1554/J

 

 

 

der Abgeordneten DI Prinzhorn

und KoIIegen

an den Bundeskanzler

betreffend Steuern senken - Arbeit schaffen

 

 

,,Dafür lehne ich jede Verantwortung ab. Verlangen Sie bitte keine Erklärung

von mir, wie das im Detail funktioniert. Ich kenn mich auch nicht genau

 

aus... "

 

Bezog sich diese von Herrn Bundesminister Mag. KIima in einem Interview mit der

Wochenzeitung ,,Profil" vom 26.08.1996 getätigte Aussage zwar auf das Werkvertragschaos,

so liegt doch der Schluß nahe, daß es sich bei diesem Eingeständnis offenbar um das Motto

dieser Bundesregierung handelt.

 

Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung kommt man zu dem Ergebnis, daß die

soziaIistisch dominierte Bundesregierung in den letzten Jahren nahezu untätig war,

beziehungsweise nur, wenn überhaupt, reagiert anstatt agiert hat.

So wurde es unterlassen, auch strukturelle Reformen in Angriff zu nehmen, und dadurch ein

ständig steigendes strukturelIes Budgetdefizit geradezu provoziert. Den diesbezüglichen

Ankündigungen folgten in der Regel lediglich halbherzige oder einander widersprechende

Maßnahmen.

 

So haben Sie bereits 1985 in lhrer Eigenschaft als Finanzminister in lhrer Budgetrede auf

folgendes hingewiesen: ,, die Notwendigkeit struktureller Reformen; die Ineffizienz des

öffentlichen Sektors; den dringenden Handlungsbedarf , den österreichischen Kapitalmarkt

wieder zu mehr Aktivität zu führen; die Kontrollierbarkeit der Staatsverschuldung;

Förderungsaktionen im Bereich des Fremdenverkehrs und des Gewerbes; die Transparenz

der Folgekosten sowie die nachhaltige Absicherung eines hohen Beschäftigungsgrades. "

 

Zehn Jahre später, nämlich im Budgetprogramm der Bundesregierung für die Jahre 1996 bis

2000, finden sich - man höre und staune - folgende, inhaltlich unveränderte Zielsetzungen

wieder: ,, Verbesserung der Beschäftigungslage, Sicherung der gesamtwirtschaftlichen

Stabilität und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die u.a. durch den Anstieg der

öffentlichen Verschuldungsquote auf 69,4 % (1995) notwendige Budgetkonsolidierung muß

durch strukturelle Reformen eingeleitet werden. Durch eine Investitions- und

Exportoffensive, eine Technologieoffensive und Strukturreformen soll die Beschäftigung

gesteigert werden. "

 

Um nun ein durch die Inaktivität der Bundesregierung bedingtes Ausufern des Budgetdefizits

einzubremsen, wurden den Österreichern und Österreicherinnen sozial völlig unausgewogene

BeIastungspakete aIs reine budgetäre ,,Feuerwehraktionen" aufgebürdet.

 

Als Folge dieser Belastungspakete droht die heimische Abgabenquote, die bereits jetzt mit

43,5 % weit über dem EU-Durchschnitt liegt, auf über 45 % anzusteigen. Daß noch weitere

BeIastungspakete auf die österreichische Bevölkerung zukommen werden, beweist unter

anderem Ihre jüngste Aussage, in der Sie eine Erhöhung der Erbschafts- und

Schenkungssteuer fordern. Nach Aussagen weiterer SPÖ-Politiker und RegierungsmitgIieder

droht eine Aufhebung der Höchstbemessungsgrundlage in der Kranken- und

ArbeitsIosenversicherung, ein steuerliches Abzugsverbot der SoziaIversicherungsbeiträge,

eine Erhöhu ng der Einheitswerte für Grundvermögen (und dadurch Erhöhung der

Grundsteuer), die Einführung der Besteuerung einer fiktiven Miete bei Eigenheimen, die

Erhöhung der Höchstbemessungsgrundlage im FalIe der Mitversicherung von Frauen und

Kindern und die Einführung von Studiengebühren, der Solidarabgabe sowie der

Vermögensteuer.

