14.48

Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser (FPÖ, Salzburg): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich fange wiederum mit Tagesordnungspunkt 9 an und wie­derhole, da im Ausschuss ein Beschluss über den Antrag infolge Stimmengleichheit nicht zustande gekommen ist, was im Antrag der Bundesräte Marlies Steiner-Wieser, Kolle­ginnen und Kollegen steht: „Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wird aufgefordert ein Förderprogramm zur Rettung von Rehkitzen vor dem drohenden Mähtod einzurichten, wobei insbesondere der Ankauf von Vergrämungsgeräten und der Einsatz von Drohnen gefördert werden soll.“

Ich stelle folgenden Antrag:

Antrag

der BundesrätInnen Marlies Steiner-Wieser, Kolleginnen und Kollegen zu TOP 9

„Die unterzeichneten [...] Bundesräte stellen gemäß § 43 Abs. 1 GO-BR den Antrag, dem gegenständlichen Entschließungsantrag die Zustimmung zu erteilen.“

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Zum Thema: In den Monaten Mai und Juni werden in der Natur mehrheitlich die Rehkitze gesetzt. Zeitgleich fangen aber unsere Bauern mit der ersten Mahd an, und für diese Jungtiere sind diese Riesenmähmaschinen eine große Gefahr. Als Schutz vor natürli­chen Feinden wie Fuchs oder Bussard werden die Jungtiere von den Müttern ins hohe Gras gelegt, um dort Schutz zu finden. Die Rehkitze verbringen dort ihre ersten Lebens­monate, meistens eingerollt, und verlassen den Platz nur, wenn sie trinken möchten oder wenn sie zur Geiß gehen, damit sie von dieser geputzt werden.

Die Kitze haben ja, wie wir oder einige von euch vielleicht wissen, keinen Fluchtinstinkt. Das heißt also, wenn die Mähmaschine kommt, laufen die Jungviecher nicht davon, son­dern sie rollen sich zusammen und ducken sich im Gras. So verlieren wir jährlich circa 25 000 Rehkitze beim Mähen, bei einer natürlichen Handlung. Alleine bei uns in Salz­burg sind über 1 000 Rehkitze den Mähmaschinen zum Opfer gefallen. Oft einmal er­wischt man die Rehkitze nicht gleich, sondern man fährt einen Lauf ab und die Kitze müssen elendiglich zugrunde gehen. Jeder Bauer, dem das passiert, ist zutiefst getrof­fen, denn das will wirklich kein Landwirt, das will kein Jäger, das will kein Mensch auf der Welt, dass die Tiere so ums Leben kommen.

Es ist schon einiges unternommen worden, um die Rehkitze zu retten. Ich denke an Akustikwarner oder auch Menschenketten, die gehen. Hunde können nur bedingt einge­setzt werden, weil die Tiere keine Eigenwitterung haben, und so können die Hunde sie nicht aufspüren und retten. Als besonders effektiv haben sich eben, wie auch im Antrag gewünscht wird, Drohnen mit Wärmebildkameras erwiesen. Da gilt es bitte aufzupassen, dass nicht zu spät in der Früh gestartet wird, weil man den Temperaturunterschied dann nicht mehr erkennt. Viele Freiwillige stellen diese Drohnen zur Verfügung, haben auch den Pilotenschein dazu und helfen mit. Man glaubt kaum, wie viele Freiwillige das sind, die mithelfen, diese Rehkitze beziehungsweise überhaupt das Niederwild zu retten.

Um aber diese Lücke zu schließen, müssen die Drohnenflieger klarerweise vernetzt wer­den. Da gibt es von der Rehkitzrettung auch eine Plattform: „Gemeinsam gegen den Mähtod“; im „Salzburger Bauer“ ist schon darüber berichtet worden, der ORF Salzburg hat darüber berichtet. Jeder, der schon einmal dabei war, weiß, wie einem das Herz übergeht, wenn man ein Rehkitz retten kann. Damit das Kitz den menschlichen Geruch nicht annimmt, nimmt man ein Grasbüschel in jede Hand, dann nimmt man das Rehkitz, legt es an den Rand der Wiese, und der Bauer kann die Wiese mähen; danach legt man das Tier wieder zurück an die ursprüngliche Stelle, und die Geiß kann ihr Kitz großzie­hen. Das ist wirklich ein tolles Erlebnis.

Darum verstehe ich überhaupt nicht – ich verstehe es wirklich nicht –, warum die ÖVP gegen diesen Antrag stimmt. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe noch weniger, warum die zwei Salzburger Bundesräte gegen diesen Antrag stimmen. In Salzburg haben wir so einen Antrag gehabt, Landesrat Schwaiger hat sogar eine Brandrede dafür gehalten. Ich empfinde das wirklich als Augenauswischerei, dass ihr zwar in Salzburg einem Post­kastenantrag nach Wien eure Zustimmung erteilt, hier in Wien aber dagegenstimmt – das ist eine Augenauswischerei –, nur weil dieser Antrag von uns Freiheitlichen kommt. (Beifall bei der FPÖ.) Das hat nichts mit Sachpolitik zu tun, das ist reine ÖVP-Partei­politik. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Bundesrates Schennach.)

Beim zweiten Antrag geht es um Hundebetreuung. Wir wissen ja, dass während Corona die Menschen aufgrund dieser schikanösen Regierungssanktionen teilweise in Depres­sionen verfallen sind. Sie waren einsam und haben sich vermehrt Tiere angeschafft, um gegen die Einsamkeit, gegen die Depressionen anzukämpfen. Vor allem Hunde waren begehrt. Es haben sich viele Menschen einen Hund angeschafft, und da hat schon das erste Problem angefangen, weil ein junger Welpe gut erzogen und wirklich in die richtige Richtung geführt gehört. Es waren aber die Hundeschulen gesperrt, es hat keine Wel­penkurse gegeben, es hat keine Junghundeschule gegeben. Irgendwann sind die Hunde größer geworden, der Arbeitsalltag ist wieder losgegangen und die Menschen sind völlig überfordert davon gewesen, was sie jetzt mit ihren vierbeinigen Lieblingen machen sollen. So sind sie kurzerhand vielfach in einem Tierheim abgegeben worden.

Die Tierheime, das lesen wir tagtäglich, gehen über. Was wir traurigerweise auch immer wieder lesen, ist, dass die Tiere einfach ausgesetzt werden. Beides ist nicht notwendig. Beides, sage ich, ist nicht notwendig, wenn man sich ernsthaft darüber Gedanken macht, wie man dem entgegenwirken könnte. Ich habe das gemacht und habe in Salzburg ein Modell entdeckt, und zwar den Hundecampus, wo niederschwellig Tiere – Hunde – be­treut werden können. Es sind nicht nur Coronahunde dort. Durch Scheidungen können Hunde auf einmal zu Scheidungswaisen werden. Es kann plötzlich jemand krank wer­den, man muss ins Krankenhaus und weiß nicht, wo man den Hund hingeben kann. Dann ist man auf eine externe Hundebetreuung, nicht im Familienverband, angewiesen.

Genau dieses Modell bietet der Hundecampus. Die Hunde leben dort nicht in einem Zwinger wie im Tierheim. Die Hunde werden dort im Familienverband betreut. Ihr könnt das alle googeln, bitte schaut euch das an, das ist wirklich ein tolles Projekt! Das Projekt betreibt ein junges Ehepaar, das das mit viel Herzblut macht. Man weiß seine vierbeini­gen Lieblinge dort wirklich gut aufgehoben, sie werden artgerecht gehalten, sie dürfen im Haus ein- und ausgehen. Gegen die Hitze im Sommer ist ein kleines Schwimmbad gemacht worden, damit sich die Hunde abkühlen können. Die Hunde haben Freilauf – auf 10 000 Quadratmetern können sich die Hunde austoben. Die Hundehalter sind glücklich, die Hunde sind glücklich.

Bei diesem Antrag geht es lediglich darum, dass geprüft wird, ob es möglich wäre, öster­reichweit ähnliche Modelle umzusetzen, damit Tiere nicht ins Tierheim abgeschoben werden müssen, sondern gut aufgehoben sind, wenn die Hundehalter arbeiten gehen, sonstige Verpflichtungen haben oder tatsächlich im Krankenhaus landen. Das ist ledig­lich ein Prüfantrag. Ich glaube, das wäre nicht zu viel verlangt. Am Montag war Welttier­schutztag, und ich traue mich zu wetten, dass sich 99,9 Prozent der hier Anwesenden dazu in irgendeiner Art und Weise geäußert haben. Jetzt können wir drei Tage nach dem Welttierschutztag mit zwei Anträgen ein Zeichen setzen und sagen: Jawohl, uns ist Tier­schutz wirklich wichtig, wir nehmen das wirklich ernst! Ich hoffe, dass es bei der ÖVP und bei den Grünen ein Umdenken gibt und sie diesen beiden Anträgen zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

14.56

Präsident Dr. Peter Raggl: Der von den Bundesräten Marlies Steiner-Wieser, Kollegin­nen und Kollegen gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäftsordnung eingebrachte Antrag zum Verhandlungsgegenstand, dem Entschließungsantrag 303/A(E)-BR/2021 die Zustim­mung zu erteilen, ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Verhandlung.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Martin Preineder. Ich erteile ihm die­ses. – Bitte.