Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 40

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

bildung auf diesem oder jenem Weg bekommen, nicht garantieren, daß in drei oder vier Jahren, wenn diese Ausbildung beendet sein wird, eine unmittelbare Integration in die Arbeitswelt erfolgen kann. Wir können das nicht voraussehen. Trotzdem meine ich, daß es ganz wichtig ist, dafür Sorge zu tragen, daß die Jugend weitergebildet wird und daß sie eine Perspektive hat. Alle Erfahrungen zeigen: Je besser eine Ausbildung ist, desto besser sind auch die Zukunftschancen für die Bewährung auf dem Arbeitsmarkt und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

9.22

Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gehen nunmehr in die Debatte zum Thema der Aktuellen Stunde ein. Die Redezeiten betragen in dieser Debatte jeweils 5 Minuten.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kiermaier. – Bitte.

9.22

Abgeordneter Günter Kiermaier (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Ministerbank! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gut ausgebildete und leistungsbereite Mitarbeiter stellen den wahren Standortvorteil Österreichs dar. Daher ist der Ausbildung größtes Augenmerk zu widmen.

Es geht dabei nicht nur um die eigentliche betriebswirtschaftliche Seite, sondern auch um einen echten Beitrag zur gesamten Volkswirtschaft. Es sind daher nicht nur die Betriebe aufgerufen, sich hier anzustrengen, sondern auch die Städte, die Gemeinden, die Gebietskörperschaften, ja ich möchte sagen, die gesamte öffentliche Hand. Dabei ist nicht nur die Anzahl von Lehrplätzen, die geschaffen werden, entscheidend, sondern es ist vor allem die Beispielswirkung besonders wichtig.

Ich möchte hier als ein Unternehmer, der ständig drei Lehrlinge ausbildet und selbst zwei Berufe erlernt hat, ein ehrliches Wort sagen: Natürlich kostet ein Lehrling zu Beginn seiner Ausbildungszeit erhebliches Geld. Es ist aber unehrlich, wenn man nicht zugibt, daß mit zunehmender Lehrzeitdauer die Leistung der Lehrlinge unentwegt ansteigt und daß dann die Sache schon wesentlich besser ausschaut.

Noch etwas: Man hat, wenn man Lehrlinge beschäftigt und das Betriebsklima einigermaßen paßt, in einem Betrieb drei oder vier Jahre lang, je nach Lehrzeitdauer, keine Fluktuation, und man hat Mitarbeiter, auf die man sich verlassen kann.

Das Thema ist wirklich wichtig, und ich meine, daß mit dem Lehrlingspaket alle ihren guten Willen gezeigt haben. In der heutigen Zeit darf es keine unsinnigen Bestimmungen mehr geben – Herr Präsident Verzetnitsch hat das schon angeschnitten –, und es war wirklich an der Zeit, daß neue Regelungen geschaffen werden. Auch die Arbeitszeitregelungen sind heute schon wesentlich moderater. Ich als Gastwirt weiß, wovon ich rede.

Man sieht also: Wenn alle Kräfte zusammenarbeiten und zusammenspielen, dann kann man dieser schwierigen Materie auch entsprechend entgegentreten.

Meine Damen und Herren! Gefordert sind aber auch die Schulen. Wenn wir den Lehrling zum traditionell guten österreichischen Facharbeiter ausbilden wollen, dann muß er schon in der Pflichtschule das nötige Rüstzeug mitbekommen. Das ist aber leider oft nicht der Fall, wie man nicht selten von den Berufsschullehrern hört. Wenn der Lehrling erst in der Berufsschule die Grundrechnungsarten und die Orthographie erlernen muß, dann ist das einfach zu spät! Dann ist in der Pflichtschule etwas versäumt worden.

Es gibt aber auch in der Berufsschule Reformbedarf. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, daß man in den Berufsschulen, die im Sommer geschlossen sind, die Fortbildung sowohl der Facharbeiter als auch der Betriebsinhaber, die sich ständig nachschulen lassen müssen – das ist an sich nichts Neues –, durchführt. Auch angesichts des Lehrerüberschusses wäre es gar nicht schlecht, wenn man diese Häuser im Sommer benützen und damit der Weiterbildung, die so wichtig ist, Tür und Tor öffnen könnte.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite