15.06

Bundesrätin Mag. Dr. Doris Berger-Grabner (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Werte Zuschauer zu Hause! Es geht heute um eine sehr, sehr wichtige Novelle. Es geht darum, unsere Kindergärten und unsere Schulen nachhaltig zu stärken und weiterzuentwickeln.

Ja, Frau Kollegin Hahn, wir haben tatsächlich einen Mangel an Elementarpäda­gogen und -pädagoginnen und einen Personalmangel im Lehrerbereich. Aber warum? – Ich sage es Ihnen: Weil unter SPÖ-Verantwortung das Lehramts­studium auf sechs Jahre aufgebläht worden ist. (Bundesrätin Hahn: Und wart ihr da nicht dabei? Wart ihr da nicht in der Regierung?)

Ich bin selber Wirtschaftspädagogin, ich habe neun Semester Pflichtstudium inklusive Praktikum absolviert, und ich sage Ihnen: Auch das hat sicher ausgereicht. (Bundesrätin Hahn: Wart ihr da nicht dabei? Ihr wart doch Mitglieder der Regierung, oder nicht?)

Jetzt aber zum Tagesordnungspunkt: In Österreich werden Kindergartenpäda­gogen und -pädagoginnen grundsätzlich an Bildungsanstalten für Elemen­tarpädagogik ausgebildet. Wir wissen, dass der Großteil von ihnen die Ausbil­dung mit 14 beginnt und dann mit Matura und Berufsberechtigung ab­schließt. (Bundesrätin Hahn: Was hat außerdem das Studium jetzt mit der Elemen­tarpädagogik zu tun? Aber okay!) Ein Teil absolviert jene Kollegs, für die Ma­tura, Berufsreife- oder Studienberechtigungsprüfung Voraussetzung sind. Ab Herbst soll es auch einen Hochschullehrgang für Elementarpädagogik geben, um eben auch den Quereinsteigenden entgegenzukommen.

Das ist ein wichtiger und ein notwendiger Schritt, um die Elementarpädagogik zu stärken und auszubauen und vor allem dem Personalmangel entgegenzuwirken.

Weiters – wir haben es schon gehört – schaffen wir eine Verbesserung der pädagogischen Diagnostik, eben die Grundlage für die stufenweise Einfüh­rung eines weiteren Instruments namens individuelle Kompetenzmessung plus. (Bundesrätin Hahn: Nicht schaffen; haben wir schon!) Ich halte das für ganz wesentlich und danke da auch unserem Herrn Bundesminister. Wir wer­den die Kompetenzmessung noch weiter ausbauen, weil sie für eine evidenzba­sierte Bildungspolitik so wichtig ist. (Beifall bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Bundesrätin Hahn: Dann nehmen Sie die Expertise der Pädagog:innen nicht wahr, oder?)

Sie ist auch als Feedbackinstrument für einen guten Unterricht wichtig, aber vor allem auch als Orientierungshilfe für unsere Schüler und Schülerinnen, für die Eltern, für die Lehrenden, damit sie Antworten bekommen auf die Fragen: Wo stehe ich? Wo steht mein Kind? Wo hat es tatsächlich seine Talen­te? (Bundesrätin Hahn: Aber was ist mit der Expertise der Lehrerinnen und Lehrer? Haben die keine Ahnung davon, was sie tun? – Bundesrat Schennach: Nein! Bundesrätin Schumann: Nein, die wissen nichts! – Bundesrat Schennach: Die Lehrer haben meistens überhaupt keine Ahnung!)

Wir haben es ja auch im Unterrichtsausschuss gehört: Ein ganz, ganz wichtiger Vorteil dieser IKM plus ist auch die rasche und umgehende Ergebnisrück­meldung an die Schule und an die Lehrpersonen. (Bundesrätin Hahn: Nicht böse sein, aber wenn ich vier Jahre mit einem Kind arbeite, dann weiß ich ...!) Die Ergebnisse können nämlich noch im selben Schuljahr im Unterricht und an der Schule wirksam werden und genutzt werden. Somit profitieren eben ge­nau die Schüler und Schülerinnen unmittelbar, direkt und ohne Notendruck. Wir schauen, wo Förderbedarf gegeben ist, und geben mit den Fakten dann auch gute Anregungen dazu, wie der Bildungsweg für die jungen Mädchen oder Buben weitergehen kann. (Bundesrätin Hahn: Also ein Lehrer kann das nicht sehen? Die Lehrer haben keine Ahnung?) Dafür wird heute die Grundlage gelegt, und dafür bitte ich auch um Ihre Zustimmung.

Ich komme auf einen weiteren Punkt, zum dem wir vorhin noch nichts gehört haben: Neben dem Regelschulsystem besteht ja auch die Möglichkeit, dass Kinder im häuslichen Unterricht ausgebildet werden. Wir wissen auch, dass aufgrund von Corona leider – das bedauere ich auch als Pädagogin sehr – sehr oft der häusliche Unterricht gewählt wurde. (Bundesrätin Schartel: Wer hat denn zugestimmt?)

Viele Eltern haben aber dann gesehen, dass Unterricht doch nicht so einfach ist, und damit die Lehrziele einheitlich erfüllt und erreicht werden können, sind sogenannte Externistenprüfungen notwendig. Da kommt es jetzt zu einer Abgel­tung der Mehrbelastungen der Lehrer und Lehrerinnen, die als Prüfer und Prüferinnen sehr stark gefordert waren und sind. Das freut mich. Es freut mich sehr, dass wir heute hier eine Forderung umsetzen können und die Abgel­tung entsprechend erhöht wird. Vielen Dank auch an die Kollegen und Kollegin­nen, die diese wichtigen Prüfungen abnehmen und die Möglichkeit des häuslichen Unterrichts überhaupt erst gewähren!

Meine geschätzten Kollegen und Kolleginnen, ich schließe mit einem Dank an alle Pädagogen und Pädagoginnen, die tagtäglich unsere Kinder fordern und fördern. Bildung ist Zukunft, und jede Investition in Bildungsmaßnahmen zahlt sich aus. Es gibt nur eines, das auf Dauer teurer als Bildung ist, nämlich keine Bildung. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesrät:innen der Grünen.)

15.11

Vizepräsident Günther Novak: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundes­rat Josef Ofner. – Bitte, Herr Bürgermeister.