Ein Punkt, der sicher etwas strittig ist oder zu sein scheint, ist: Für mich ist der 4. Juni nicht der Tag, an dem die Vorlage im Nationalrat unbedingt beschlossen werden muss. (Bundesrat Gastei­ger: Also du stimmst auch nicht zu!) Ich stimme einer Pensionsreform zu, wenn sie sozial ausgewogen ist, wenn sie harmonisiert ist und die Zeit reif ist. Das kann von mir aus der 4. Juni sein, das kann aber auch später sein.

Ich verstehe auch die Gewerkschaften nicht, wenn sie sagen: Wir machen einen „Runden Tisch“, aber erst im September. – Das ist der falsche Weg! Dr. Haider hat einen völlig richtigen Vor­schlag gemacht: Wenn es notwendig ist, muss man eben im Sommer durcharbeiten, um der Bevölkerung zu zeigen, dass einem etwas daran liegt, diese Pensionsreform vernünftig zu gestalten und ein vernünftiges Ergebnis vorzulegen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Man kann auch darüber diskutieren, ein Leistungsprinzip einzuführen. Aber ich muss Sie schon war­nen, meine Damen und Herren: Wenn ich all das offen lege, was jemand eingezahlt hat, was er wirklich eingezahlt hat, dann fehlen die Zeiten, die der Betreffende arbeitslos war; ob schuldig oder unschuldig arbeitslos, das will ich hier nicht sagen. Das ist natürlich schon ein Punkt, den man sehr gut bedenken muss, wenn man das Leistungsprinzip einführen will. Für denjenigen, der nie arbeitslos war, der immer durchgearbeitet und eingezahlt hat, ist das eine tolle Sache, aber derjenige, auf den das nicht zutrifft, schaut bei diesem System durch die Fin­ger. Darüber müssen wir uns im Klaren sein. Über die Einführung des Leistungsprinzips wird also noch diskutiert werden müssen.

Länger möchte ich gar nicht mehr herumreden, denn es ist im Großen und Ganzen bereits alles ge­sagt worden. Ich verabscheue es jedoch, wenn hier polemisiert wird und ein Problem, das alle betrifft – nicht nur alle Staatsbürger, sondern all jene, die in dieses System eingezahlt ha­ben –, so sehr hochgeschaukelt wird und versucht wird, den einen gegen den anderen aus­zu­spielen. Das finde ich nicht richtig.

Wenn ich höre, dass – ich habe es gerade Kollegen Schennach erzählt – bei der Demonstra­tion, die Sie von der SPÖ vorhin so sehr gepriesen haben, nach der Abschlusskundgebung Ge­werk­schaftsfunktionäre mit Leuten, die an der Demonstration teilgenommen haben, ins Gast­haus gegangen sind und ihnen alles bezahlt haben und die Leute nachher darüber geredet ha­ben, was sie dabei an Geld verdient haben, weil sie nach Wien gefahren sind und die Busfahrt


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite