9.10

Bundesrat Günter Kovacs (SPÖ, Burgenland): Ich darf mich zunächst für das Einbringen dieser Aktuellen Stunde, dieser sehr wichtigen Sache der Landwirt­schaft in Österreich, bedanken, Herr Minister. Ich darf Magnus Brunner erwäh­nen: Er hat in seiner Budgetrede genau 10 Sekunden über die Landwirtschaft verloren. Deshalb ist es heute noch wichtiger, dass wir darüber reden, was sich momentan abspielt und wie es mit der Landwirtschaft aussieht.

Ich darf sagen – Frau Wolff hat ja schon sehr viel vorweggenommen –, dass wir natürlich auch in die Zukunft sehen. Ich darf als burgenländischer Bundesrat natürlich einige Sätze über das Burgenland verlieren, über den Paradigmen­wech­sel, den wir vor einigen Jahren im Burgenland gestartet haben. Landeshaupt­mann Hans Peter Doskozil hat die Biowende im Burgenland sehr erfolgreich ein­geleitet, und ich darf Ihnen einige Daten und Fakten dazu nennen. Vor allem möchte ich sagen, dass die Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine gezeigt haben, wie wichtig es ist, diese Umstellung jetzt durchzuführen.

37,5 Prozent der Fläche im Burgenland sind bereits bio, also dort wird schon bio angepflanzt. (Zwischenruf des Bundesrates Preineder.) – Das ist richtig. Das möchte ich auch erwähnen: Salzburg ist ganz weit vorne, Salzburg ist mit fast 50 Prozent Nummer eins (Bundesrätin Eder-Gitschthaler: Danke schön! Danke schön!), das Burgenland liegt bei 37,5 Prozent. Das Ziel im Burgenland ist es aber natürlich, dass wir in wenigen Jahren, 2027, auch schon bei 50 Prozent sind.

Warum ist das so wichtig? – Wir sehen natürlich, dass unsere burgenländischen Landwirte qualitativ höchstwertige Produkte herstellen, die am Markt auch immer mehr gefragt sind. Der Kauf von Bioprodukten aus der Region verspricht beste Qualität und sichert zugleich zahlreiche heimische Arbeitsplätze zu fairen Konditionen. Dieser burgenländische Weg, den ich hier auch ein bissel zele­brieren darf, ist auch ein Bekenntnis zu verstärkter natürlicher Produktion und artgerechter Tierhaltung. Die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern tragen gemeinsam mit den Betrieben in der Region und im Handel zu einem qualitativ hochwertigen Gesamtbild bei. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte mich auch einmal bei allen Bauern, bei allen Landwirten, bei allen Winzern, allen Weinbauern hier in Österreich für diese Leistungen bedanken, die sie jeden Tag für uns erbringen, die sie das ganze Jahr erbringen. Wir können stolz auf unsere Bäuerinnen und Bauern sein! – Danke schön.

Das Interesse an der Ernährung steigt, dadurch haben wir auch mehr Qualitäts­bewusstsein. Das führt zu Zuversicht seitens der Bioproduzenten, sie können künftig mehr denn je auch auf die Wertschätzung der Konsumenten zählen. Das sehen wir auch jetzt in der Krise. Kollegin Wolff hat es vorhin gesagt: Man sieht auch jetzt in der Krise, dass es natürlich besser ist, auf Bio umzustellen, weil es natürlich auch von den Erzeugungskosten her besser, günstiger und nachhaltiger ist.

Wir im Burgenland haben ein Ziel: Wir wollen Bio ganz stark machen, wir wollen das Bioland Nummer eins in Österreich werden. Wir haben noch einige Jahre vor uns, aber das werden wir schaffen.

Wir wissen, diese Regionalität vermittelt Vertrauen und Zugehörigkeit. Das holen sich die Menschen immer mehr in ihr Bewusstsein. Wir vertrauen in die Qualität, Herkunft und Nachvollziehbarkeit der Produkte. Diese Unternehmen liefern mit ihren regionalen Angeboten einen wichtigen Beitrag für die heimische Wert­schöpfung. Wir dürfen nicht vergessen, der Kauf von regionalen Produkten leis­tet unter anderem aufgrund der kurzen Transportwege auch einen großen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Auch deshalb stehen diese Regionalität und Bio bei Burgenländerinnen und Burgenländern hoch im Kurs und greifen viele von uns immer öfter auch zu regionalen Produkten.

Ich möchte aber auch noch einige aktuelle Themen ansprechen. Die Teuerungs­rate steigt, getrieben vor allem durch hohe Energie- und Treibstoffpreise. Kriegsbedingte Produktions- und Lieferausfälle sowie Energiepreisanstiege schlagen sich wiederum auf die Betriebsmittelpreise. Auch die Futtermittelpreise steigen infolge der Gesamtsituation an. Einiges betrifft die Bauern besonders.

