366/A(E)-BR/2023

Eingebracht am 16.03.2023
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

 

 

der Bundesrät*innen Korinna Schumann,

Genossinnen und Genossen

betreffend Pilotversuch 4-Tage-Woche auch in Österreich durchführen

 

Am 21. Februar 2023 berichtete die heimische und internationale Presse über den Erfolg einer britische Studie zur 4-Tage-Woche[1]. 61 mittelständische Unternehmen mit insgesamt 2900 Mitarbeitern hatten an dem sechsmonatigen Experiment teilgenommen. Die Formel des Experiments lautet „100 Prozent Lohn, 80 Prozent Arbeitszeit, bei Zusage zur Erreichung von 100 Prozent Output“.

Am Ende des sechsmonatigen Versuchs sagten viele der Managerinnen und Manager, dass sie sich eine Rückkehr zur Fünf-Tage-Woche nicht vorstellen könnten.

Die Vier-Tage-Woche wurde dabei von Firma zu Firma unterschiedlich organisiert. Einige Unternehmen legten die Arbeit für ein verlängertes Wochenende komplett nieder, andere verteilten die reduzierte Belegschaft über eine Woche auf. Ein Restaurant rechnete seine 32-Stunden-Woche auf ein ganzes Jahr um, sodass es im Sommer lange, im Winter aber deutlich kürzere Öffnungszeiten hatte. Einige wenige Unternehmen knüpften die reduzierte Arbeitszeit an Bedingungen – darunter weniger Urlaubstage, die Vereinbarung, dass das Personal kurzfristig abgerufen werden kann, oder eine „bedingte" Vier-Tage-Woche, die nur dann fortgesetzt wird, wenn die Leistungsziele erreicht wurden.

Die Ergebnisse des Experiments können sich sehen lassen:

Stress und Krankheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gingen deutlich zurück:

·         71 Prozent der Beschäftigten gaben an, weniger unter "Burnout" zu leiden.

·         39 Prozent sagten, sie seien weniger gestresst als zu Beginn des Versuchs.

·         Die Zahl der Krankenstandstage ging um 65 Prozent zurück.

·         Die Zahl der Mitarbeiter*innen, die das Unternehmen verließen, sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 57 Prozent.

Kaum Produktivitätseinbußen

·         Die Einnahmen der Unternehmen veränderten sich während des Versuchszeitraums hingegen kaum – sie stiegen im Durchschnitt sogar geringfügig um 1,4 Prozent.

·         "Vor der Studie bezweifelten viele, dass die Produktivitätssteigerung die Arbeitszeitverkürzung ausgleichen würde – aber genau das haben wir festgestellt", resümiert der Soziologe Brendan Burchell, der die Forschungsarbeiten an der University of Cambridge leitete.

·         Viele Mitarbeiter*innen waren sehr daran interessiert, selbst Effizienzgewinne zu erzielen. Lange Besprechungen mit zu vielen Personen wurden abgekürzt oder ganz geschwänzt. Die Arbeitnehmer*innen waren viel weniger geneigt, die Zeit totzuschlagen, und suchten aktiv nach Technologien, die ihre Produktivität verbessern.

Leichtere Vereinbarung von Beruf und Familie

·         60 Prozent der Beschäftigten stellten fest, dass sie besser in der Lage sind, ihre bezahlte Arbeit mit ihren Betreuungspflichten zu vereinbaren.

·         62 Prozent berichteten, dass es ihnen leichter fällt, ihre Arbeit mit ihrem sozialen Leben zu vereinbaren.

·         Der zusätzliche freie Tag wurde von den meisten der Befragten für Aufgaben wie Einkaufen und Hausarbeit genützt. Viele erklärten, dass ihnen dadurch erst Freizeitaktivitäten am Samstag und Sonntag ermöglicht wurden. „Die Arbeitnehmer berichteten häufig von einer deutlichen Stressreduzierung", so die Cambridge-Doktorandin Niamh Bridson Hubbard. "Viele beschrieben, dass sie zu Hause leichter abschalten oder durchatmen können. Eine Person erzählte uns, dass ihre 'Sonntagsangst' verschwunden sei." Für einige Eltern von Kleinkindern bedeutete ein freier Tag in der Wochenmitte eine Ersparnis bei den Kinderbetreuungskosten.

Die Diskussion über die 4-Tage-Woche wird auch bei uns schon länger geführt und es gibt bereits einige Unternehmen, die erfolgreich im System der 4-Tage-Woche arbeiten. Gerade in der aktuellen Diskussion um die Verringerung von Teilzeitarbeit könnte eine 4-Tage-Woche ein möglicher Lösungsansatz sein. Deshalb sollte auch in Österreich ein großangelegter Pilotversuch zur 4-Tage-Woche umgehend in Angriff genommen werden.

Die unterfertigten Bundesrätinnen und Bundesräte stellen daher nachfolgenden

 

Entschließungsantrag

 

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, umgehend einen bundesweiten wissenschaftlich begleiteten Pilotversuch zur 4-Tage-Woche nach britischem Vorbild auszuarbeiten und umzusetzen.

Die Ergebnisse sollen in einem Bericht an den Nationalrat und den Bundesrat übermittelt werden.“

 

 

Zuweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz



[1] Vgl. https://www.derstandard.at/story/2000143754551/weniger-stress-und-krankenstaende-bisher-groesste-studie-ueber-vier-tage 21.02.2023