Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 127

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hat. Der Betriebsabgang der Bundestheater hat sich von 1994 weg nicht mehr verändert, trotz der in der Zwischenzeit eingetretenen Kostensteigerungen, insbesondere im Personalbereich.

Ich verstehe schon, daß sich die politische Debatte primär mit Kritikpunkten beschäftigt, aber ich möchte mich von dieser Stelle aus bei all jenen, die sich mit sehr viel Engagement und Ehrgeiz dem Ziel gewidmet haben, diese Sparsamkeit auch Realität werden zu lassen, bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn in der Debatte der letzten Dreiviertelstunde einzelne Punkte aus dem Bericht angesprochen wurden, dann wiederhole ich etwas, was ich bei der Diskussion des letzten und vorletzten, wahrscheinlich auch des drittletzten Bundestheaterberichts bereits getan habe: die Bitte, bevor etwas kritisiert wird, sich auch einigermaßen mit dem auseinanderzusetzen, was drinnen steht. Wenn also Frau Abgeordnete Partik-Pablé etwa behauptet, die Bundestheater würden erst per 1996 die Kostenrechnung einführen, dann zitiere ich aus dem Bundestheaterbericht: Die Umstellung der Kostenrechnung auf eine flächendeckende Vollkostenrechnung wird erfolgen. – Das ist ein gewaltiger Unterschied. Eine Kostenrechnung gibt es bei den Bundestheatern vermutlich seit zehn, fünfzehn Jahren – als ich dort 1988 begonnen habe, hat sie bereits voll funktioniert, sie muß also wohl schon einige Jahre vorher eingerichtet worden sein.

Es ist allerdings ein sehr schwieriger Punkt. Ich kenne kein einziges größeres Theater in Europa, das diesem Anspruch gerecht werden würde: eine deckende Vollkostenrechnung nach Kostenstellen zu haben. Sie haben das nicht gesagt. Der Unterschied zwischen Gesagtem und Gemeintem – wenn man an den Textvorlagen hängt – wird auch im Theater als wichtig erachtet. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist klar, daß man das meint!) Wenn es klar ist, dann ist es gut. (Abg. Haigermoser: Da hat man einen Souffleur!) Zum Beispiel, der flüstert ganz gut.

Die Frage einer Kostenstellenrechnung unter voller Zuweisung der Kosten nach den Produktionen ist im Theater eine schwierige – obwohl mathematisch sehr einfache –, hinsichtlich der Konsequenzen, die man daraus zieht, und wohl nur dafür würde man sie einrichten. Das ist eine schwierige Angelegenheit, weil wir erstens eine ganze Reihe von Zurechnungproblemen dabei haben und zweitens die Frage der Konsequenzen nicht damit beantwortbar sein würde, daß man sagt: Die Produktionen, die dann auf den Abend, auf die Produktion, auf die verkauften Karten oder was immer den teuersten Zuschuß auslösen, seien sozusagen die schlechten.

Es gibt häufig kulturpolitisch und literaturhistorisch ganz wichtige und zentrale Aufführungen, die in diesem Zusammenhang unter Umständen ganz schlechte Ergebnisse bringen würden. Das Ziel der Bundestheater ist mit Sicherheit nicht, aus einer derartigen Kostenstellenrechnung abzuleiten, daß diese abzusetzen seien.

Ein zweiter Punkt betrifft den sogenannten Sonstigen Aufwand, der mehrfach hier genannt wurde, insbesondere die Steigerung von 1993 auf 1994. In diesem Sonstigen Aufwand sind, und das habe ich auch schon im Ausschuß beantwortet, die Aufwendungen für die Gastspiele enthalten, und 1994 war ein sehr intensives Gastspieljahr. Sie werden im übrigen bei den Erträgen eine vergleichbare Position finden, weil diese Gastspiele nicht nur kostendeckend, sondern sogar überschußproduzierend durchgeführt werden konnten. Insbesondere bei der Staatsoper ist diese Position – das ist sozusagen der Beweis für meine Aussage – deshalb so stark angestiegen, weil die Staatsoper in Japan auf Gastspiel war.

Ein dritter Punkt betrifft die Ausgliederung. Ich denke, daß jede Debatte, die sich mit der Organisationsform eines großen, im wesentlichen von Steuerzahlern erhaltenen Betriebes beschäftigt, richtig und wichtig ist und daß dabei nichts tabuisiert werden darf. Zweitens ist jeder schlecht beraten, der für diesen Bereich Verantwortung trägt und sich dieser Diskussion nicht stellt. Es steht außer Zweifel, daß die Kameralistik für vieles an kaufmännischem Denken Hürden kennt, die nicht gerade motivierend wirken, und daher auch Ausgliederungen – sozusagen aus sich heraus – ihren Reiz haben.

Ich gebe noch zu bedenken – das ist meine persönliche, für mich geltende Vorgabe, auch für diese Diskussion –, daß Ausgliederungen, die als einzigem Zweck der Zerschlagung dieses Betriebes dienen, für mich persönlich nicht in Frage kommen. Ich empfehle Ihnen allen, die


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