Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 169. Sitzung / 239

weil es in der Sache an sich liegt, daß die Probleme von Technikern und Juristen an den Universitäten eben verschieden sind. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Noch ganz kurz zu meinem Antrag betreffend Beseitigung der Diskriminierung von Inländern im Zuge der Zulassung zu österreichischen Universitäten: Es besteht der dringende Bedarf nach Behebung dieses Mißstands, und zwar insofern, als Auslandsösterreicher, die an deutschsprachigen oder österreichischen Schulen im Ausland die Matura abgelegt haben, nicht an österreichischen Universitäten studieren können, wenn sie nicht die Studienerfordernisse für die Zulassungen im jeweiligen Land erreichen. Das heißt: Ein Österreicher, der in Deutschland maturiert, kann in Österreich nicht Medizin studieren, wenn er nicht die Bedingungen für den Numerus clausus erfüllt. – Dieser Mißstand ist abzustellen. Daher ersuche ich um Ablehnung des Ausschußberichtes und um Zustimmung zu unserem Antrag! – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

23.59

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Leiner. – Bitte.

23.59

Abgeordneter Dr. Günther Leiner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Frau Dr. Gredler, ich glaube nicht, daß es nur eine Organisationsfrage ist, sondern diese Problematik ist systemimmanent. (Abg. Dr. Gredler: ... an der medizinischen Fakultät!)

Gerade an der medizinischen Fakultät! Kennen Sie nicht die Studie dieser niederländischen Gruppe, die ja besagt hat, daß es um unsere medizinischen Studien eigentlich sehr traurig aussieht? Herr Professor (Abg. Dr. Gredler: Es geht um die Prüfungstermine!) – um die Termine geht es nicht, es geht um das Studium an sich; natürlich, die Termine kann man dann mit einbauen –, Sie haben darauf hingewiesen, daß das Medizinstudium ein Superstudium war beziehungsweise die Medizin als solche höchste Anerkennung genoß, aber das war vor 70 Jahren! Die Wiener Schule war ja die berühmteste, es fanden sich unter ihren Vertretern auch Nobelpreisträger. Ich denke etwa an Landsteiner, der die Blutgruppen eigentlich in Österreich entdeckt, aber diese Forschungen erst in Amerika veröffentlicht hat, weil er ja vertrieben worden ist – wir wissen ja um diese Problematik. (Präsident Dr. Brauneder übernimmt den Vorsitz.)

Gerade das Medizinstudium hat eigentlich insbesondere durch diese Gruppierung in den Niederlanden bei uns keinen besonders guten Ruf mehr bekommen.

Dieser Bericht befaßt sich in erster Linie mit den Medizinstudien und den universitären medizinischen Forschungen in Österreich. Die Schlußfolgerungen sind aber keineswegs nur spezifisch für das Medizinstudium, sondern sie zeigen, wie ich zuerst schon gesagt habe, systemimmanente Schwächen an unseren Universitäten auf. Auf diese Mängel und Schwächen haben die medizinischen Fakultäten bereits in der letzten Zeit hingewiesen. Das müßte eigentlich die Evaluierungskommission der Rektorenkonferenz bereits wissen. Warum da – auch von seiten des Ministeriums – nichts unternommen wurde, das frage ich mich schon.

Worin liegen diese Mängel in Wirklichkeit? – Das Studiengesetz der Medizin ist veraltet! Diese Strukturen wurden im Jahr 1902 geschaffen. Eine Reform kam im Jahr 1979, und die war nur marginal. Man hat die Zahl der Rigorosen von 16 auf 23 erhöht, aber das ist natürlich keine Lösung. Es gibt kein vernetztes Lernen bei einzelnen Fächern innerhalb der drei Studienabschnitte. Zum ersten Patientenkontakt kommt es im dritten Studienabschnitt. Das ist viel zu spät! Die Studienverzögerungen traten und treten während des ersten Studienabschnittes – das ist der theoretische Teil – ein. Da verzweifeln viele Medizinstudenten, die ja etwas Praktisches tun wollen.

Herr Minister – leider ist er ja nicht da –, Ihr Ministerium hat sich jahrzehntelang nie zu einer grundlegenden Reform des Medizinstudiums durchringen können! Jetzt gibt es ein Curriculum der Universität Wien und auch der Universität Graz, das ein wesentlich praktischeres Studium vorstellt. Herr Minister – ich sage es ihm jetzt in Abwesenheit –, sorgen Sie dafür, daß dieses


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