10.12

Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser (FPÖ, Salzburg): Herr Präsident! Herr Vizekanz­ler! Werte Kolleginnen und Kollegen! Unser Sportsprecher, Bundesrat Thomas Scherer­bauer, kann aufgrund einer Verletzung heute leider nicht an dieser Bundesratssitzung teilnehmen, er hat mir aber gestern in einem Telefonat versichert, er als Spitzensportler hätte Ihnen, Herr Sportminister, einiges zu erzählen gehabt. So dürfen Sie jetzt quasi in der Aufwärmrunde mit mir Vorlieb nehmen, denn auch ich habe Ihnen einiges zu erzäh­len. (Beifall bei der FPÖ. – Vizekanzler Kogler: Ihr klatscht ja schon vorher! – Bundesrat Steiner: Wir sind ein Team!)

Es ist schwer zu glauben, was Sie vorhin erzählt haben, hat doch Ende Februar ein Sportgipfel stattgefunden, dessen Ergebnissen zweieinhalb Millionen Vereinssportler entgegengefiebert haben. Was geschah? – Sie wurden wieder bitter enttäuscht, sie wur­den wieder vertröstet, und statt Ergebnissen hat es wieder keine Klarheit für die Vereine gegeben. Darum ist es schwer zu glauben, dass etwas von Ihren Vorhaben dann auch tatsächlich Realität wird.

Die österreichischen Sportvereine brauchen aber endlich Klarheit, um langfristige Pla­nungssicherheit zu haben. Gerade für Kinder und Jugendliche ist Sport wichtig für ihre Gesundheit, für ihre Psyche, für das allgemeine Wohlbefinden. Wir alle wissen, dass Sport gerade für junge Menschen so immens wichtig ist, weil er eben Prävention gegen Suchtmittel ist, weil er der Stärkung der Persönlichkeit dient, weil man im Sport einfach Durchhaltevermögen lernt und weil man beim, durch und mit dem Sport lernt, dass man nicht sofort aufgibt und die Flinte ins Korn wirft. Jeder, der in seinem Leben schon einmal Sport gemacht hat, weiß: Wenn man seinen inneren Schweinehund überwunden hat, geht es erst so richtig schön weiter, man ist stolz auf sich selbst, und das stärkt einfach die Persönlichkeit. Und das wird jungen Menschen momentan genommen.

Wir haben zuvor vom Testen gesprochen. Kollege Leinfellner hat ja versucht, es Ihnen zu erklären – ich versuche es noch einmal, obwohl es, glaube ich, eh sinnlos ist. Wir Freiheitliche sind keine Coronaleugner, wir sind keine Virusleugner und wir sind keine Testverweigerer, aber wir sehen nicht ein, warum man symptomlos testen gehen soll oder warum nicht vielleicht diese Wohnzimmertests alleine genügen. Allein dieser Ver­waltungsaufwand ist ja immens. Glauben Sie mir, jeder Sportler, jeder intensive Sportler spürt, wenn sein Puls um zwei Schläge höher schlägt, und geht dann zum Arzt.

Der Sport leidet aber ja leider Gottes seit Beginn der Pandemie an Geringschätzung und wird etwas stiefmütterlich behandelt. Gerade von Ihnen als Sportminister erwarte ich mir halt einfach vollen Einsatz.

Weil Sie vorhin so zynisch über Verantwortung und Nichtverantwortung und Gute und Böse gesprochen haben: Übernehmen Sie die Verantwortung für die überfüllten Kinder- und Jugendpsychiatrien, Herr Vizekanzler? (Beifall bei der FPÖ.) Übernehmen Sie die Verantwortung dafür, dass es dort Triagen gibt, dass es an Kinder- und Jugendpsy­chiatrien Triagen gibt? Nicht wegen Corona, nein – 16 Prozent sind dort suizidgefährdet. Übernehmen Sie die Verantwortung dafür, dass Sie den Zugang zu Sport nicht öffnen? (Bundesrat Steiner: Da will er nichts hören!)

Den Kindern fehlen die Freunde, den Kindern fehlt die Bewegung, sie wollen sich be­wegen. Teamgeist wird mit dem Sport gestärkt. Wir alle wissen, wie schwer es ist, Kon­dition aufzubauen, Muskeln aufzubauen. Wir alle wissen auch, wie schnell es geht, dass man Muskeln abbaut und dass man die Kondition abbaut. Die Allgemeinmediziner, die Fachmediziner schreien schon wegen Rückenproblemen auf, wegen Muskelschwund, wegen Übergewicht und so weiter und so fort.

Die Kinder werden dazu verdonnert, stundenlang mit Masken – sinnlos, ungesund – in der Schule zu sitzen, aber bewegen dürfen sie sich nicht. Nein, sie werden vielleicht noch dazu verdonnert, daheim vor dem Fernseher oder Computer zu sitzen. Dann essen sie vielleicht noch ein Packerl Chips oder sonstiges Fastfood dazu.

Wie sollen Ihre Öffnungsschritte nächste Woche für Sport nur im Freien denn funktio­nieren? – Es gibt Sportarten, die nur indoor durchgeführt werden können. Vorgestern hat es in Salzburg geschneit. Wie ist das, wenn die Kinder dann mit dem nassen Trainings­gewand draußen sind? Ist es wurscht, wenn sie sich dann verkühlen? Dann haben sie eine Lungenentzündung, und wahrscheinlich haben sie dann eh schon Corona und keine Lungenentzündung. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Steiner: Aber es gibt ja keine Grip­pe mehr!)

Der anhaltende Lockdown ist aber auch für erwachsene Sportler eine Zumutung. Ge­schlossene Fitnessstudios, brachliegendes Vereinsleben und die gesperrten Sportan­lagen sorgen eben auch bei Erwachsenen für Bewegungsmangel. Ich habe es schon gesagt: Die Mediziner schreien schon ganz laut auf.

Ich erwarte mir von Ihnen, Herr Vizekanzler, Herr Sportminister, dass Sie das abstellen, dass Sie mit sofortiger Wirkung die Sportanlagen aufmachen.

Folgendes verstehe ich nicht: Schön war es, dass alle Fraktionen hier eine Brandrede für den Sport gehalten haben. Kollege Egger hat gesagt, ihm blute das Herz, und hat hier eine Brandrede für den Sport gehalten. Ich hoffe, dass ihr beim nächsten freiheitli­chen Antrag im Salzburger Landtag dann endlich zustimmen werdet. Beim letzten habt ihr dagegen gestimmt, so wie auch die Grünen. Ihre Parteikollegen, Herr Vizekanzler und Sportminister, haben im Salzburger Landtag gegen einen freiheitlichen - -

Präsident Mag. Christian Buchmann: Frau Bundesrätin, die Redezeit von 5 Minuten ist überschritten. Ich bitte, zum Ende zu kommen.

Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser (fortsetzend): Ich bin fertig. Es freut mich, wenn Sie sich für den Sport einsetzen, aber ich hoffe, dass ihr endlich einmal auch Taten setzt und nicht nur Worte fließen lasst. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

10.19

Präsident Mag. Christian Buchmann: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Karl-Arthur Arlamovsky. Ich erteile es ihm. – Bitte, Herr Bundesrat.