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Bundesrat MMag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich, dass ich zu diesem Tagesordnungspunkt als jemand reden kann, der mit dem Film oder mit der Filmwirtschaft besonders verbunden ist. Ich bin nicht nur förderndes Mitglied des Österreichischen Filmmuseums, ich habe auch als Statist, vor allem in meiner Studienzeit, an einer Hollywoodproduktion, an einem Haneke-Film mitgewirkt. (Beifall bei Bundesrät:innen von ÖVP, SPÖ und Grünen. – Bundesrat Schennach: Na gut, bei der Schwester!) Ich habe auch, als meine Schwester an der Filmakademie studiert hat, als Continuity bei einem Akademie­film mitgeholfen, bei dem Jessica Hausner Regie geführt hat, und vier Mitglieder meiner engeren Familie sind in der Filmwirtschaft beschäftigt. Meine Schwester ist Filmemacherin und Cutterin, mein Neffe macht Kamera. Also insofern interessiere ich mich sehr für das Thema.

Die Qualität des österreichischen Films ist unbestritten. Was die Filmwirtschaft betrifft, haben wir unser Potenzial in den letzten Jahren, Jahrzehnten aber leider nicht ausgeschöpft. Wir haben schon gehört, wir befinden uns in einem Wett­bewerbsmarkt, und die Filmproduktion in Nachbarländern, in anderen Ländern war bisher attraktiver. Deswegen ist es gut, dass es ein neues Filmförderungs­gesetz gibt, das den Standort stärkt. Wir stimmen da auch mit.

Es gibt einen Kritikpunkt, den wir haben, nämlich die konkrete Ausgestaltung des Förderungsmodells. Im europäischen Vergleich sind nämlich fast alle Förde­rungs­modelle Kombinationsmodelle zwischen Steuergutschriften und Förderun­gen. Hier in Österreich wird wieder der Weg gewählt, der fast immer gewählt wird, nämlich eine hundertprozentige Förderung zu vergeben.

Diejenigen von uns, die Anfang Juni in Luxemburg bei der Delegationsreise des EU-Ausschusses mit waren, wissen es: Bei unserem Gespräch bei der EIB, beim EIF, als es darum gegangen ist, welche Fördermöglichkeiten Österreich ausübt, kam der Vorschlag, dass wir nicht immer hundertprozentige Förde­rungen vergeben sollen, sondern auch Investitionsmodelle, Kombinations­mo­delle vor­sehen sollen, also Beteiligungsmodelle, die da effizienter sein können.

Expertinnen und Experten empfehlen, ein Mischsystem anzudenken, weil die Steuergutschriften und Steueranreizsysteme zum Beispiel auch Geld von Investorinnen und Investoren nach Österreich bringen würden, die damit lang­fristige Investitionen in den Standort sichern würden. Das hätte auch den weiteren Vorteil, dass der Staat selbst weniger Fördergelder in die Hand nehmen muss, um den gleichen Effekt zu erreichen.

Bei der großen Hollywoodproduktion „The Gray Man“, einem Netflix-Action-Blockbuster, der teuersten Netflix-Produktion bisher mit 200 Millionen Dollar Budget – vielleicht hat den Film jemand von Ihnen gesehen –, spielt ein guter Teil davon in Wien, im Hundertwasserhaus und in den Straßen rundherum. Die Geschichte ist aber die, dass er nicht im Hundertwasserhaus gedreht wurde, sondern die Kulisse Hundertwasserhaus wurde in einem Studio nachgebaut. So etwas sollte vielleicht in Zukunft nicht passieren. (Bundesrat Schennach: Du solltest aber vielleicht auch eine Werbedurchsage für den fantastischen letzten Film deiner Schwester machen: „Robolove“! – Bundesrätin Zwazl: Ja, bitte!)

Also einer der letzten Filme – Kollege Schennach hat es angesprochen – meiner Schwester, sie macht Dokumentationen, heißt „Robolove“; für alle, die sich den Film anschauen möchten. (Beifall bei Bundesrät:innen von ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Es gibt aber – wir haben es auch schon gehört – nicht nur diese eine gute Nachricht für den österreichischen Film, auch die Stadt Wien, die Fortschritts­koalition von SPÖ und NEOS, die es dort gibt, hat heuer zwei positive Maßnahmen für den Film gesetzt, eine letzte Woche: die Errichtung von zwei Produktionshallen in Simmering in der 7. Haidequerstraße, deswegen heißt das dort auch HQ7, mit rund 3 000 Quadratmetern Nutzfläche. 9 Millio­nen Euro werden da in die Filminfrastruktur investiert. Und Anfang des Jahres – es wurde schon verkündet – wurden 2 Millionen Euro für das Vienna Film Incentive bereitgestellt, um den Film in Wien zu fördern. (Beifall bei Bundesrät:innen der SPÖ.)

Wir NEOS freuen uns, dass wir ein ordentliches Fördersystem bekommen, und trotzdem fehlt es, wie man im europäischen Vergleich sehen kann, zumindest zu einem Teil an einem Gegenfinanzierungsmodell. Deswegen hätten wir uns gewünscht, dass eine größere Debatte darüber geführt worden wäre, welche Modelle in Europa bestehen, welche gut funktionieren, dass man sich Best Practices abschaut, um ein Fördersystem zu bauen, das nicht nur zu 100 Prozent ein Fördergeldausschüttungssystem ist. Trotzdem ist das vorliegende Gesetz natürlich dutzendmal besser als das, was es bisher gab, und deswegen stimmen wir auch zu. – Vielen Dank. (Beifall bei Bundesrät:innen von ÖVP, SPÖ und Grünen.)

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