 

Laut WIFO-Monatsbericht vom Oktober dieses Jahres wird die Zahl der vorgemerkten

Arbeitslosen auf mehr als 245.000 im Jahresdurchschnitt 1997 steigen, was eine

Arbeitslosenquote von 7,5 % ergibt.

Die optimistischen Ansichten der Wirtschaftsforscher, daß sich dieses Niveau 1998 haIten

und nicht auf die Horrorquote von 8,1 % steigen soII, wird durch die Aussagen des Leiters

des Arbei tsmarktservices Herbert Buchinger relativiert:

,.Die Prognosesicherheit der Wirtschaftsforschungsinstitute in bezug auf die EntwickIung der

ArbeitsIosigkeit ist sehr gering!"

 

Die von der Bundesregierung in diesem Zusammenhang angekündigten

Beschäftigungsprogramme sind, den Aussagen von Rektor Prof. Dr. Smekal zufolge, wegen

der angespannten Budgetsituation reine VerbaIakrobatik, die jeder realen Grundlage

entbehren.

Diese Behauptung wird durch die Tatsache untermauert, daß Österreich im Bereich der

Ausgaben für aktive Beschäftigungspolitik mit 0,22 % des BlP an drittletzter Stelle in Europa

Iiegt. Die Arbeitsmarktsituation wird sich auch noch deshalb, vor allem im Bereich der

Jugendarbeitslosigkeit, noch wesentlich verschärfen, weiI sich die Gebietskörperschaften,

insbesondere der Bund, jeglicher Verantwortung für die Beschäftigung der Jugend entziehen.

Während von der privaten Wirtschaft ein ausreichendes Lehrstellenangebot verlangt wird,

muß der öffentliche Dienst einen mehrjährigen Aufnahmestopp verordnen, um die

übermäßigen Personalkosten einigermaßen in den Griff bekommen zu können. Diese Flucht

aus der Verantwortung für das wertvollste Kapital, nämlich die Jugend, ist bezeichnend für

die reaktive Politik dieser Bundesregierung, die unwillig und unfähig ist, sich wirklich mit

den Zukunftsfragen Österreichs zu befassen.

Die Arbeitslosenstatistik wird noch zusätzlich durch die steigende Anzahl von

Frühpensionisten verfälscht und spiegeIt daher die ReaIität nicht wieder. So hat der Anteil der

Frühpensionisten an der Zahl aller Rentenempfänger bereits Ende September 1996 erstmals

die 20 %-Marke (1993: 13,7 %) überschritten. Die Zahl der Frü hpensionen stieg im Jahr

1996 um 20.000 auf rd. 190.000 und ge fährdet daher den Generationenvertrag massiv.

 

Einer der Hauptgründe für die triste Situation am Arbeitsmarkt ist eine noch nie dagewesene

lnsolvenzwelle, die einen Nachkriegsrekord darstellt. Für 1996 dürfte die Zahl der

Unternehmenszusammenbrüche zwischen 5.300 und 5.400 liegen, das sind um rund 8 %

mehr als im Vorjahr. Die Schulden der insolventen Firmen werden einen Wert von ca. 39

Mrd. S erreichen (zuzüglich rd. 11 Mrd. S für die Großinsolvenz des Baukonzerns Maculan).

lm Vergleich dazu betrugen die Schulden 1985 ,,lediglich" ca. 11,5 Mrd. S.

Mitverantwortlich für diese Pleitewelle ist die schlechte Eigenkapitalausstattung der

Unternehmen.

