Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 161

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sind auch die Bedenken und Einwände und auch Vorwürfe, die heute gekommen sind, zu beurteilen, das Gesetz greife in den österreichischen Zivilrechtsbestand ein.

Die sozialdemokratische Fraktion teilt auch nicht die Einschätzung, daß mittels der EU-Richtlinie österreichisches Zivilrecht grundsätzlich in Frage gestellt wird. Ich schließe mich der Meinung an, die, wenn ich mich richtig erinnere, Kollege Morak im Kulturausschuß geäußert hat, daß Kulturschutz, wie beispielsweise Denkmalschutz, immer in Eigentumsrechte eingreift und daß dieser Eingriff unter gewissen geregelten Bedingungen auch akzeptabel ist. (Beifall bei der SPÖ.)

19.23

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Dr. Brinek. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Frau Abgeordnete.

19.23

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Ich möchte einer Legendenbildung vorgreifen und noch ein paar Anmerkungen zu Ausführungen von Vorrednerinnen machen, was unsere Diskussion über das neue Rechtsmodell für die Bundesmuseen betrifft.

Über Rechtsformen zu reden, Frau Kollegin Petrovic, ist, so glaube ich, nicht nur eine "Scheindebatte". Die Debatte bewegte und bewegt sich zwischen zwei Auffassungen: Der Vertreter vom Naturhistorischen Museum hat gemeint, alles bleibt so, wie es ist. Und das andere Gegenstück war ein auf Gewinn, auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtetes Privatisierungsmodell, das in seiner Radikalität keine Freunde gefunden hat.

Der Mittelweg gewann in der Diskussion die Zustimmung, und offen blieben die Fragen: Wie arbeitet das Kuratorium, wenn es die ordnungsgemäße Verbuchung und die verwaltungsmäßig korrekte Gebarung überprüft? – Die zweite Frage betraf die Übergangsfrist in der Museumsordnung. Im Grunde genommen gab es aber sehr viel Zustimmung für den prinzipiell mehrheitlich vorgeschlagenen Weg.

Lassen Sie mich zu ein paar Punkten aus dem Kulturbericht kommen. Ich finde es sehr interessant und wichtig, worauf die Ministerin hingewiesen hat, nämlich auf den Zusammenhang zwischen Museum, Kulturarbeit und Schule. Ich freue mich schon sehr auf das große Projekt "Erinnern und Gestalten", das im zweiten Halbjahr 1998 im Rahmen unserer EU-Präsidentschaft zwischen Kulturinstitutionen und Schule stattfinden soll. Ich meine, daß es den Österreichern sehr gut ansteht, Erinnerungsarbeit zu leisten.

Ich wähne mich oft in einer bestimmten Geschichtsvergessenheit. Die Frage in der Umgebung von sehr "nervösen" Medien und hektischen Angeboten: Wer sind wir? Wohin gehen wir? tut uns allen not, tut uns allen gut.

Wir sollten diese Gedanken auch im Zusammenhang mit der Frage anstellen: Welche Alternative hat denn Österreich, sich selbst zu definieren? – Exklusive Bodenschätze auf Dauer gibt es sicher nicht. Die touristische Ausbeutung der Natur hat auch ihre Grenzen. Auf industrielle Billiglohnproduktion werden wir auch künftig nicht setzen können. Es wird uns also wohl gut anstehen, uns darauf zu besinnen, welche Schätze wir denn wirklich haben und wie wir diese nützen können, ohne daß wir uns durch überzogene, exzentrische Vermarktung dieses Schatzes wieder berauben.

Erlebniskultur, so wie das im Bericht angesprochen ist, könnte das Stichwort sein. Dazu präsentierten und präsentieren sich die Kultureinrichtungen authentisch im Bericht. Es wird schon sehr viel – Frau Kollegin Motter ist leider nicht mehr da – für Jugend, für Besucher und für Kommunikation getan. Ich nenne nur stichwortartig die Sonderprogramme "Botschaft der Musik", "Klangnetze", "der Traum vom Glück"; Sonderhefte, Sonderkataloge, Sonderführungen, neue technische Kooperationsmedien für die bessere Zusammenarbeit zwischen Schule und Museum, und ich verweise auf die großen Summen, die dem ÖKS, dem Österreichischen Kultur-Service, zur Vermittlung und zur Verbindung von Kultur und Bildung gegeben werden.


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