Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 164. Sitzung / 218

doch viel spannender wäre, gerade in Kulturfragen darüber nachzudenken, darüber zu streiten und darüber einen Diskurs zu führen, was sein soll.

Es ist die "Museumskonzeption 2010" bereits angeschnitten worden. Daß man sich darüber, nämlich über die Zukunft unterhält, wünsche ich mir in diesen Kulturbereichen vermehrt. Die Frage ist zu klären: Was sind zukünftige Schwerpunkte, bildungspolitische, wissenschaftliche, kulturpolitische Schwerpunkte? Das wäre hier eine spannende Diskussion. Dann sollte über Schwerpunkte der Vermittlung, der Öffnung oder der Zielgruppen, die wir erreichen wollen, gesprochen werden. Auch das wäre wahrscheinlich eine spannende Diskussion.

Das nur als ein Gedanke, was Museen insgesamt auch sein könnten. Museen sind jetzt in irgendeiner Form Häuser der Ordnung, sie ordnen die Dinge für die Bewahrung – die Dinge der Technik, die Dinge der Natur, die Dinge der Vergangenheit, die Dinge der Gegenwart, die Dinge der Künste –, und sie retten sie vor dem Verfall, damit in dieser Welt auch wirklich nichts verlorengeht.

Bei einer Diskussion um eine Museumskonzeption wäre es doch spannend, neben der Diskussion über genau diese Funktionen, nämlich über die Funktionen des Bewahrens, der Ordnung und des Bewertens, auch eine Diskussion über Kommunikation, über Kompetenz, über Kunstkompetenz zu führen. Das hielte ich für eine sehr spannende Diskussion. Doch wir hier müssen uns überlegen, welche Rahmenbedingungen die Politik setzen müßte, damit diese Diskussion stattfinden kann.

Eine Kulturdiskussion der Zukunft wäre also eine aufregende Sache.

Ganz zum Schluß noch eine Anmerkung: Ich habe eine Zeitlang – und ich glaube, nicht nur ich, sondern auch Kollege Josef Cap – meine Rede zum Kunstbericht beendet mit dem Satz: "Im übrigen sind wir der Meinung, daß die Wiener Philharmoniker auch Frauen aufnehmen sollten." Das hat sich jetzt ein bißchen erübrigt, denn das ist sozusagen in kleinen Bereichen erfolgreich gewesen. Vielleicht sollten wir unsere Rede zum Kulturbericht jetzt mit dem Satz beenden: "Im übrigen bin ich der Meinung, daß die Albertina der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte." – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

22.55

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt nun die Frau Bundesminister. – Bitte.

22.55

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich bedanke mich herzlich für die positiven Rückmeldungen zum Kulturbericht. Ich bedanke mich auch für die interessanten Anregungen, die gemacht worden sind, wie zum Beispiel jene von Herrn Abgeordnetem Morak, daß es das neue Datenerfassungssystem LIKUS gibt. Wir werden uns das sehr genau ansehen, wir werden alle diese Anregungen sehr genau prüfen.

Ich möchte einige Dinge klarstellen. Wir können die Museen in Österreich nicht mit den Museen in Holland vergleichen. Wir können das Stiftungsrecht in Österreich nicht mit dem Stiftungsrecht in Holland vergleichen. Ich meine, daß unsere Museen sich bedanken würden, wenn Sie einen 40prozentigen Deckungsgrad durch das staatliche Budget hätten, so wie das in Holland der Fall ist. Ich habe mir das sehr genau angesehen: Die Direktoren haben sehr gejammert, weil sie, wie sie uns gesagt haben, die restlichen finanziellen Mittel kaum aufbringen. – Wir nehmen unsere Verantwortung wahr. In unserem Budget sind immerhin noch fast 80 Prozent der Mittel für die Museen vorgesehen, und das ist gut so. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich bedanke mich auch sehr herzlich bei Ihnen, meine Damen und Herren, denn Sie haben mit dem Gesetz für wissenschaftliche Anstalten die Basis dafür gelegt, daß wir die Museen in die Vollrechtsfähigkeit entlassen können. Man kann auch ein Museum, das den Auftrag hat, wissenschaftlich zu arbeiten, zu sammeln, zu bewahren, zu restaurieren, nicht einfach mit einem "Kunstforum" vergleichen, das hie und da sehr große attraktive Ausstellungen macht, das aber all die anderen Aufgaben nicht hat.


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