 

Trotz des Umstandes, daß die Bundesregierung von namhaften Experten auf diesen

Eigenkapitalmangel hingewiesen wurde, fand sie es nicht der Mühe wert, unter anderem

durch entsprechende steuerpoIitische Maßnahmen entgegenzuwirken. Anstatt dessen wurden

in letzter Zeit sogar kontraproduktive Maßnahmen zulasten von Unternehmen, wie zum

Beispiel die Anhebung der Mindest-KöSt auf jährIich 50.000 S oder die aIs

 

verfassungswidrig kritisierte WerkvertragsregeIung, gesetzt. Auch wurden keine

Anstrengungen unternommen, eine seit langem überfällige Gründeroffensive einzuleiten.

 

Dies ist allein schon deshalb unverständlich, da der Prozentsatz der Unternehmer an der

Erwerbsbevölkerung der zweitniedrigste in Europa ist. Allein zur Erreichung des OECD -

Durchschnittes müßten in Österreich 140.000 zusätzliche Unternehmen gegründet werden.

Dazu kommt noch, daß die österreichischen Unternehmer durch eine au fgeblähte Bürokratie

und ein nicht mehr zu rechtfertigendes Ausmaß an staatlicher Regulierung und

Bevormundung behindert werden, was erwiesenermaßen negative Auswirkungen auf den

Arbeitsmarkt, auf das Wirtschaftswachstum und die Kaufkraft nach sich ziehen.

Gemäß dem jüngst veröffentIichten Economic Freedom Index (Bürokratieindex) liegt

Österreich, im VergIeich mit 20 lndustrienationen hinsichtlich der freien

Wirtschaftsentfaltung, an Ietzter Stelle hinter Spanien und ItaIien. Im

Untersuchungsbereich ,,staatlicher EinfIuß und ReguIierung" hat Österreich am

schlechtesten abgeschnitten. Bei der Kaufkraft je Einwohner im Jahre 1994 sowie beim

durchschnittlichen Wirtschaftswachstum, bezogen auf die Bruttoinlandsprodukte der Jahre

1980 - 1994, lag Österreich gemäß diesem Bürokratie-lndex um mehr als die Hälfte unter

den Werten der besten Länder, wie zum Beispiel NeuseeIand.

 

Die immer weiter ausufernden und weit über dem EU- Durchschnitt Iiegenden

Lohnnebcnkosten, die bereits ca. 103 % erreicht haben, beIasten den österreichischen

Wirtschaftsstandort nachhaltig und gefährden massiv die Arbeitsplätze der Österreicherinnen

und Österreicher.

Die Erfolglosigkeit der Wirtschaftspolitik zeigt sich auch daran, daß Österreichs

Wirtschaftswachstum im Vergleich zu den EU-Mitgliedsländern vom dritten auf den

fünfzehnten und damit letzten Platz abgerutscht ist. Dies bedeutet für die heimische

Wirtschaft ein weiteres Verharren in der konjunkturellen TaIsohle.

ln diesem Zusammenhang ist auch die massive Verschlechterung der Leistungsbilanz

bemerkenswert, die sich aIIe in von Jänner bis September 1996 gegenüber dem

Vergleichszeitraum 1995 um rd. 6 Mrd. S verschlechtert hat und nunmehr ein Defizit von 36

Mrd. S aufweist. Für diese Verschlechterung war die von der Regierung mangeIs Schaffung

geeigneter Rahmenbedingungen verursachte Krise in der l.ourismuswirtschaft verantwortlich.

So sind die Überschüsse aus der ReiseverkehrsbiIanz allein von September 1995 bis

September 1996 um rd 30 % zurückgegangen. Hatte die ReiseverkehrsbiIanz im Jahr 1992

 

noch einen Überschuß von 67 Mrd. S aufzuweisen, hat sich dieser zwischen 1992 und 1995

auf knapp unter 30 Mrd. S mehr als halbiert.

Eine erforderliche Exportoffensive wurde mehrmals angekündigt und wie gewohnt von der

Bundesregierung nicht umgesetzt. Nicht zuIetzt deswegen hat lHS-Experte Andreas

Wörgötter kritisiert, daß die Exportwirtschaft keine wirtschaftliche Unterstützung erhaIte und

daß außer Ankündigungen von Offensiven bisher nichts geschehen sei.

