Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 116

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den Markt produziert, nur einen Ansprechpartner kennend: den zuständigen Beamten. Wesentliches Ziel der Filmförderung muß die Herstellung, Verbreitung und Verwertung der österreichischen Filme sein, denn Unterstützungen der strukturellen Filmförderungen sind Investitionen in die Zukunft." (Beifall bei der ÖVP.)

Mit diesem Gesetz werden die wirtschaftliche und künstlerische Leistungsfähigkeit des Filmschaffens gestärkt und die Zusammenarbeit zwischen Film und Fernsehen gefördert. Aus dem Bundesbudget können die benötigten Summen aber nicht aufgebracht werden, deshalb sollte die Medienindustrie durch steuerliche Abschreibung unterstützt werden, eventuell mit zeitlicher Beschränkung, um sich die Entwicklung anzusehen.

Die Vielfalt des größeren Marktes wäre durch die österreichische Unterstützung auch wieder gewährleistet, so etwa auch im kleineren Bereich bei Synchronisationen. Wenn alle amerikanischen Filme in Berlin oder in Hamburg synchronisiert werden, kommt unsere melodiösere österreichische Sprachfärbung zu kurz. "Tschüs", "Guck mal" und "Ach nee" gehen mir jedesmal wie ein Stich unter die Haut.

Ein Produzentensterben bewußt herbeizuführen, würde Kreativitäts- und Identifikationsverlust bedeuten – abgesehen von enormen wirtschaftlichen Verlusten. Wenn ein Auto produziert wird, dann geht es um Herstellung und Erzeugung, aber auch um Vertrieb. Genauso ist es beim Film. Das Werk soll möglichst vielen Menschen vermittelt werden, die Verwertung selber ist vielfältig.

Wie sieht nun die Zusammenarbeit zwischen Film und Fernsehen aus? – Da wird zum Beispiel die ORF-Berichterstattung über Film – obwohl zur Objektivität verpflichtet – zum scharfen Instrument der eigenen Produktionspolitik. (Abg. Schieder: Das stimmt doch nicht!) Ein österreichischer Film, der ohne ORF-Mittel entsteht, wird in der Rundfunkberichterstattung kaum berücksichtigt (Abg. Schieder: Das stimmt doch nicht! Das ist einfach nicht richtig!), während umgekehrt jene Filme, die mit gerade 25 Prozent ORF-Anteil entstehen, ausnahmslos als glorreiche ORF-Produktionen vereinnahmt werden.

Der audiovisuelle Markt in der EU ist laut einer Studie groß im Kommen. Es ist der größte audiovisuelle Markt der Welt mit einem auf rund 70 Prozent geschätzten Wachstumspotential in den kommenden zehn Jahren. Der europäische Filmmarkt ist der zweitstärkste hinter den USA. Durch unser Potential könnten wir den USA bald Paroli bieten.

Des weiteren ist der österreichische Film die beste Visitenkarte im Ausland. Derzeit macht der Marktanteil heimischer Produktionen in Österreich nur etwa 4 Prozent aus. Eine kontinuierliche Steigerung dieses Anteils könnte der Förderungspraxis eine sinnvolle Richtung geben, denn Filme sind ein ideales Transport- und Kommunikationsmedium – vorausgesetzt es gelingt, sie international zu verbreiten. Und das beginnt im europäischen Raum. Europa würde es uns danken! (Beifall bei der ÖVP.)

18.46

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Sonja Ablinger. – Bitte.

18.46

Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Ich möchte gleich an die Ausführungen der Kollegin Moser anknüpfen und mich nicht sosehr mit den Inhalten der Filmförderung beschäftigen – die sind von vielen schon dargestellt worden –, sondern mit verschiedenen Kritikpunkten.

Ich glaube nicht, daß die Sprachlichkeit – "Nee" und "Guck mal!" oder "Griaß eich, die Madln, servas, die Buam!" – das Wesentliche der Filmförderung ausmacht, wie die Kollegin es jetzt dargestellt hat, sondern das Entscheidende bei der Filmförderung ist meines Erachtens – und das ist ja im Grunde auch die Kritik von vielen Filmschaffenden an der Referenzfilmförderung –, ob es nur noch um den wirtschaftlichen Erfolg und um Publikumsliebe, um möglicherweise liebe, einfache Filme geht, die angenehm sind, die leicht ins Ohr gehen. Wenn man da sagen würde, es geht uns um die Sprachlichkeit, würde ich der Kritik zustimmen – so ist es aber nicht. (Abg.


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