Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 164. Sitzung / 207

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Morak. Er hat das Wort. (Abg. Dr. Khol: Du mußt das jetzt wiedergutmachen! – Abg. Morak – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ich mache es jetzt wieder gut!)

22.05

Abgeordneter Franz Morak (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine Damen und Herren – die wenigen, die noch übriggeblieben sind! Krüger ist geflohen, oder was ist los? (Ruf bei den Freiheitlichen: Da ist er!) – Ich habe ihm draußen schon gesagt: Lieber Michael, wenn du wieder mit dem lieben Mühl anfängst (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist aber schon arg, Herr Kollege! – Abg. Dr. Krüger: Meine Rede halte ich selber! – weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen), dann werde ich dir – genauso wie du – sagen, daß selbstverständlich auch euer Sichrovsky ihm die Mauer gemacht hat. Das ist immerhin euer EU-Abgeordneter. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Smolle.) Es ist dieser Mühl, dem euer Sichrovsky die Mauer gemacht hat! Leider hatte er ja schon einen Job bei der EU – zu dem er selten hingeht –, sonst hätte er ihm möglicherweise auch noch die Wohnung vermietet. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei den Freiheitlichen: Antisemitisch! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Was ist daran antisemitisch? – Wie das im Ausschuß schon öfters festgehalten wurde ... (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Entschuldige, Antisemitismus braucht diese Partei mir nicht vorzuwerfen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.) Ihr nicht, wirklich nicht! (Rufe und Gegenrufe zwischen den Freiheitlichen und der ÖVP.) Also gut, es gibt im Augenblick einen schönen Wirbel. (Ruf bei den Freiheitlichen: Ihr verteidigt den Peymann! – Weitere Zwischenrufe. – Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Machen wir weiter! – Ich möchte hier ein paar positive Anregungen zum Kulturbericht geben. Die erste Anregung: Es wäre schön, wenn sich die Beamten, die einen sehr guten Kulturbericht zustande gebracht haben, einmal mit der Systematik befassen würden. Ich spiele damit auf das vom IKM ausgearbeitete System LIKUS an, an dem sich die Länder und auch der Bundes-Kunstbericht orientieren. Eigentlich geht es darum, eine Vergleichbarkeit der Kulturanstrengungen in dieser Republik – also der Zahlen österreichweit – herzustellen, aber auch eine Vergleichbarkeit mit den Fakten und Zahlen aus anderen europäischen Ländern. Ich möchte anregen, daß man einmal darüber nachdenkt.

Wichtig vor allem für die Auswertung und für die Interpretation dieser Zahlen wäre eine einheitliche Darstellung unserer kulturellen Bemühungen, die sich wirklich nicht zu verstecken brauchen. Die Daten sollten meiner Ansicht nach in einem Kulturwirtschaftsbericht zusammengefaßt werden, wie er auch von immer größeren Teilen der Kulturschaffenden gefordert wird, weil die Kultur selbstverständlich auch wirtschaftliche Auswirkungen – ich erinnere nur an die Studie von Professor Scheuch über die Wertschöpfung der "Copyright industries", der "Content industries" – auf unsere Gesellschaft hat. Es geht um Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Dieser Wirtschafts-Kulturbericht ist auch ein Wunsch an den Wirtschaftsminister, aber es wäre schön, wenn wir im Kulturbericht eine Faktenlage und eine Datenbasis herstellen könnten, sodaß man diese Daten auch dort verwenden könnte.

In diesem Zusammenhang möchte ich an zwei Konferenzen erinnern, die dieses Thema sehr authentisch und gut abgedeckt haben. Die eine fand in Linz statt und hieß "Kultur als Kompetenz", die zweite im Siemens-Forum unter dem Titel "Die organisierte Kreativität". Dort wurden Kultur und Kulturindustrie als Arbeitsmarktfaktor und Wirtschaftsfaktor ersten Ranges identifiziert.

Ich habe unlängst den Kulturbericht von Großbritannien in der Hand gehabt. Darin werden Zahlen genannt, denen zufolge sich die Wertschöpfung der Kulturindustrie auf 25 Milliarden Pfund beläuft. Sie weist ein Wachstum auf, das zweimal so hoch ist wie das allgemeine Wirtschaftswachstum, und einen Beschäftigungsgrad von 5 Prozent des Arbeitsmarktes beziehungsweise 1,4 Millionen Arbeitnehmern. Es wäre interessant, vergleichbare Zahlen in Österreich zur Verfügung zu haben, damit eine Gegenrechnung aufgestellt werden könnte.


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