 

Es ist daher auch nicht verwunderlich, daß die von der Bundesregierung versprochene

Technologieoffensive nicht verwirklicht wurde. Dies ist auch der Grund, weshalb die F&E-

Quote (1,5 %) noch immer weit unter dem OECD-Durchschnitt (ca. 2 %) liegt.

 

Wie gIeichgültig die Bundesregierung den Anliegen der österreichischen Wirtschaft

gegenübersteht, zeigt die ProbIematik der ,,EU-Förderfalle", die verhindert, daß EU-

FördermitteI voll ausgeschöpft werden.

 

Ebenso sind die Koalitionspartner nicht in der Lage längst erforderIiche Privatisierungen

durchzuführen, was dazu geführt hat, daß sich internationale Medien bereits seit längerer Zeit

darüber lustig machen (,,How not to privatize a bank" ; Wall Street JournaI Europe;

Sep.1995).

Seit 1991 waren an Privatisierungserlösen 38,4 M rd. S veranschIagt, realisiert wurden seither

Iediglich rd. 6,4 Mrd. S. Anstelle echte Privatisierungen durchzuführen, bemüht sich die

österreichische Bundesregierung ihren Einflußbereich durch ,,Scheinprivatisierungen" (z.B.

Post, Bahn, Bundesrechenamt), die Iediglich eine Flucht aus dem Budget darstellen,

abzusichern.

 

Die völlige Hilflosigkeit der Koalition zeigt sich im Bereich des Arbeitsmarktes. Angesichts

der ständigen Arbeitsplatzverluste in Österreich wird zwar noch im

Koalitionsübereinkommen vom 11. März 1996 eine aktive Arbeitsmarktpolitik mit folgenden

Schwerpunkten versprochen:

Verstärkung der Qualifikationspolitik für ArbeitsIose und Beschäftigte, deren Arbeitsplätze

gefährdet erscheinen; verstärkte Wiedereinstiegshilfe für Langzeitarbeitslose;

Sonderprogramme für Branchen, Problemarbeitslose und Wiedereinsteiger/innen

(insbesondere für Frauen nach beruflicher Abwesenheit wegen

Kindererziehung/Kinderbetreuung).

 

Darüber hinaus haben Sie auch jedem Jugendlichen einen AusbiIdungsplatz versprochen (,,Es

müsse kein 15 -jähriger auf der Straße stehen!"); auch von Lehrlingsoffensiven war die Rede.

Keine dieser Ankündigungen ist auch nur ansatzweise verwirklicht worden, obwohl sich in

der letzten Zeit die Arbeitsmarktsituation noch wesentlich verschlechtert hat, und sich dieser

-l.rend noch verstärken dürfte. Dabei besteht, wie die foIgende beispielhafte Aufzählung von

Problemfeldern zeigt, enormer Handlungsbedarf:

 

lndustrie ständiger Abbau von Arbeitsplätzen; drohende ,,Entindustrialisierung

Österreichs"

Semperit Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Tschechien

HTM Verlust von hunderten Arbeitsplätzen

Post Abbau von 8.000 Arbeitsplätzen geplant (Sperre von Postämtern,

Verringerung des Angebots von Buslinien)

öffentl.Verwaltung Streichung von Ausbildungsplätzen für Jugendliche

ÖBB Abbau von tausenden Arbeitsplätzen geplant

Banken und

Versicherungen Abbau von 20 % der Arbeitsplätze kolportiert

Tourismusbranche Redimensionierung der Kapazitäten (zahlreiche Insolvenzen)

 

 

Angesichts der angespannten wirtschaftIichen und budgetären Situation und der wirkIich

besorgniserregenden Lage des Arbeitsmarktes sowie der beängstigenden Untätigkeit dieser

Bundesregierung stellen die unterfertigten Abgeordneten gemäß § 93 Abs. 1 GOG-NR an den

Bundeskanzler folgende

 

 

D R i N G L I C H E  A N F R A G E :

 

1 ) ln der Pressestunde vom 24. 11.1996 vertraten Sie die Ansicht, daß eine Volksabstimmung

betreffend die Einführung des .,Euro" nicht notwendig wäre.

