15.10

Bundesrat Günther Novak (SPÖ, Kärnten): Herr Präsident! Bundesminister ist keiner mehr da. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher hier – zwei haben wir noch da, die uns zuhören (Bundesrätin Mühlwerth: Jeder oder was?) – und zu Hause vor den Geräten! Der Wolf. (Bundesrat Steiner: Der am Küniglberg?) – Das ist eine schwierige Diskussion oder wird eine schwierige Diskussion werden, keine Frage, und sie ist emotionell aufgeladen, wie wir in der Ausschusssitzung gesehen haben.

Natürlich gibt es da eine sehr schwierige Abwägung zwischen dem Artenschutz, dem strengen Artenschutz für Wölfe auf der einen Seite und den Interessen der Landwirte, Bauern und Touristiker auf der anderen Seite.

Bei mir zu Hause ist vor zwei Wochen – jetzt werden ein paar lachen – ein Glockhap gerissen worden. Die Bauern oder die, die mit Landwirtschaft zu tun haben, wissen, was das ist. Die DNA ist anscheinend zu spät genommen worden, es hat ein bisschen länger gedauert, schlussendlich ist herausgekommen, dass es ein Fuchs war. Wenn ein Glockhap gerissen wird, kann man sich von der Größenordnung her nicht vor­stellen, dass es ein Fuchs war. Das ist wahrscheinlich nicht möglich, aber es ist so dargestellt worden und da gibt es auch keinen anderen Zugang.

Die Jäger haben alle gesagt, das war sicher ein Wolf, aber er ist nie wieder aufge­taucht, er wurde nicht mehr gesehen. Wir wissen ja alle, dass sich ein Wolf über 100 Kilo­meter weit am Tag bewegen kann.

Da das Thema ja erst kurzfristig aufgekommen ist, habe ich mir diesen Schutzstatus einmal angeschaut und gelesen, dass der Wolf in dieser Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in den Anhängen II und IV aufgeführt wird. Erklärtes Ziel der Richtlinie ist die Erreichung eines günstigen Erhaltungszustands für die betreffenden Arten und Lebensräume. Da­von sind wir in Österreich, was den Wolf betrifft, noch sehr weit entfernt. Das steht auch in der Punktation dieser Petition, dass diese Regeln überdacht und aufgehoben werden können. Dabei wünsche ich aber viel Vergnügen mit dem Naturschutzbund.

Die Frage bei der Gelegenheit war auch: Was nützt uns der Wolf? – Ja okay, über den Artenschutz müssen wir schon reden, wir reden auch über Artenvielfalt und Bio­diversität. Es zeigt sich immer wieder – und das wissen auch alle, die hier sitzen –, dass rund ein Drittel der in Österreich vorkommenden Pflanzen und Tiere auf der Roten Liste stehen. – Also so viel auch dazu.

Meine Frage war dann noch: Wie oft ist ein Wolf verhaltensauffällig geworden? Hat er Menschen angefallen und so weiter? Kollege Köck – ich glaube, er redet nach mir – hat betreffend Russland eine Zahl genannt, die ich nicht bestätigen kann, ich habe sie nicht gefunden, aber vielleicht nenn er sie, wenn er dann selbst am Rednerpult ist. Ich habe auf jeden Fall Dr. Google gefragt und festgestellt, dass es in Europa plus Russland zwischen 10 000 und 17 000 Wölfe gibt und dass es in Deutschland in den letzten Jahrzehnten keine nennenswerten, nur vereinzelte Fälle und seit 2000 kein aggressives Verhalten gegenüber Menschen gegeben hat. In Russland ist eine Frau zu Tode gekommen, das war ein Wolfsrudel. In einem schwedischen Tierpark ist eine Frau, die auf die Tiere aufgepasst hat, durch ein Wolfsrudel zu Tode gekommen. Einzelne sind auch durch Tollwut zu Tode gekommen.

