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Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Frau Vizepräsidentin! Noch einmal sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Nach Kollegin Eder zu so einem Thema zu sprechen ist eine Herausforderung. Die Rede war sehr emotional, hat mich sehr bewegt. Ich glaube, es kann sich nämlich kaum jemand, der gesunde Kinder hat, vorstellen, wie es ist, wie belas­tend, emotional belastend, es ist, Kinder zu haben, denen es sehr schlecht geht, die eine Reha brauchen – aufgrund chronischer Krankheiten oder aufgrund von Unfällen.

Zu dieser unglaublichen, unvorstellbaren Belastung kommt dann auch noch die existenzielle Not dazu. Ich kenne Familien, deren Kinder regelmäßige Behand­lungen in Rehaeinrichtungen benötigt haben und benötigen.

Da ist der mittlerweile erwachsene Mann, der mit 11 Jahren aufgrund einer akuten neurologischen Erkrankung plötzlich nicht mehr gehen konnte und von seinen Mitschüler:innen in der Schule übers Stiegenhaus getragen wurde – mein Sohn war einer von denen, die ihm da regelmäßig geholfen haben. Durch mehrmalige, regelmäßige Rehaaufenthalte hat er wieder gehen gelernt. Er konnte einen Beruf erlernen und macht mittlerweile auch wieder Sport.

Da sind die beiden Familien mit Kindern, die kindliches Rheuma haben. Ich glaube, das kann sich auch kaum jemand vorstellen, wie emotional belastend es ist, seine Kinder tagtäglich in dem Schmerz und Leid zu begleiten. Diese regelmäßigen Aufenthalte in Spezialkliniken lindern die Schübe etwas und die Schmerzen immerhin für einige Zeit.

Die Reha von Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich in einigen Punkten von der Erwachsenen-Reha. Unter anderem gehören da eben der Schulunter­richt und die Freizeitgestaltung dazu, und auch die Beratung und Begleitung der Eltern und Bezugspersonen. Das ist ein ganz ein wesentlicher Faktor für den Therapieerfolg. Auch im Hinblick auf die familienorientierte Reha ist es ganz wichtig, die Familie so weit wie möglich in den Rehaprozess miteinzubeziehen.

Alleine aus diesen Gründen ist es notwendig, dass Eltern ihre Kinder, auch Jugendliche, so gut und so oft wie möglich begleiten können. Viele Eltern, wir haben es von Kollegin Eder gehört, haben massive Schwierigkeiten, diese dringend notwendigen Aufenthalte mit dem Beruf zu vereinbaren. Sie wussten bis dato nicht, wie sie ihre Kinder bei den Rehaaufenthalten begleiten, betreuen und unterstützen können. Es ist heute schon mehrmals gefallen und dargelegt worden: Künftig gibt es die Möglichkeit, Kinder bis zu vier Wochen unter Bezug von Pflegegeld bei der Reha zu begleiten, und das mit einem echten Rechtsanspruch und verbunden mit einem Kündigungs- und Entlassungsverbot. Das ist eine massive Entlastung und extrem wichtig für die Eltern, weil es den Druck und die Belastung, unter der sie stehen, von ihnen nimmt.

Es freut mich sehr, dass wir heute einen gemeinsamen Beschluss aller Parteien für diesen wichtigen Punkt zustande bringen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

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