Wie rechtfertigen Sie diese Ansicht?

 

2) Teilen Sie die Auffassung, daß schon aus demokratiepolitischen Gründen, ähnIich wie in

anderen EU-Mitgliedsstaaten (z.B. Dänemark und Schweden), eine derartig weitreichende

Entscheidung einer Volksabstimmung zu unterziehen wäre?

Wenn nein, warum nicht?

 

3) Befürchten Sie, daß sich die Österreicherinnen und Österreicher wegen der NichterfülIung

der vor der EU-Volksabstimmung gemachten Versprechungen (siehe ,,Ederer--Tausender")

mangels Vertrauen in die Bundesregierung nunmehr gegen den Euro aussprechen könnten?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

 

4) Während Vizekanzler Schüssel in der Fernsehdiskussion am 13. Oktober 1996 behauptete,

daß ein stabiler harter Euro und die Teilnahme Italiens an der 3. Stufe der WWU einander

ausschließen, erklärten Sie in der Pressestunde vom 24. November dieses Jahres, daß der

Euro ebenso hart wie der Schilling sein wird. Dies, obwohl die Teilnahme Italiens an der 3.

Stufe der WWU - trotz der unterschiedlichen Auffassungen betreffend den Fristenlauf der

zweijährigen EWS-Zugehörigkeit vor einer möglichen Teilnahme an der WWU - ab 1999

immer wahrscheinlicher wird. Nunmehr ist der SPÖ- Delegationsleiter im EU-Parlament Dr.

Swoboda sogar für einen gegenüber dem Schilling weicheren Euro (Vgl. Die Presse vom 27.

Nov. 1996) eingetreten.

-Teilen Sie die Auffassung von Dr. Swoboda?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

 

5) Werden Sie im Rahmen der Verhandlungen für eine strikte Einhaltung der

Konvergenzkriterien eintreten, um eine gegenüber dem Schilling schwächere

Einheitswährung zu verhindern?

Wenn ja, welche Maßnahmen werden Sie konkret setzen?

Wenn nein, warum nicht?

 

6) Die Bundesregierung hat sich wiederholt für eine rasche Erweiterung der EU um mittel-

und osteuropäische Länder ausgesprochen, ohne der BevöIkerung die Vor- und Nachteile in

entsprechender Form offenzulegen.

Ist aus Ihrer Sicht eine rasche Osterweiterung der EU anzustreben ?

 

Wenn ja, warum?

 

7) TeiIen Sie die Auffassung des S P-Delegationsleiters im EP Dr. Swoboda, wonach die

Osterweiterung nicht vor dem Jahr 2005 stattfinden soIl?

Wenn ja, warum?

Wenn nein, warum nicht?

 

8) Teilen Sie die Auffassung des Dr. Swoboda, daß es ,.zu tiefst verantwortungsIos sei, wenn

manche Staatsmänner den beitrittswilligen Ländern unhaItbare Terminversprechen machen"?

Wenn nein, warum nicht?

 

9) Aufgrund der deutlichen Unterschiede in den EntwickIungsniveaus der EU und

insbesondere Österreichs einerseits und der Reformstaaten andererseits wird es im FalIe der

Osterweiterung zu enormen Problemen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt kommen. So

hat beispielsweise LH Dr. Stix vor ,, desaströsen Auswirkungen auf die burgenländischen

Arbeitnehmer, das Kleingewerbe und die Landwirtschaft" bei einer zu raschen

Osterweiterung gewarnt.

Welche Maßnahmen wird die österreichische Bundesregierung einfordern bzw. ergreifen, daß

es bei der Erweiterung nicht zu den erwarteten Wanderungsbewegungen von Arbeitskräften,

wovon Österreich besonders betroffen wäre, kommt?

