News 23.04.2024, 10:04

Welttag des Buches und des Urheberrechts am 23. April

Der Welttag des Buches und des Urheberrechts am 23. April bietet einen willkommenen Anlass für einen Besuch in der Parlamentsbibliothek, der Recherche-, Lese- und Informationszentrale dieses Hauses.

Der Weltbuchtag wurde 1995 als jährlicher Aktionstag, um auf die Bedeutung des Lesens, der Bücher und Rechte von Autor:innen hinzuweisen, von der Unesco ins Leben gerufen: "World Book and Copyright Day is a celebration to promote the enjoyment of books and reading."

Bücherwand anlässlich des Weltags des Buches

„... ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“

Franz Kafkas Anspruch an das Lesen klingt dagegen ganz anders. In einem Brief an Oskar Pollak schreibt er am 27. Januar 1904: "Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? ... ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Das glaube ich."

Bücher können beides: uns Genuss verschaffen oder "beißen und stechen". Lesen kann glücklich machen, aufregen, erschüttern, inspirieren und vieles mehr. "Tausend Bücher" öffnen, wie Béla Balázs schreibt, "wie tausend Lebensfernrohre Perspektiven nach außen." Das macht die besondere Atmosphäre der Bibliothek aus: Sie ist ein Ort, der diese ganze Welt der Bücher beheimatet, und damit all das noch Unbekannte, Neue und Überraschende, das es zu entdecken gilt. Mit Alfred Polgar: "Die Bibliothek steht da wie eine Leiter ins Unendliche ..."

„Solange in der Bibliothek noch Licht brennt, kann die Welt nicht verloren sein!“

Parlament und Sprache gehören ebenso zusammen wie Sprache und Literatur. Neben dem Sprechen, welches dem Parlament ja bekanntlich seinen Namen gibt, spielt auch das geschriebene Wort eine große Rolle. Das zeigt sich unter anderem darin, dass die Parlamentsbibliothek eine der ältesten Einrichtungen des Hauses ist. In wenigen Wochen feiert sie ihren 155. Geburtstag: Die Bibliothek des Reichsrats wurde am 11. Mai 1869 mit einer Allerhöchsten kaiserlichen Entschließung ins Leben gerufen. Der parlamentarische Betrieb brachte schon damals die Notwendigkeit mit sich, einen Ort für Recherche und einen Umschlagplatz für Informationen, der gleichzeitig auch die Schaltstelle zum ebenfalls unverzichtbaren Archiv ist, zur Verfügung zu haben. 

Diese Rolle ist der Parlamentsbibliothek bis heute geblieben. Etwa eineinhalb Jahrhunderte nach ihrer Gründung geht mit dem Einzug in das renovierte Haus und der Neugestaltung der Räumlichkeiten auch eine umfassende Öffnung für Besucher:innen einher. Sowohl der Lesesaal als auch der Freihandbereich im ehemaligen Mittelmagazin, wo Leseecken zum Schmökern einladen und zwei Ausstellungen zu sehen sind, stehen Interessierten zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Bücher zu entlehnen, und alle Services sind kostenlos.

In der Parlamentsbibliothek brennt das Licht am Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 18 Uhr, am Donnerstag von 8 bis 21 Uhr, am Samstag von 9 bis 17 Uhr und an Sitzungstagen bis zum Ende der Sitzung (jedenfalls 21 Uhr). An Sonn- und Feiertagen ist die Bibliothek geschlossen.

Die Vielfalt des Bestands, der weit mehr als die Kerngebiete Parlamentarismus, Politik, Demokratie und Recht umfasst, wird im Freihandbereich ersichtlich: Karikatur und Graphic Novels, politische Satire, Zeitgeschichte und Zukunftsthemen finden sich ebenso wie die Bereiche Demokratie- und Politikforschung, Literatur von und über Politiker:innen, Verfassung und Staatstheorie, Wirtschafts- und Finanzpolitik und Europäische Union sowie natürlich eine große Auswahl an Zeitschriften und Zeitungen.

Wer überfordert ist, dem sei gesagt, was das Gute an der Bibliothek ist: Man muss ja gar nicht alles lesen. Man kann auch einfach schauen und sich treiben lassen.

Ausstellungen vermitteln Wissen

Die Dauerausstellung "Im Sprachraum der Demokratie" wirft anhand ausgewählter Exponate aus dem Archiv Schlaglichter auf die Geschichte des Hauses sowie des Parlamentarismus in Österreich und macht unterschiedliche Aspekte der parlamentarischen Arbeit erfahrbar. Die Ausstellung "Tacheles reden. Antisemitismus – Gefahr für die Demokratie" vermittelt Wissen über den Antisemitismus und die Gefahren, die ihm innewohnen.

Eine neue Veranstaltungsreihe widmet sich der Verbindung von Parlament, Sprache und Literatur. Unter dem Titel "Die Kunst des Dialogs: Literatur im Parlament" finden zweimal jährlich Literaturveranstaltungen statt, das nächste Mal am 6. Mai 2024 zum Thema "Pionierinnen des Fortschritts. Die Rolle der Frauen im jüdischen Großbürgertum Mitteleuropas".

Zitate (in der Reihenfolge, wie sie im Text vorkommen)

  • Max Brod (Hg.), Franz Kafka, Gesammelte Werke. Briefe 1902-1924, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1958, S. 27.
  • Alfred Polgar und Béla Balázs beide zitiert nach Evelyne Polt-Heinzl (Hg.), Abenteuer Bibliothek: Ein Ort des Wissens und der Fantasie, Brandstätter, Wien 2009, S. 20 bzw. S. 117.
  • Markus Gasser, Das Buch der Bücher für die Insel, Carl Hanser Verlag, München 2014, Rückseite.
  • Karl Kraus, Sprüche und Widersprüche, Suhrkamp Verlag, Berlin / Frankfurt am Main 1965, S. 127.

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