Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll202. Sitzung / Seite 39

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In diesem Zusammenhang habe ich mir auch gleich die Homepage des Ministers zum Bienengipfel angesehen. Da sind sehr viele gute Punkte enthalten, da möchte ich gar nichts dazu sagen, aber ein Punkt ist schon sehr interessant. Da steht: „Bewusst­seinsbildung – Schulungsprogramm für Volksschulkinder“. – Sie sollen die Arbeit der Imker kennenlernen.

Ich muss Ihnen ehrlich sagen, den Abgeordneten Schulteis sollten Sie einem Schu­lungs­programm unterziehen (Abg. Ing. Schultes: Bitte ohne „i“!), damit der einmal die Arbeit kennenlernt, und noch ein paar unbelehrbare Bauernbundfunktionäre aus Niederösterreich. Jetzt wäre, glaube ich, der Moment, wo man etwas unternehmen sollte. (Beifall bei SPÖ, FPÖ, Grünen, BZÖ und Team Stronach.)

Damit wir wissen, worüber wir hier sprechen: Der Herr Vizekanzler kann die Aussage „Im Zweifel für die Biene“ sicher nicht gemeint haben im Sinne von „Im Zweifel für den Angeklagten“, denn die Biene ist nicht Angeklagte, sondern die Biene ist ja Opfer. Und schauen wir uns an, was die Bienen als Motor des Ökosystems leisten – darauf sollten wir die Diskussion einmal ernsthaft konzentrieren –: 80 Prozent aller Nutzpflanzen, 90 Prozent aller Obstbäume sind auf eine Bestäubung durch Honigbienen angewiesen! (Abg. Kickl: Ohne Bienen keine roten Nelken!) Kein anderes Tier – Sie sollten auch mitschreiben; wenn Sie hier schon Bienenabzeichen tragen, Herr Abgeordneter Kickl, dann sollten Sie auch mitschreiben! –, keine Maschine kann diese Arbeit übernehmen. Ein Drittel dessen, was wir essen, gäbe es ohne Bienen nicht.

Daher ist das ein wirklich ernstes Thema. Da können wir nicht herumblödeln und nicht Scherze mit der Biene Maja und sonstigen Sachen machen (Zwischenruf der Abg. Steibl), sondern das ist ernst zu nehmen. Das betrifft das Ökosystem, das betrifft uns alle, auch unsere Ernährung und unsere Nahrungsmittel! (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Da muss sogar der Darabos lachen!)

Damit das klar ist: 22 Milliarden € ist die Wertschöpfung, die die Bienen im euro­pä­ischen Raum, und 153 Milliarden, die sie global erbringen. Das sind Zahlen, die zeigen, wie wertvoll, wie wichtig die Bienen für unser System sind.

Daher ist es besonders unverantwortlich, wenn Chemiekonzerne da international auftreten, Lobbying betreiben, versuchen, sich einzukaufen, auch versuchen, Unter­suchun­gen zu beeinflussen. Ich finde es ja besonders toll, wenn Untersuchungen über die Auswirkungen von Bienengiften mithilfe von Produzenten von Bienengiften durchgeführt werden. Das verstehe ich ja schon überhaupt nicht. Aber das machen die, auf europäischer Ebene, auf nationaler Ebene, überall.

Damit wir wissen, wovon wir reden: Das sind Nervengifte, die bereits ab einem viertelmilliardstel Gramm zum Tod der Biene führen. Die dazu führen, dass die Bienen, wenn sie nicht gleich tot sind, jede Orientierung verlieren, sodass sie den Bienenstock nicht mehr finden und aus dem Ökosystem ausfallen. Es sind Milliarden Bienen daran gestorben. Und das sind Punkte, die man nicht einfach wegschieben kann.

Da immer wieder der Parasit Varroamilbe angeführt wird: Studien beweisen, die Varroamilbe, diesen Parasit gibt es dann, wenn die betroffenen Bienenvölker nicht mehr in der Lage sind – ich zitiere –, die Temperatur im Brutnest zu regeln, was die Entwicklung dieser Bienen so negativ beeinflusst, dass diese Parasiten sich entwickeln. – Nicht so mit der Hand wacheln (in Richtung des Abg. Ing. Schultes), sondern es ist so!

Herr Abgeordneter Schultes, Sie wollen diese Studie nicht zur Kenntnis nehmen! (Abg. Grosz: Er ist ein Bienenmörder!) Ich verstehe das schon. Sie interessiert halt Ihre Agrarindustrie und nicht die Bienen. (Abg. Strache: Dann stimmen Sie heute mit! SPÖ,


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