10.06

Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Hohes Präsidium! Sehr ge­ehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Geschätzte Kollegin­nen und Kollegen! Herr Minister, es geht im jetzigen Stadium der Pandemie neben der Virusbekämpfung selbstverständlich auch um nichts weniger als um die psychische Gesundheit unserer Bevölkerung im umfassendsten Sinne. Welche Bedeutung die Be­wegung und der Sport in diesem Zusammenhang haben, ist schon ausreichend be­schrieben worden. Natürlich, ich gebe Ihnen recht, es ist eine Frage der Abwägung. Nimmt man in Kauf, dass die einzelnen Erkrankungen, die mitunter einen tödlichen Ver­lauf nehmen, zunehmen? Nimmt man andererseits massenhaft körperliche und psychi­sche Folgen bei einer großen Anzahl von Menschen in Kauf? – Diese Abwägung ist na­türlich keine einfache, da sind wir uns einig.

Trotzdem: Es mehren sich täglich die Studien und auch die Hilferufe, die die Belastung der Menschen, vor allem auch der jungen Menschen, betreffen. Für mich sind die Zahlen der sehr niedrigschwelligen Hotline Rat auf Draht immer ein Gradmesser, und welcher Anstieg bei den Beratungen im Bereich der Überforderung, der Angst, der Schlafstö­rungen zutage tritt, ist schon beängstigend.

Man muss aber auch sagen: Diese aktuelle Situation, die in diesem Bereich wirklich beängstigend ist, ist zu einem Teil auch selbstverschuldet, denn diese Situation hat sich seit Monaten abgezeichnet. Ich erinnere mich daran, dass schon im September Kinder- und Jugendpsychiater davor gewarnt haben, dass diese Situation eintreten wird, und es ist nicht ausreichend gegengesteuert worden. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich muss auch sagen, dass diese Möglichkeit der Testungen nicht früh genug erkannt wurde. Unsere Vorsitzende hat bereits im Sommer darauf hingewiesen, dass mit ausrei­chenden Testungen und einer guten Teststrategie Sicherheit und eine nachhaltige Öff­nung möglich wären. Unsere Regierung hat erst um den Jahreswechsel begonnen, sich damit auseinanderzusetzen. Das ist ein Stück weit auch fahrlässig, und darum sind wir in dieser Situation, in der wir jetzt sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist aber gut und notwendig, dass wir nun über vorsichtige Öffnungen im Bereich Sport und Bewegung nachdenken – da sind wir uns natürlich einig. (Bundesrätin Steiner-Wie­ser: Nachdenken ist zu wenig!) Dass die Sportverbände jetzt in die Vorlage gehen, also Bedingungen dafür, wie so etwas sicher vonstattengehen kann, vorlegen, ist gut und wichtig.

Ich gehe jetzt noch einen Schritt weiter, Herr Minister, und wende mich an Sie als Sport­minister. Ich sage, nicht nur die SportlerInnen brauchen jetzt ein Angebot, sondern auch alle anderen Kinder und Jugendlichen, die vielleicht nicht im Sport organisiert sind. Wenn es für Sportvereine im Freien mit Testungen, mit Sicherheitsabstand, mit all den mögli­chen Vorgaben jetzt möglich ist, dann muss das auch für die Kinder- und Jugendarbeit insgesamt gehen. Es gibt eben auch Kinder, die nicht im Sport organisiert sind, aber auch sie brauchen die Perspektive, auch sie brauchen Sozialkontakte, auch sie brau­chen diese Möglichkeit, sich mit anderen gemeinsam zu bewegen, und es wird auch dort bewegt. Das muss jetzt möglich sein.

Ich schließe mich der Bundesjugendvertretung als Interessenvertretung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich an. Wir müssen das in diesem Fall bei Ihnen als Sportminister deponieren, denn die neue Kinder- und Jugendministerin ist uns abhandengekommen, von ihr hört man in diesem Bereich überhaupt gar nichts. Wir hoffen, dass die außer­schulische Kinder- und Jugendarbeit mit dem verbandlichen Sport gleichziehen darf, denn es geht sozusagen um dasselbe Anliegen: dass Kinder und Jugendliche eine Pers­pektive bekommen.

Super wäre noch, wenn auch Tests für alle gratis zur Verfügung gestellt werden könnten. Mit ein bisschen weniger im Werbebudget der Regierung könnte man für alle Gratistests zur Verfügung stellen. Das wäre ein tolles Angebot.

Noch ein Blick in Richtung Sommer, Herr Minister: Wir freuen uns alle darauf, dass der Sommer bald kommt. Es geht darum, Sportcamps, Feriencamps und solche Dinge an­zubieten, denn es ist für junge Menschen jetzt so dringend notwendig, diese Perspektive zu haben. Für die Vereine ist wichtig, Planungssicherheit für den Sommer zu bekommen, und auch für die Eltern, für die Familien ist wichtig, Planungssicherheit zu bekommen, denn – seien wir ehrlich – die Urlaube sind aufgebraucht. Bei neun Wochen Sommerfe­rien müssen wir jetzt in Richtung Planungssicherheit für Vereine gehen: Können Som­mercamps stattfinden? Unter welchen Rahmenbedingungen können Sommercamps stattfinden? Dazu kann wieder gemeinsam ein Paket geschnürt werden. Alle sind sich der Verantwortung bewusst, aber diese Planung jetzt anzugehen wäre ein dringender nächster Schritt.

Wir sind froh um all diese Perspektiven, die die Menschen jetzt bekommen. Perspektiven sind jetzt die beste Medizin, und die Menschen in Österreich haben sich das sehr, sehr verdient. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.12

Präsident Mag. Christian Buchmann: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Marlies Stei­ner-Wieser. – Bitte, Frau Bundesrätin.