11.32

Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark): Herr Vorsitzender! Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Geschätzte Zuhörer hier im Saal und zu Hause! Liebe Österreicher! Ich muss echt sagen, ich freue mich wirklich jedes Jahr auf diese Aktuelle Stunde mit unserem Sportminister, weil mir Sport einfach ein Anliegen ist. Ich muss inzwischen aber auch sagen, ich erwarte mir nicht mehr besonders viel von dieser Aktuellen Stunde, weil ich glaube, dass Ihnen, Herr Sportminister, der Sport und auch der Nachwuchssport in diesem Land einfach nicht so ein Herzensanliegen wie mir und vielen anderen Österreichern ist.

Ich glaube, diese Wahrnehmung täuscht mich auch nicht. Wenn ich mir anschaue, wie viele Sportausschusssitzungen in dieser Legislaturperiode oder seit Sie Sportminister sind in diesem Haus stattgefunden haben, dann ist das eine eher traurige Bilanz. Es hat einen einzigen Sportausschuss im Jahr 2020 gegeben – gut, dafür können Sie nichts, das ist etwas, das von der letzten Regierung liegengeblieben ist. Es hat aber keinen einzigen Sportausschuss im Jahr 2021 gegeben, es hat keinen einzigen Sportausschuss im Jahr 2022 gegeben, es hat keinen einzigen Sportausschuss im Jahr 2023 gegeben. Ja, das ist jetzt genau diese Wahrnehmung, die ich habe, und die Wahrnehmung, die unsere Österreicher von Ihrer Tätigkeit als Sportminister haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Sportminister, das ist ja wirklich überschaubar. Wenn ich an die erste Rede von Kollegin Huber, die gut war und wovon ich viel unterstreichen kann – ja, das war jetzt wirklich einmal ein Lob in Richtung der Grünen –, zurückdenke: Das Einzige, was mir fehlt, ist das Aktuelle. Wenn wir über Gendertraineeprojekte reden, etwas aus dem Jahr 2018, das dann endlich in dieser Legislaturperiode auf Schiene gebracht worden ist und das Sie im vorigen Jahr zur Aktuellen Stunde als großen Wurf präsentiert haben, muss ich sagen, mir fehlt schlicht und ergreifend das Aktuelle, Herr Sportminister. (Beifall bei der FPÖ.)Auch die Dreamteams sind ein wesentliches Projekt. Frauenförderung im Sport ist ja wirklich wichtig, ganz egal, ob als aktive Sportler, als Trainerinnen, als Sportlehrer, egal in welcher Funktion. Ja, es ist wichtig, auch die Frauenmannschaften zu unterstützen. Das Einzige, was es nicht ist, Herr Vizekanzler: Es ist nicht aktuell. Es ist nicht aktuell, weil es ein Projekt ist, das schlicht und ergreifend Jahre zurückliegt – und wir befinden uns heute hier in einer Aktuellen Stunde. Vielleicht überraschen Sie mich dann bei Ihrer Rede. Bis jetzt fehlt mir schlicht und ergreifend das Aktuelle, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Bundesrates Schreuder.)

Was mir auch noch fehlt, ist irgendwie die Wertschätzung gegenüber dem Sport. Das Ganze hat ja schon im Jahr 2020 – da muss ich ein bisschen in die Vergangenheit gehen – angefangen, als Sie es waren, der Hallenbäder zugesperrt hat, Sporthallen zugesperrt hat, Sportplätze zugesperrt hat, Tennishallen zugesperrt hat und unseren Sportlern, unseren Nachwuchssportlern jegliche Möglichkeit genommen hat, ihren Sport auszuüben. Die Kinder haben 5 Stunden und mehr vor dem Handy, vor Spielkonsolen verbracht, und das Endergebnis des Ganzen sehen wir heute. Das ist schlicht und ergreifend eine katastrophale Sportpolitik, Herr Sportminister.

Wir haben Sportvereine, die keinen einzigen Teilnehmer mehr zu Wettkämpfen schicken können, da Sie das in Ihrer Regierungszeit vernichtet haben, den Kindern die Freude am Sport genommen haben, drei Jahre alles zugesperrt haben. Das Ergebnis ist, dass inzwischen 80 Prozent der Kinder in Österreich zu wenig Bewegung machen. Da hilft es auch nichts, wenn wir von der täglichen Sportstunde reden, von der wir seit 30 Jahren reden. Ich glaube, diese Ankündigungspolitik ist schlicht und ergreifend zu wenig. Es braucht endlich eine Umsetzung, um auch in den Schulunterricht mehr Bewegung hineinzubringen. (Beifall bei der FPÖ.)