Was ich jetzt unbedingt vermeiden würde: Kollege Bernard hat im Ausschuss versucht, das Ganze in eine Angstmache umzudirigieren und zu sagen, die Menschen müssen aufpassen, jetzt kommt der Wolf, das ist gefährlich und so weiter. Also das würde ich auf jeden Fall nicht machen. Damit gewinnen Sie auch keine Stimmen im Wahlkampf, mit dem Wolf sind keine Stimmen zu machen; da kann ich jetzt schon gratulieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Eines ist auch klar: Ein Wolf lässt sich nicht domestizieren. Warum ich das weiß? – Weil ich als Bürgermeister bei einer Veranstaltung war, da hat die Arbeitsgemeinschaft der Jagdverbände des Südostalpenraumes bei uns in Mallnitz getagt, da waren ganz gescheite Leute dabei, alle außer mir waren Jäger. Die Südtiroler haben über das Leben mit dem Wolf referiert. Was mich sehr beeindruckt hat, jetzt nenne ich auch den Namen, Dr. Ivan Kos hat zum Thema „Monitoring des Wolfes – warum und wie?“ in Slowenien gesprochen. Dort sind alleine fünf Leute dafür angestellt, dass sie sich mit dem Wolf auseinandersetzen. Das war eine ganz interessante Geschichte. Bei uns waren noch Ferdinand Gorton, der jetzt nicht mehr Landesjägermeister ist, und die Jäger, die sehr vehement darauf gedrängt haben, dass sich auch Frau Bundesminister Köstinger, die zur damaligen Zeit dafür zuständig war, in diese Richtung bewegen müsste, dass etwas passiert.

Ich habe mir das noch einmal angeschaut, das war ganz interessant, diese Arbeits­gemeinschaft insgesamt, nein, Deutschland habe ich mir angeschaut, und wie viele Wölfe es dort derzeit gibt. Mit dieser Situation hat sich der Bundestag zwei bis drei Tage auseinandergesetzt, ich glaube, da ist es fürchterlich rundgegangen, aber sie haben sich dann geeinigt; es gibt dort 73 Rudel und derzeit 266 Welpen. Wir wissen, dass ein Rudel aus fünf bis zehn Tieren besteht. Jetzt reden wir über Österreich. Es sind anscheinend 35 Tiere, zwei bis vier Rudel, die sich in Österreich bewegen. Wie ich von den Niederösterreichern gehört habe, gibt es aber viele Grenzgänger, die ein­mal dort und einmal da sind.

Ich glaube, man hätte einfach länger mit uns diskutieren oder uns miteinladen müssen, damit wir dieser Petition zustimmen. Wir sind nicht so weit auseinander. Wir sind auf der einen Seite der Meinung, dass es, da es keine Verletzungen oder Unfälle durch Wölfe gibt, doch noch so ist, das man noch immer vergrämen kann, da unterscheiden wir uns wesentlich. Der Abschuss eines Wolfs darf nur in letzter Konsequenz, zum Schutz des Menschen sein. – Dem stimmen wir auch zu, das ist auch unsere Meinung, dass das zu tun ist. Wir sind aber auch der Meinung, dass die Landwirtschaft den Schaden zahlen soll. Darüber kann man wahrscheinlich auch diskutieren, von eurer Seite wird diese Petition bereitgestellt, die öffentlich sein sollte.

Was uns auch noch interessieren würde, da wird mir vielleicht auch noch jemand eine Antwort geben können: Dieses Österreichzentrum, das jetzt gegründet worden ist, war ja zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, aber keiner weiß, was dort passiert, außer, dass Leute angestellt werden. Ob diese Länderkoordinationsstellen, die es derzeit gibt, das schlecht machen? – Wie auch immer.

Abschließend vielleicht noch zum ersten Punkt, der die größte Problematik ausmacht, bei dem wir uns nicht treffen können: Die Niederösterreicher – sie werden es mir jetzt auch erklären – haben sehr klar in einem Ampelsystem und in 40 Punkten definiert, wie das ausschaut, wann ein Wolf abgeschossen werden sollte. Ich will das gar nicht alles vorlesen (ein Schriftstück in die Höhe haltend), aber es sind 40 Punkte, in denen man dann in diese Richtung geht.

Leider Gottes können wir dieser Petition nicht folgen. Reden wir miteinander! Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

15.18

Vizepräsident Michael Wanner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Bundesrat Ing. Eduard Köck. Ich bitte um seine Worte.