Parlamentskorrespondenz Nr. 290 vom 23.04.2010

Zahl der Arbeitsunfälle und Berufserkrankungen 2008 gestiegen

Die Tätigkeit der Arbeitsinspektion im Jahr 2008

Wien (PK) – Da wirtschaftlich schwierige Zeiten die Gefahr erhöhten, dass Betriebe weniger Umsicht walten lassen, sei die Tätigkeit der Arbeitsinspektion gerade jetzt von besonderer Bedeutung, betont Sozialminister Hundstorfer im Vorwort zum Tätigkeitsbericht der Arbeitsinspektion (III-124 d.B. ), der nun dem Parlament vorliegt. Da Unversehrtheit und Gesundheit von ArbeitnehmerInnen unter keinen Umständen gefährdet werden dürften, liege ihm vor allem der Ausbau der Prävention am Herzen, so Hundstorfer. Dass man den Tätigkeits- und den Bundesbedienstetenschutzbericht zusammengeführt habe, sei eine notwendige Einsparungsmaßnahme.

Gemäß dem vorliegenden Bericht führten die Arbeitsinspektorate 2008 bei 67.800 Arbeitsstätten, Baustellen und auswärtigen Arbeitsstellen arbeitnehmer/innenschutzbezogene Tätigkeiten durch. Dabei wurden insgesamt 49.727 Arbeitsstätten sowie Baustellen und auswärtige Arbeitsstellen von insgesamt 13.665 Unternehmen besucht. 46 % der insgesamt 149.450 durchgeführten Tätigkeiten entfielen auf Besichtigungen/Überprüfungen. Außerdem führten die ArbeitsinspektorInnen 2.271 Kontrollen von LenkerInnen durch und nahmen an 18.687 behördlichen Verhandlungen teil. Der Bericht verzeichnet ferner die Durchführung von 28.523 Beratungen vor Ort und Vorbesprechungen betrieblicher Projekte, 11.845 arbeitsinspektionsärztliche Beurteilungen und Beratung sowie 19.992 sonstige Tätigkeiten (z.B. Schulungs- und Tagungsteilnahmen).

Bei 29,6 % aller besuchten Arbeitsstätten und Unternehmen (ausgenommen Kontrollen von LenkerInnen), die auf Baustellen und auswärtigen Arbeitsstellen tätig waren, stellte das Inspektorat Übertretungen von ArbeitnehmerInnen-Schutzvorschriften fest. Um dem entgegenzuwirken, wurden die ArbeitgeberInnen erforderlichenfalls über Möglichkeiten zur Beseitigung der festgestellten Mängel beraten oder bei Vorliegen schwerwiegender Übertretungen sofort Strafanzeige erstattet. 62.077 der insgesamt 68.280 Übertretungen (ausgenommen LenkerInnenkontrollen) betrafen den technischen und arbeitshygienischen ArbeitnehmerInnenschutz, 6.203 den Verwendungsschutz (was einen Anstieg um 30 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet). Rund 52 % der der im Bereich Verwendungsschutz festgestellten Mängel betrafen Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz.

Im Zuge der LenkerInnenkontrollen wurden 11.471 Mängel festgestellt und 2.146 Strafanzeigen erstattet.

Die Zahl der anerkannten Arbeitsunfälle unselbstständig Erwerbstätiger stieg im Berichtszeitraum von 99.694 auf 116.407 Fälle. Bei den meldepflichtigen Arbeitsunfällen – d.h. bei den tödlich verlaufenen oder einen Krankenstand von mehr als drei Tagen verursachenden Arbeitsunfällen – ist ein Anstieg um 6.120 Fälle zu verzeichnen, sodass man nun bei einem Wert von 65.962 liegt. Die Anzahl der tödlichen Arbeitsunfälle stieg von 108 auf 115, wobei die Opfer in 108 Fällen männlichen Geschlechts waren. Dass die Unfallquote der Männer insgesamt fast dreimal so hoch ausfällt wie jene der Frauen, führt der Bericht darauf zurück, dass sehr viele der bei der AUVA versicherten Frauen im weniger unfallgefährdeten Dienstleistungsbereich beschäftigt sind. Als häufigste Ursache bei den anerkannten Arbeitsunfällen benennt man Stürze (30.803 Fälle im Berichtszeitraum). Das höchste Unfallrisiko wies 2008 das Bauwesen auf.

Die unterdurchschnittliche Zahl an Arbeitsunfällen 2007 führt die AUVA auf massive Rückstände bei der Erfassung der Arbeitsunfälle in Oberösterreich zurück. Die Aufarbeitung dieser Rückstände habe nun zu einem ungewöhnlich hohen Anstieg der Unfallzahlen um fast 17 % beigetragen. Allerdings könne diese Zunahme auch auf die positive Entwicklung des Beschäftigungsstands zurückgeführt werden. Seit 1990 habe die Zahl der von der AUVA anerkannten Arbeitsunfälle unselbstständig Erwerbstätiger aber um 25 %, die der tödlichen Arbeitsunfälle um 41 % abgenommen.

Bei den anerkannten Berufserkrankungen ist jedoch erneut ein Plus zu verzeichnen: Ihre Zahl stieg von 1.253 auf 1.477, wovon 63 tödlich ausgingen. Von den anerkannten Berufserkrankungen waren 2008 86 % männliche und 14 % weibliche Beschäftigte betroffen. Anstiege sind vor allem bei der Zahl der Gehörschäden (2008: 895 Fälle) und Hauterkrankungen (2008: 206 Fälle) zu verzeichnen. Die 63 aufgetretenen Todesfälle sind laut Bericht hauptsächlich auf schwere Erkrankungen der Lunge und der Atemwege zurückzuführen.

Die Arbeitsinspektorate beschäftigten im Berichtszeitraum 302 ArbeitsinspektorInnen und 111 Verwaltungsfachkräfte. Ausgabenseitig verbuchte die Arbeitsinspektion 2008 rund 25,77 Mio. €, wovon 20,44 Mio. € auf den Personalaufwand entfielen.

Die Einnahmen beliefen sich auf rund 0,44 Mio. €.

Tätigkeit auf dem Gebiet des Bundesbedienstetenschutzes

Im Berichtszeitraum ereigneten sich in den zu überprüfenden Bundesdienststellen 2.569 Arbeitsunfälle im engeren Sinn, einer davon mit tödlichem Ausgang. Insgesamt führte die Arbeitsinspektion 557 Besichtigungen von Arbeitsstätten im Bundesdienst durch und fand 671 Mängel vor. Diese Mängel betrafen vor allem die Arbeitsstätten selbst (u.a. Brandschutz, Fluchtwege und Lüftung). (Schluss)


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