Welche Maßnahmen werden Sie setzen, damit ein Sozialdumping im FaIIe der

Osterweiterung verhindert werden kann?

 

10) Besteht innerhalb der österreichischen Bundesregierung betreffend die Folgen und die

Risken eines Eintrittes in die 3. Stufe der WWU Einigkeit?

Welche Folgen bzw. weIche Risken erwarten Sie?

 

l 1 ) Während Dänemark und Schweden (für diese Länder ist Deutschland der wichtigste

HandeIspartner) aus Angst vor einem weiteren Ansteigen der Arbeitslosigkeit 1999 nicht in

die 3. Stufe der WWU eintreten woIIen, sind Sie für ein unbedingtes Beitreten zum

ehestmöglichen Zeitpunkt. Kann man daher davon ausgehen, daß für Sie die Einführung des

Euro wichtiger ist aIs die Senkung der ArbeitsIosigkeit?

Wenn nein, warum nicht?

 

12) Wie können Sie es verantworten, die Post durch Belastung mit Budgetschulden im

Interesse der Teilnahme am Euro in eine wirtschaftIich derart verzweifelte Lage zu bringen,

die den Abbau von Tausenden Arbeitskräften und massive Leistungskürzungen geradezu

erzwingt?

 

13) Worauf führen Sie lhre ErfoIglosigkeit bei den Bemühungen zurück, im Rahmen der EU

eine Stärkung der Beschäftigungspolitik z.B. durch Schaffung einer Beschäftigungsunion zu

erreichen?

 

14) Welche konkreten Maßnahmen werden Sie setzen, damit die von lhnen und zuletzt von

Bundesminister für Finanzen Mag. Klima als Ergänzung zur Europäischen Währungsunion

geforderte Harmonisierung der Steuersätze Wirklichkeit wird, um das Steuerdumping zu

verhindern und den Spielraum für eine eigenständige Wirtschafts,- Fiskal- und

Beschäftigungspolitik zu erweitern ?

 

15) Der Europäische Rechnungshof hat kritisiert, daß umgerechnet 54 Mrd. S, das sind

knapp 6 % des gesamten EU-Budgets, nicht ordnungsgemäß verwendet wurden.

Beweist diese Tatsache nicht, daß die Europäische Kommission mit den Beitragszahlungen

ihrer Mitglieder fahrlässig und zu großzügig umgeht?

Wenn nein, warum nicht?

Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen werden Sie setzen, daß die BeitragszahIungen der

österreichischen Steuerzahler künftig ordnungsgemäß verwendet werden?

 

16) Teilen Sie die Auffassung, daß die hohe Abgabenquote, die unvergIeichbar hohen

Lohnnebenkosten und der Bürokratismus einen Wettbewerbsnachteil für die österreichische

Wirtschaft darstellen?

Wenn ja, inwieweit und mit welchen Prioritäten werden Sie welche konkreten Maßnahmen

setzen?

Wenn nein, warum nicht?

 

17) Kann man davon ausgehen, daß Sie für eine Erhöhung der Abgabenquote eintreten, wenn

Sie einerseits eine Erhöhung der Erbschaftssteuer fordern, und andererseits Finanzminister

Mag. Klima eine Senkung der Einkommensteuersätze ausschIießt?

18) Wie interpretieren Sie die Absicht des Finanzministers, die Steuersätze auch nach 1999

beibehalten zu wollen, obwohl Deutschland bis 1999 den Spitzensteuersatz von 53 auf 35 %

und bei niedrigen Löhnen die Steuerbelastung von derzeit 25,9 % auf unter 20 % senken

will?

 

19) Sind Sie für die Einführung einer Solidarabgabe, weIche von den Spitzenfunktionären der

SPÖ gefordert wird?

Wenn ja, wie soll diese Solidarabgabe gestaItet sein ?

Wenn nein, warum nicht?

