Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 179. Sitzung / 262

Herr Bundesminister! Daher erhebt sich hier die Frage, warum das Bundesheer immer noch an der Hindernisbahn als einzigem Prüfungs- und Auswahlkriterium festhält. Ich möchte nicht annehmen, daß man den Frauen dadurch den Weg ins Bundesheer vermiesen oder die Soldatenkarriere erschweren will. Denn ganz gleichgültig, ob die Soldatinnen sonst ausgezeichnete Ausbildungsergebnisse vorweisen können, ist die Karriere der Frau beim Bundesheer im Fall des Versagens auf der Hindernisbahn ein für allemal beendet. Das findet nicht unsere Zustimmung, sondern das stört.

Aber was mich noch mehr stört, Herr Bundesminister, waren die sexistischen und diskriminierenden Beiträge über Frauen im Heer in der Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft der freiheitlichen Heeresangehörigen. (Abg. Dr. Krüger: Ja, ja!) Wirklich, diese frauenverachtende Darstellung, meine Damen und Herren von der FPÖ, in der Ihnen nahestehenden Zeitschrift muß man wirklich aufs schärfste verurteilen. (Abg. Scheibner: So ein Blödsinn!) Das muß ich Ihnen sagen. (Beifall bei der SPÖ.)

So haben wir uns die Öffnung des Bundesheeres für Frauen ganz sicher nicht vorgestellt (Abg. Scheibner: Die "Kronen Zeitung" schaust du dir auch nicht an, nicht?), die für uns als Schritt zur Gleichberechtigung von Frauen im Heer geplant und durchgesetzt wurde. Herr Bundesminister! Ich habe Sie gebeten, in diesem Zusammenhang eine klare Stellungnahme abzugeben. Sie blieb leider aus, auch, was den Bundesheer-Kalender mit leicht bekleideten Soldatinnen angeht. Auch hier ist eine klare Stellungnahme Ihrerseits unterblieben.

Ich möchte Sie ersuchen: Lassen Sie solche Auswüchse im Bundesheer nicht durchgehen! (Abg. Scheibner – eine Zeitung in die Höhe haltend –: Das ist auch sexistisch, nicht?) Das findet auch nicht meine Zustimmung, Herr Kollege Scheibner. – Ein Schweigen ist hier sicherlich nicht angebracht.

Das sind negative Begleiterscheinungen, die man auch aufzeigen soll. Aber insgesamt gesehen überwiegt das Positive. Das ist aus dem Bericht klar zu erkennen, und das erfahren wir auch in Gesprächen in den Kasernen. Daher soll man, glaube ich, hier allen Beteiligten Dank sagen: den verantwortlichen Offizieren und Unteroffizieren, den Ausbildnern und den Frauen selbst, die sich für den Soldatenberuf entschieden haben.

Daher nehmen wir diesen Bericht zustimmend zur Kenntnis. (Beifall bei der SPÖ.)

1.38

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Auf der Rednerliste steht zwar Herr Abgeordneter Wabl, doch steht seinem Klub keine Redezeit mehr zur Verfügung. (Abg. Dr. Khol: Der Frieden ist redezeitlos!)

Daher ist nun Herr Bundesminister Dr. Fasslabend zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.

1.38

Bundesminister für Landesverteidigung Dr. Werner Fasslabend: Herr Präsident! Hohes Haus! Die Öffnung des Bundesheeres für Frauen vor etwas mehr als einem Jahr war zweifellos ein gesellschaftspolitisch sehr wichtiger Schritt, weil es einer der letzten Bereiche im gesellschaftlichen und im beruflichen Leben Österreichs war, der keinen Zugang für Frauen ermöglicht hat. Wenn ich daran denke, von welchen Vorurteilen die Debatte um die Einführung begleitet war, dann kann man nach einem Jahr nur sagen: Die Einführung ist ein voller Erfolg geworden, und all diese Unkenrufe haben sich in keiner Weise bewahrheitet.

So sollten wir es auch sehen. Wir sollten einfach den Mut haben, richtige Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, und uns nicht vor lauter selbstgestellten Fallen immer wieder Wege in die Zukunft erschweren.

Ich bedanke mich bei allen, die daran mitgewirkt haben. Ich kann nur sagen, daß unser Beispiel heute auch beispielgebend für andere Länder – wie etwa für die Diskussion in Deutschland – ist.


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