Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 226

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Abgeordneter Helmut Dietachmayr (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! "Mehr Beweglichkeit soll in die Museumslandschaft kommen", sagte die Frau Bundesministerin vor kurzem anläßlich einer Sitzung des Stiftungsrates der "Sammlung Leopold" in Wien. – Da gebe ich ihr vollkommen recht! Wir müssen neue Lösungen finden, die die Verwaltung der Museen aus den Zwängen bürokratischer Strukturen herauslöst.

Der vorliegende Kulturbericht ist zwar sehr aufwendig, er ist aber umso anschaulicher geworden und daher auch sehr wertvoll. Er vermittelt einen interessanten und umfassenden Überblick. In Anbetracht der vielen Themen, die hier bereits angeschnitten wurden, möchte ich nur einen Bereich der Bundesmuseen ganz kurz ansprechen.

War es früher die althergebrachte Aufgabenstellung des Sammelns, Bewahrens und Erschließens, so umfaßt der heute neue, ganzheitliche Museumsbegriff sämtliche Bereiche der Gegenwartsgesellschaft und vermittelt die Anschauung, daß Museen wichtige Stätten der außeruniversitären Forschung und Begegnung mit dem gesamten Schul- und Bildungsbereich darstellen. Daraus resultiert aber auch, daß es sich dabei um sehr personalintensive Betriebe mit gut ausgebildetem wissenschaftlichen Personal wie etwa Präparatoren und Technikern handelt, die in Labors, Bibliotheken und in der Verwaltung für eine zeitgemäße Museumskultur arbeiten. Je nach Themenstellung des Museums haben die Bundesmuseen auch den Auftrag, sich neben den vorhin zitierten traditionellen Aufgaben wie Sammeln und Bewahren auch der wissenschaftlichen Forschung und der Erschließung der Künste zu widmen.

Einen Lichtblick in der österreichischen Museumsgeschichte der Gegenwart stellt zweifellos auch das österreichische Museum für Angewandte Kunst dar. Das 1864 gegründete MAK wurde zwischen 1988 und 1993 generalsaniert und mit ergänzenden Neubauten vollständig umgestaltet und renoviert. Dabei wurde aber auch eine grundsätzliche und grundlegende inhaltliche Neudefinition mit dem Ziel vorgenommen, ein Kunstmuseum im weitesten Sinn zu schaffen und ein neues, vor allem auch junges Publikum für das Museum zu interessieren. Belohnt wurden diese Bemühungen – das sollte hier auch einmal gesagt werden – damit, daß das MAK im April vergangenen Jahres mit dem Museumspreis des Europarates 1996 ausgezeichnet wurde.

Gestatten Sie mir nun noch ganz kurz einen Ausflug außerhalb Wiens: In Linz erregt seit einigen Monaten ein Haus, in dem die Zukunft Wirklichkeit wird, die Gemüter. Die Stadt Linz hat ein Museum neuen Typs geschaffen, nämlich das Ars Electronic-Center. Das Ars Electronic-Center bietet mit seinem future-lap eine interdisziplinäre Arbeitsplattform für Wissenschaft, Kunst und Unterhaltung und auch für die Wirtschaft. Künstlern, Technikern und der Wirtschaft wird die europaweit einzigartige Infrastruktur des Ars Electronic-Centers für Forschung, Entwicklung und Präsentation zur Verfügung gestellt. Es dient auch als Medienzentrum und Schnittstelle zwischen Kunst, Technik und Wirtschaft. Das Ars Electronic-Center in Linz beeinflußt die innovatorische Atmosphäre im Wirtschaftsraum Linz sehr positiv und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Forschung und Kunst.

Das am 2. September vergangenen Jahres eröffnete Museum dieses völlig neuen Typs wurde mit einem Gesamtaufwand von 180 Millionen Schilling von der Stadt Linz errichtet und bietet auf fünf Ebenen Raum für die Technologien und Ideen des 21. Jahrhunderts. Es ist ein Museum der Zukunft zum Kennenlernen, zum Ausprobieren, zum Selbstgestalten und zum interaktiven Lernen.

Einmal im Jahr ist Linz auch Zentrum der Computer-Kultur. Das AEC-Festival, bereits 1979 mit dem Bestreben einer offenen Begegnung von Künstlern und Wissenschaftlern ins Leben gerufen, entwickelt sich seither zu einem weltweit renommierten Forum der Kunst und Technologie.

Ich möchte abschließend noch erwähnen, daß sich die internationale Ausstrahlung des Ars Electronic-Centers nicht nur bei den zahlreichen ausländischen Gästen des Hauses niederschlägt, sondern auch enorm großes internationales Medienecho hervorruft. Die weltweit renommierteste amerikanische Computerzeitschrift "Computerworld" bezeichnet in einem Artikel das


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