 

20) Dänemark, das wirtschaftspolitisch als EU-Musterschüler giIt, will etwa ein Drittel des

gesamten Staatshaushaltes von Energie- und CO2 Steuern bei gleichzeitiger Entlastung des

Faktors Arbeit bestreiten. Seit Einführung dieser ökologischen Steuerreform hat Dänemark

wesentlich höhere Wachstumsraten als Österreich.

Wann gedenken Sie von der Energiebesteuerung aIs reiner Budgetsanierungsmaßnahme zu

einer ökologisch ausgerichteten Energiebesteuerung und damit verbundenen Entlastung des

Faktors Arbeit überzugehen?

 

21) Mit Jänner 1997 wird ein wesentIicher Teil des Belastungspaketes 1996 in Kraft treten,

der eine erhöhte SteuerbeIastung in Zusammenhang mit den Sonderzahlungen bewirken wird

(§ 67 Abs. 12 EStG 1988).

Planen Sie weitere Verschlechterungen bei der Besteuerung der Sonderzahlungen?

 

22) Werden Sie sich für eine steuerliche Entlastung nicht entnommener Gewinne einsetzen,

um insbesondere die triste Eigenkapitalausstattung der heimischen Betriebe und

Unternehmen zu verbessern?

Wenn nein, warum nicht?

Wenn ja, wann und in weIcher Form?

 

23) WeIche Maßnahmen gedenken Sie zu setzen, um eine verstärkte Zuführung von

Risikokapital an die Unternehmen zu ermögIichen?

 

24) Können Sie sich im Zuge einer NeuregeIung der FamiI ienbesteuerung die Einführung des

sogenannten ,,FamiIienspIittings", insbesondere zur steuerIichen Entlastung von

MehrkinderfamiIien, vorsteIIen?

 

Wenn nein, warum nicht?

Wenn ja, wann und in welcher Form?

 

25) Der Bundesinnungsvertreter des Baugewerbes, Andreas Kropik, sieht einen großen Anteil

der Überschuldung der Betriebe bei den schIechten Zahlungskonditionen der Auftraggeber

großer Projekte: ,,Die öffentliche Hand begleicht ihre Zahlungen oft mit einer Verspätung von

120 Tagen. Das ist untragbar", so Kropik. (Wirtschaftsblatt / 05.11.1996)

Aus welchem Grund ist insbesondere die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand derart

schlecht und welche Maßnahmen werden Sie in diesem Zusammenhang setzen ?

 

26) IHS Experte Andreas Wörgötter kritisierte, daß die Exportwirtschaft keine

wirtschaftliche Unterstützung erhalte, und daß außer Ankündigungen von Offensiven bisher

nichts geschehen sei.

Wann werden Sie endlich eine im Sinne einer Verbesserung der österreichischen

Leistungsbilanz dringend erforderliche Exportoffensive einleiten?

 

27) Welche Maßnahmen sollen im Rahmen dieser Exportoffensive gesetzt werden?

 

28) Welche konkreten Maßnahmen mit welchem ErfoIg hat die Bundesregierung ergriffen,

um dem nach wie vor dramatischen Rückgang im österreichischen Fremdenverkehr Einhalt

zu gebieten und andererseits das Fremdenverkehrsland Österreich für ln- und Ausländer

wieder attraktiver zu gestalten?

 

29) Großen sozialpartnerschaftlichen Organisationen, wie dem als Verein organisierten ÖGB,

kommt in Österreich erhebliche Bedeutung bei der Gestaltung der wirtschaftlichen

Rahmenbedingungen zu, ohne daß eine ausreichende, nachvollziehbare Gebarungskontrolle

dieser Organisationcn erfolgt.

Teilen Sie die Auffassung, daß in Zukunft alle Körpcrschaften, denen als Berufsvereinigung

im Sinne des § 4 Abs. 1 i.V.m. § 5 Abs. 1 des Arbeitsverfassungsgesetzes die

KolIektivvertragsfähigkeit zuerkannt wurde, der Gebarungskontrolle durch den

Rechnungshof gem. Art. l 27b B-VG unterzogen werden sollten?

Wenn ja, inwiefern?