Noch eines, Herr Sportminister: Ich habe vorhin gesagt, Sie haben Schwimmbäder zugesperrt. Die Todesursache Nummer zwei bei Kindern in Österreich ist das Ertrinken. Sämtliche Vereine, die Wasserrettung, die Österreichische Wasserrettung, die Wasserrettungen in den Bundesländern, schreien Alarm, weil Millionen Schwimmstunden ausgefallen sind, und Sie sind nicht in der Lage, die Schwimminfrastruktur so auf Schiene zu bringen, dass diese Stunden nachgeholt werden können, dass jedes Kind in Österreich schwimmen kann, dass wir das endlich schaffen. Ganz im Gegenteil: Statt die Schwimminfrastruktur auszubauen, hat es diese Bundesregierung geschafft, Energiekosten so in die Höhe zu treiben und eine Rekordinflation herbeizuführen, dass es schlicht und ergreifend für Betreiber von Schwimmbädern und Schwimmhallen schon fast nicht mehr möglich ist, diese noch weiter aufrechtzuerhalten. (Beifall bei der FPÖ.)

5 Stunden und mehr verbringen unsere Kinder aber mit dem Mobiltelefon, mit Spielkonsolen, und da passt es für mich ja nur gut ins Bild, dass inzwischen der E-Sport, der elektronische Sport, sogar ein Zweig in den Heeressportzentren geworden ist. Ich stelle mir beim Leistungssport in Österreich etwas anderes vor, denn, Herr Vizekanzler, sonst könnten Sie ja nach Ihrer Politikerkarriere noch Leistungssportler werden, wenn dieser E-Sport jetzt tatsächlich ein Leistungssport in Österreich ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Mir fehlt aber auch die Wertschätzung gegenüber dem Sport, denn eines ist zu wenig, Herr Sportminister: nach Kitzbühel zu gondeln, eine Gesichtswäsche vor der ORF-Kamera zu nehmen und 5 Minuten später irgendwo im VIP-Zelt zu verschwinden. (Bundesrat Schreuder: Das hat der Strache nie gemacht!)

 

Das ist keine Wertschätzung gegenüber unseren Sportlern (Beifall bei der FPÖ), das ist keine Wertschätzung gegenüber jenen Menschen, die tagtäglich großartige Leistungen vollbringen.

Es kann ja bitte nicht sein, dass ein Sportminister der Republik Österreich nicht einmal willens ist, vom ersten bis zum letzten Sportler jedem einzelnen Wertschätzung entgegenzubringen und sich das anzuschauen. Schließlich und endlich waren auch bei den letzten Startnummern, 50 und aufwärts, noch österreichische Sportler dabei, noch dazu welche, die erstmals in einem Weltcuprennen gestartet sind. Wer hat gefehlt? – Sie, Herr Sportminister. Das ist keine Wertschätzung unserer Athleten. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich kann Ihnen nur sagen, es ist ein steiniger Weg, bis man tatsächlich einmal auf der großen Weltcupbühne steht. Schauen Sie einmal hinein in all die Vereine, in denen Eltern, Nachwuchsathleten, Trainer engagiert sind, wie viel mühevolle Kleinstarbeit es ist, Stück für Stück einen Schritt besser zu werden!

Ich muss sagen, in der Steiermark – Sie sind ja auch ein Steirer – bin ich bei ganz vielen Sportarten unterwegs, ganz egal, ob es Skifahren ist oder ob es Fußball ist. Ich bin nicht der begeisterte Fußballer, aber allein, um den Sportlern Wertschätzung zu geben, schaue ich mir das an.

Es gab ganz viele Landesmeisterschaften. Auch heute findet wieder eine Landesmeisterschaft in der Steiermark statt. Der Einzige, den ich bei all diesen Landesmeisterschaften vermisse, sind Sie, Herr Sportminister. Ich glaube, gerade als Steirer wäre es einmal schön, auch bei einer Landesmeisterschaft unserer Jugend, unserem Nachwuchs jene Wertschätzung zu geben, die sie verdient. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Schreuder: Das ist ein bisschen Kabarettprogramm heute!)

Mir geht langsam leider die Redezeit aus, doch ich möchte schon noch auf ein paar Punkte zu sprechen kommen, die Sie selbst einmal eingefordert haben. Wo bleibt die Reform der Bundessportförderungsstruktur, die Sie selbst in der Opposition gefordert haben? Wo bleiben das Berufssportgesetz oder die Berufssportgesetzreform (Zwischenruf des Bundesrates Schreuder), die Sie selbst ins Regierungsprogramm hineingeschrieben haben? Wo bleibt die echte Unterstützung ehrenamtlicher Tätigkeiten? All das fehlt mir.

Um mit einigen wenigen Worten Ihre Regierungstätigkeit im Bereich des Sports zu beschreiben, fallen mir ein: Untätigkeit, Desinteresse und mutwillige Zerstörung. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

11.42

Vizepräsident Dominik Reisinger: Zu einer ersten Stellungnahme hat sich der Herr Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport zu Wort gemeldet. Ich erteile dieses und weise darauf hin, dass die Redezeit 10 Minuten bitte nicht überschreiten soll. – Bitte.