9.17

Bundesrätin Heike Eder, BSc MBA (ÖVP, Vorarlberg): Guten Morgen, Herr Prä­sident! Guten Morgen, Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herzlich willkommen, liebe Besucher! Liebe Angehörige von vielen, die heute an­gelobt worden sind, herzlich willkommen im Bundesrat! Liebe Zuseher zu Hause! Wir sind nach der heutigen Angelobung aktuell 29 Frauen im Bundesrat, das sind 47,5 Prozent der Mitglieder, und damit teilen wir Frauen etwas, das kein männlicher Kollege von uns kennt – auch Sie nicht, Herr Vizekanzler –: Wir haben nämlich unsere Periode. (Heiterkeit bei Bundesrät:innen der ÖVP.) Aber was hat Menstruation mit Sport zu tun, was hat Menstruation mit Leistungsfähigkeit zu tun?, das werden Sie sich vermutlich fragen. Der eine oder der andere denkt sich vielleicht: Na ja, nicht besonders viel, zumindest ist das kaum Thema in öffentlichen Diskussionen und Debatten und hat kaum Aufmerksamkeit erlangt. Aber nur deshalb, weil es kein Thema ist, heißt das nicht, dass die Periode keinen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit einer Sportlerin hat.

In einer BBC-Umfrage, in Rahmen derer über 500 Sportlerinnen befragt wurden, gaben 60 Prozent nämlich an, dass sie ihre Periode durchaus in ihrer sportli­chen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und auch bereits dazu geführt hat, dass sie schon das eine oder andere Training oder den einen oder anderen Wettkampf ausfallen lassen mussten. Und dennoch fanden es gleichzeitig 40 Prozent der Befragten als äußerst unangenehm, mit ihrem Trainer über dieses frauenspezifische Thema zu reden. Umso mehr Aufmerksamkeit bekommen bekannte Sportlerinnen dann, wenn sie es doch einmal tun, also darüber reden.

Die chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui hat bei den Olympischen Spielen in Rio weltweite Aufmerksamkeit bekommen, als sie in einem Interview öf­fentlich sagte: Meine Periode hat gestern Nacht eingesetzt und ich fühle mich ziemlich schwach und wirklich müde.

Auch Mikaela Shiffrin – die meisten von euch werden sie kennen, das ist mein Lieblingsbeispiel, die erfolgreichste Skirennläuferin aller Zeiten – hat in der vergangenen Saison in einem Interview über ihre Periode gesprochen. Sie hat gesagt: „Nach gestern war ich ziemlich müde, ich habe gerade nicht den besten Moment in meinem monatlichen Zyklus“.

Dass selbst die Medien bei diesem Thema etwas unbeholfen und, ja, auch unerfahren sind, zeigt auch die Reaktion des ORF bei der Übersetzung. Aus den englischen Worten von Mikaela – sie hat gesagt: „I’m kind of in an unfortunate time of my monthly cycle“ – konstruierte der Moderator nämlich die Übersetzung: „Es ist sehr anstrengend. Ich komme nicht einmal zum Radfah­ren, was ich immer mache jedes Monat.“ (Allgemeine Heiterkeit.)

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, das Thema der heutigen Aktuellen Stunde ist ja Frauenförderung im Sport und auch in der Kultur. Ihr habt es wahrscheinlich mitbekommen: Ich konzentriere mich jetzt in meinem Beitrag auf das Thema Sport. Da der Monatszyklus einer Frau wirklich erhebli­chen Einfluss auf Training und Wettkampf ausübt, hat das Olympiazentrum Vorarlberg ein Projekt namens Female Athlete konzipiert und umgesetzt.

Female Athlete ist das erste Projekt in dieser Form in Österreich, das die Frau im Leistungssport nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beleuch­tet. Da wird man zum Beispiel in physiologischen Schwerpunkten wie den Zyklusphasen geschult. Es gibt ernährungswissenschaftliche Besonderheiten während der Zyklusphasen, da werden die Sportlerinnen gebrieft und ge­schult, worauf sie sich da konzentrieren sollen, und natürlich ist das Thema Kom­munikation ein großer Schwerpunkt, wo es unter anderem auch um die Frage geht: Wie kommuniziere ich mit meinem Trainer über frauenspezifische Themen oder das Thema Periode im Konkreten?

Das Thema ist sehr gut angekommen, sogar so gut, dass das Olympiazentrum Vorarlberg jetzt gerade durch alle Olympiazentren in ganz Österreich tourt. Linz und Sankt Pölten waren schon dran, Innsbruck, Salzburg und Kla­genfurt folgen in den nächsten Wochen. Das heißt, wir rollen nun also unser Vorarlberger Female-Athlete-Konzept und -Programm auf den ganzen Spitzensport in Österreich aus.

Neben dem Spitzensport braucht es aber auch Funktionär:innen, es braucht Trainer:innen, es braucht Manager:innen, die sich nachhaltig im Sport engagieren. An dieser Stelle kann man auch wirklich das Gendertraineepro­gramm als absolut positiv erwähnen, das extra ins Leben gerufen wurde. Mit einer vierjährigen Ausbildung können sich da junge Talente in der österrei­chischen Sportlandschaft positionieren, denn am Ende geht es mit all die­sen Maßnahmen eigentlich nur darum, an verschiedensten Stellschrauben zu drehen, damit wir Österreichs Sportlandschaft nachhaltig und weiter verbessern.

In diesem Sinne: Bleibt sportlich! – Und: Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen, bei Bundesrät:innen von SPÖ und FPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

9.22

Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag.a Elisabeth Gross­mann. – Bitte, Frau Bundesrätin.