11.15

Bundesrätin Heike Eder, BSc MBA (ÖVP, Vorarlberg): Herr Präsident! Lieber Herr Sportminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucher hier im Saal und liebe Zuhörer und Zuseher daheim via Livestream! Ein Tag, ein Vormittag, der mit Sport beginnt, kann nur gut werden. Wer von euch hat heute denn schon Sport gemacht? (Allgemeine Heiterkeit. – Die Bundesrät:innen Eder-Gitschthaler, Mertel, Schumann und Schreuder heben die Hand.) – Es sind doch ein paar. Sehr gut! (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Kogler.)  

Wunderbar! Es outen sich doch ein paar, es sind etwas mehr als eine Handvoll, sehr gut. Wer heute noch keinen Sport gemacht hat und sich heute noch nicht bewegt hat – der Herr Sportminister hat sich auch schon geoutet, er hat sich heute auch noch nicht bewegt –, befindet sich in guter Gesellschaft mit 75 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher. Das ist nämlich die Anzahl, die das von der WHO empfohlene Bewegungsausmaß von 22 Minuten täglich oder 150 Minuten wöchentlich nicht erfüllt.

Ja, Österreich kränkelt – das bestätigt auch ein Blick in den Österreichischen Gesundheitsbericht ganz eindeutig, denn das Bewegungs- und Ernährungsverhalten in Österreich ist massiv, ganz massiv im Sinkflug. Auch wenn wir uns in vielen Bereichen in der EU im Spitzenfeld befinden, beim Gesundheitsverhalten ist das definitiv nicht der Fall. Da befinden wir uns EU-weit bestenfalls im Durchschnitt, in einzelnen Bereichen sogar unter dem Durchschnitt.

Der attestierte Bewegungsmangel ist nicht nur eine kleine Unannehmlichkeit, nein, er ist eine tickende Zeitbombe, denn Sportmangel führt langfristig auch zu Gesundheitsproblemen und damit auch zu horrenden Kosten im Gesundheitssystem sowie natürlich auch in unserer Volkswirtschaft.

Die Konsequenzen von Bewegungsmangel sind verheerend. Steigendes Übergewicht: In Österreich sind 51 Prozent der Bevölkerung übergewichtig oder adipös. Übergewicht bedingt weitere Erkrankungen wie solche des Bewegungsapparates, des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes oder Bluthochdruck. Psychische Erkrankungen steigen massiv an. In den letzten zehn Jahren sind diese um 63 Prozent gestiegen. Mittlerweile sind psychische Erkrankungen die dritthäufigste Krankenstandsursache. Meine liebe Kolleginnen und Kollegen, gegen all diese Probleme gibt es ein Medikament, das absolut wirkungsvoll und total sicher wirkt, nämlich Sport und Bewegung. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Deshalb sind alle Anstrengungen, die Österreicherinnen und Österreicher mehr in Bewegung zu bringen, absolut wichtig, um eben die Kosten für unser Gesundheitssystem langfristig in Schach zu halten. Ein „Rekordbudget“ für den Sport – wir sehen es auch in der Überschrift der heutigen Aktuellen Stunde – ist deshalb absolut wichtig. In Wahrheit braucht es das aber jährlich. Es braucht jährlich ein Rekordbudget, um die Volkskrankheit Bewegungsmangel zu bekämpfen. Jeder Euro, der in den Sport investiert wird, kommt laut Social-Return-of-Investment-Erhebungen 14-fach zurück.

Mit dem Projekt tägliche Bewegungseinheit ist uns in dieser Regierungsperiode ein großer Schritt zu mehr Bewegung gelungen. Vorarlberg, mein Heimatbundesland, war im Pilotprojekt das einzige Bundesland, das freiwillig eine zweite Pilotregion definiert und dann auch finanziert hat. Die Rückmeldungen waren dermaßen positiv, dass wir nun wiederum weiter vorangehen und das erste Bundesland sein werden, das im kommenden Herbst mit dem Beginn des Schuljahres die tägliche Bewegungseinheit an allen Kindergärten und Schulen in Vorarlberg anbieten wird. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Bundesrät:innen der SPÖ.)

Die Grundbausteine für ein bewegteres Leben sind gelegt – mit einem Rekordbudget für den Sport, mit der täglichen Bewegungseinheit, mit der Förderung von Sportvereinen. Aber, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, das alleine wird nicht reichen! Wir sind alle massiv aufgefordert, von der Zuschauerbank aufzustehen und selbst aktiv ins Rennen zu gehen (Bundesrat Schreuder erhebt sich ein wenig von seinem Sitzplatz) – genau! (Heiterkeit der Rednerin) – und uns mehr zu bewegen.