Sicher ist, dass die biologische Landwirtschaft von fossilen Grundstoffen weit­gehend unabhängig ist, und das macht sie neben anderen Faktoren resilienter und krisenfester. Konsumenten haben über die vergangenen Jahrzehnte von Jahr zu Jahr kontinuierlich mehr Biolebensmittel gekauft. Man darf auch einmal erwähnen, dass Österreich beim Bioanteil in den gesamten Lebensmittelum­sätzen weltweit auf dem zweiten Platz liegt. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte aber auch etwas Kritisches anmerken, weil es in den Kontext passt. Diese CO2-Steuer, die vor wenigen Tagen eingeführt worden ist, belastet nicht nur den „normalen Menschen“ – unter Anführungszeichen –, die Pendlerinnen und Pendler extrem, sondern natürlich auch die Bauern. Da ist mein Verständnis nicht ganz so groß, wenn man sagt, man ist vor allem von der Seite der ÖVP mitge­­gangen, um das praktisch noch teurer zu machen. Wir sehen es jetzt an den Mineralölstoffen, am Sprit, wenn man tanken muss; auch Bauern müssen sehr viel tanken. Da noch einmal herzugehen und den Dieselpreis von eh schon 2 Euro noch einmal zu erhöhen, auf 2,10 Euro, ist mir völlig unverständlich. Ich hätte mir dabei auch ein bisschen mehr Gegenwehr gegenüber Ihrem Koali­tionspartner erwartet.

Während der Coronakrise in den vergangenen zwei Jahren war ein überdurch­schnittliches Wachstum zu verzeichnen. Es liegt aber in der Natur der Märkte, dass diese steile Kurve auch wieder abflachen wird. Neueste Zahlen der AMA zu den Umsätzen im LEH zeigen, dass Konsumenten Bio auch in Zeiten der Inflation die Treue halten. Der Bioanteil liegt mit durchschnittlich 12,1 Prozent im gesam­ten bisherigen Jahr 2022 sogar über dem Durchschnitt der extrem um­satz­star­ken Jahre 2020 und 2021.

Die Zahlen habe ich vorhin genannt. Das Ziel, Bio immer weiter auszubauen, ist klar. Wir haben dazu ein Zwölfpunkteprogramm entwickelt, zum Beispiel die Erhöhung des Bioanteils bei Landes- und landesnahen Küchen und Buffets. Das haben wir im Burgenland gemacht. Sämtliche Landeseinrichtungen – Schulen, das Land Burgenland selbst, Spitäler, Kindergärten – sind bereits zu 90 Prozent auf Bio umgestellt. Darauf sind wir auch sehr, sehr stolz.

Wir sagen aber auch, die Tiere brauchen Bio. Diese Nahrungskette muss ja schon dort anfangen, damit wir gesunde Lebensmittel genießen und essen kön­nen und nicht schon vielleicht Fleisch mit Antibiotika genießen müssen.

Wir haben noch etwas gemacht. Die beste Ausbildung für unsere jungen Landwirt:innen – das hat auch Kollegin Wolff vorhin gesagt – ist ganz entschei­dend, damit wir weiterhin auf einer guten Spur sind. (Bundesrat Preineder: Wenigste Förderung für die Landwirtschaftskammer, gell?) – Ja, Herr Kollege, wir sind im Burgenland natürlich auf der Seite der Bauern, der Bio­bauern. Wir haben gesehen, dass da einiges weitergeht. Das ist nicht nur für die Bauern gut, das ist vor allem auch für die Bevölkerung gut. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben auch eine Bioumstellungsförderungsbilanz gemacht. Wir haben gese­hen, was das alles ausmacht. Jeder Biobetrieb bei uns im Burgenland wurde mit 15 000 Euro sofort unterstützt – vielleicht auch ein Vorbild für Ihr Heimat­land, für Niederösterreich. (Bundesrat Preineder: Ich bin schon!) Mit 15 000 Euro haben wir das unterstützt. Insgesamt haben wir schon über 2,5 Millionen Euro in die Hand genommen, um diesen Zweig eben noch mehr zu forcieren.

Ich sehe, die Zeit ist zu Ende. Ich möchte damit schließen, dass eine Biowende natürlich nicht von heute auf morgen passieren kann, sondern dass es viele Partner braucht, die beteiligt sind, die bei der Umsetzung notwendig sind. Es ist also ein ganz breites Feld. Der Schritt zu mehr Bio ist ein nachhaltiger Weg, der für unsere Gesundheit und für unsere nachfolgenden Generationen enorm wichtig ist. – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit, danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

9.18

Präsidentin Korinna Schumann: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Michael Bernard. Ich erteile ihm dieses.