Wenn nein, warum nicht?

 

30) Teilen Sie die Auffassung, daß im lnteresse einer ordnungsgemäßen nachvollziehbaren

Gebarungskontrolle alle Vereine und sonstigen juristischen Personen des privaten Rechts,

deren Vereinsvermögen die Grenze von 50 M io. S übersteigt, den für Aktiengesellschaften

geltenden Rechnungslegungsbestimmungen unterzogen werden sollen?

Wenn ja, inwiefern?

Wenn nein, warum nicht?

 

31) ln der Wirtschaftswoche Nr. 48 aus 1996 wird die Auffassung des Finanzministers

wiedergegeben, wonach der ÖGB als Verein weder Körperschafts- noch Kapitalertragssteuer

zu zahlen habe.

Teilen Sie die vom Finanzminister vertretene Auffassung ?

 

32) Laut einem Kurierartikel vom 19.11.1996 ist die Chance Österreichs, sein anonymes

Sparbuch beibehalten zu können, praktisch auf Null gesunken.

Was eine Aufhebung des Bankgeheimnisses bzw. der Anonymität des Sparbuches für

Österreich bedeuten würde kann am Beispiel Schweiz nur zu gut nachvollzogen werden.

Nach Expertenmeinung würde nämlich bei einem Aufheben des Schweizer

Bankgeheimnisses mehr als die HäIfte der Vermögenswerte aus der Schweiz abgezogen

werden (FAZ vom 07.11.1996).

Teilen Sie die im Kurierartikel vertretene Auffassung und wenn ja, was werden Sie

unternehmen, um nach einer Aufhebung der Anonymität der Sparbücher ein Abfließen von

Vermögenswerten ins Ausland zu verhindern?

 

33) Die ständigen Arbeitsplatzverluste im Bereich der lndustrie lassen eine schleichende

,,Entindustrialisierung" Österreichs befürchten.

lst Ihnen diese Problematik bekannt und welche Maßnahmen haben Sie gesetzt bzw. werden

Sie setzen, um dem Abbau von Arbeitsplätzen entgegenzutreten?

 

34) Wie stehen Sie in Kenntnis der dramatischen Entwicklung am österreichischen

Arbeitsmarkt zur Äußerung von ÖGB-Präsident Verzetnitsch vom 23. Juli 1993, der schon

damals gemeint hat, Österreich könne sich eine Arbeitslosenrate von 15 % leisten?

 

35) Welche negativen Folgen erwarten Sie durch die Einführung des Euro für den

Arbeitsmarkt und weIche Maßnahmen werden Sie setzen, um den negativen FoIgen, zum

BeispieI im Banken- und Versicherungsbereich, entgegenzuwirken?

 

36) Die PTA plant eine erhebliche Einschränkung Ihres Leistungsangebotes (z.B. durch

Schließung von Postämtern und Auflassung von Buslinien), die einen Verlust von rd. 8.000

Arbeitsplätzen zur Folge haben wird.

lst Ihnen diese Absicht bekannt und welche Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik werden

Sie setzen?

 

37) lm Bereich der öffentlichen Verwaltung besteht derzeit wegen der restriktiven

Aufnahmepolitik für Jugendliche kaum eine Beschäftigungs- bzw. Ausbildungsmöglichkeit.

Halten Sie es mit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik für vereinbar, daß sich die öffentliche

Hand jeglicher Verantwortung für die Ausbildung der Jugend entzieht, während gleichzeitig

von den privaten Arbeitgebern die Bereitstellung von Lehrplätzen eingefordert wird?

 

38) Welche Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik (insbesondere

Wiedereinstiegshilfen, Sonderprogramme für Branchen und Problemarbeitslose,

Qualitätspolitik für gefährdete Arbeitsplätze) hat diese Bundesregierung bisher überhaupt

gesetzt?

 

 

In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 1 GOG-NR vor

Eingang in die Tagesordnung zum frühest möglichen Zeitpunkt zu behandeln.