Als Eltern, als Trainer unserer Familienmannschaft liegt es in unserer Verantwortung, unseren Kindern nicht nur Regeln beizubringen, sondern auch Gelegenheiten für einen aktiven Familienalltag zu bieten. Da reicht auch schon ein Besuch auf dem Spielplatz, im Wald oder jetzt im Winter ein kleiner Schneehügel mit etwas Schnee zum Rutschen oder Rodeln, denn was Kinder brauchen, um sich außerhalb von Schule und Kindergarten mehr zu bewegen, sind Gelegenheiten und jemand, der ihre Freude daran teilt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Neben dem dringenden Appell zu mehr Bewegung und auch in diese zu investieren, ist es mir auch ein Anliegen, über den Behindertensport zu reden. In dieser Regierungsperiode wurden wichtige Maßnahmen sowohl im Breiten- als auch im Spitzensport gesetzt, die durchaus sehr wichtig und gut angekommen sind. Auch in der medialen Aufmerksamkeit hat sich sehr vieles hin zum Positiven getan. Wenn ich die Paralympischen Spiele verfolge – meine eigenen 2018 im Vergleich zu den letzten Paralympischen Spielen –, dann hat sich unglaublich viel zum Positiven gewendet, auch in der medialen Aufmerksamkeit.

Im Bereich der Mentalsportler aber habe ich ein Anliegen an Sie, lieber Herr Minister. Sie wissen das bestimmt: Es gibt ja in Österreich zwei große Verbände für Mentalsportler; zum einen diese Special Olympics, die starke Botschafter haben, große Sponsoren haben, und zum anderen gibt es eben auch Mentalsportler des Österreichischen Behindertensportverbands. Beide Vereine sind sehr professionell geführt, beide leisten gute Arbeit, beide haben motivierte Sportlerinnen und Sportler, beide haben annähernd gleich viele Mitglieder und beide sind erfolgreich. Ich erinnere auch noch daran, dass die Mentalsportler des Österreichischen Behindertensportverbands bei der Virtus-WM letztes Jahr 16 Medaillen für Österreich geholt haben – unsere Vorarlberger Vorzeigesportlerin Eva-Maria Dünser davon drei goldene.

Leider ist es aber so, dass diese Mentalsportler des Österreichischen Behindertensportverbands eben oft im Schatten der Special Olympics, die alle kennen, stehen. Ich würde Sie bitten, in all Ihren Aktionen und Ehrungen auch die Mentalsportler des ÖBSV immer mit zu bedenken, denn auch sie haben den notwendigen Respekt und Anerkennung für ihre Leistungen verdient. (Allgemeiner Beifall.)

Insgesamt tut sich vieles zum Positiven im Sport: mehr Budget, das dringend gebraucht wird, um auch nachhaltige, kulturverändernde Initiativen zu starten, um Menschen wieder in Bewegung zu bringen, viele gute Initiativen wie die tägliche Bewegungseinheit, Frauenförderprojekte – das haben wir heute auch schon gehört; ich habe letztes Mal darüber geredet, das werde ich heute nicht mehr machen.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich bin aber auch der Meinung, dass wir als politisch Verantwortliche immer mit gutem Beispiel vorangehen und einen sportlichen und gesunden Lebensstil vorleben sollten. Ich möchte Sie etwas motivieren und habe dazu auch ein Beispiel mitgebracht: Mit einer zehnminütigen Rede, wie ich sie heute annähernd gehalten habe, verbrennt man mit einer durchschnittlichen Anspannung ungefähr 25 Kilokalorien. Das ist nicht sonderlich viel, das entspricht sieben Gummibärchen. (Allgemeine Heiterkeit.) Ein Steiner verbrennt bei seiner Rede vielleicht etwas mehr, Babler muss diese Kalorien woanders verbrennen, im Bundesrat kann es wohl nicht sein, denn er redet hier nicht. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP, FPÖ und Grünen.)

Fakt ist aber eines, meine lieben Kolleginnen und Kollegen: Reden alleine reicht nicht, wir müssen uns einfach mehr bewegen! – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

11.24

Vizepräsident Dominik Reisinger: Frau Bundesrätin Korinna Schuhmann hat sich als Nächste zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr dieses.