1910/J XXI.GP
Eingelangt am: 15.2.2001
ANFRAGE:
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen
betreffend Einsatz von Psychopharmaka (Neuroleptika) in der Tiermast
Die unterfertigte Abgeordnete hat in den vergangenen Jahren immer wieder auf die
tierquälerischen Haltungsbedingungen und den hohen bzw. illegalen
Arzneimitteleinsatz hingewiesen. Im Zuge der derzeit laufenden Schwerpunkt -
Aktionen der Exekutive gab es eine öffentliche Debatte über den Einsatz von
Hormonen sowie von Antibiotika (Wachstumsförderern) in der Tiermast.
Weniger bekannt als der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast ist die Tatsache, daß
auch große Mengen von Psychopharmaka eingesetzt werden (sh dazu Anfrage Nr.
537 J/ vom 21.03.2000). Zum Beispiel handelt es sich dabei um das Neuroleptikum
„Stresnil“, das zum Ruhigstellen von Schweinen verwendet wird. Im Beipackzettel
steht zu lesen: „Stresnil ist ein speziell für Schweine entwickeltes Neuroleptikum mit
adrenolytischen Eigenschaften. Pharmakodynamik: Stresnil erzeugt nach
intramuskulärer Verabreichung eine voraussagbare psychomotorische Sedierung
ohne Narkose. Der Grad der Sedierung ist dosisabhängig. . . Bei einer niedrigen Dosis
(0,5 mg/kg) ist das Tier geringfügig sediert und kann leicht getrieben werden. Mit
steigender Dosis von 2 mg/kg bleibt das Tier für 2 Stunden liegen, kann kaum noch
getrieben werden und zeigt keine Aggressionen mehr.“
Am 31. Mai 2000 wurden in der ORF - Sendung „Am Schauplatz“ Bilder eines
Betriebes gezeigt, wo neben anderen Medikamenten auch das Neuroleptikum
Stresnil gelagert war. Das Vorhandensein von Psychopharmaka (Stresnil) im Stall ist
unter anderem auch in Protokollen der Gendarmerie festgehalten (z.B. in einem uns
vorliegenden Bericht des Gendarmeriepostens St. Pölten, vom 7.10.1999).
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher die folgende Frage:
ANFRAGE
1. Ist es zutreffend, daß das Injizieren von Psychopharmaka ausschließlich
TierärztInnen vorbehalten ist?
2. Ist Ihnen der Einsatz von Neuroleptika in der Tierzucht bekannt? Wenn ja, wie
beurteilen Sie das und was werden Sie dagegen unternehmen?
3. Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen Haltungsbedingungen
(Bewegungsarmut,
Reizarmut, Unterbindung von Sozialkontakten) und dem
Auftreten von Aggressivität bei Tieren? Wenn ja, welche Maßnahmen werden Sie
im Rahmen der derzeit laufenden Gesundheits - / Tierrechts - /Agrardebatte
innerhalb der Bundesregierung setzen?
4. Welche Studien bzw. Untersuchungen über die Langzeitwirkungen von
Neuroleptika bei Tieren sind Ihrem Ressort bekannt?
5. Welche Vorschriften gelten hinsichtlich der Verabreichung von Psychopharmaka
an Tiere, die der Gewinnung von Lebensmitteln dienen und wie werden diese
Vorschriften kontrolliert?
6. Wieviel Kontrollen - im Hinblick auf den Einsatz von Psychopharmaka - wurden in
den letzten 3 Jahren vorgenommen, wie gliedert sich die Zahl der
Untersuchungen auf die Österr. Bundesländer und welche Ergebnisse zeitigten
diese Untersuchungen?
7. Welche Auswirkungen können durch die in der Nutztierhaltung eingesetzten
Neuroleptika über die Aufnahme von Nahrung beim Menschen eintreten? Welche
diesbezüglichen Studien bzw. Untersuchungen liegen Ihrem Ressort vor?
8. Werden Sie dafür Sorge tragen, daß im Rahmen der
Lebensmitteluntersuchungen in Hinkunft auch das Vorhandensein von
Psychopharmaka getestet wird? Wenn nein, warum nicht?
9. Welche Psychopharmaka sind für Nutztiere in Österreich zugelassen? Von wann
stammt die Zulassung und welche Unbedenklichkeits - Untersuchungen liegen den
Zulassungen jeweils zugrunde?
10. Welche Mengen von Psychopharmaka werden in Österreich an Nutztiere
verabreicht?
11. Welche Schätzungen über allenfalls illegal verabreichte Medikamente liegen
Ihrem Ressort vor?
12.Wurden im Rahmen der derzeit laufenden Aktionen der Exekutive auch
Psychopharmaka sichergestellt? Wenn ja, welche und in welchen Mengen?
13.Welche Wechselwirkungen sind beim Einsatz von Neuroleptika mit anderen
Arzneimitteln zu beachten? Und wer prüft das Auftreten derartiger
Wechselwirkungen?
14. Ist es denkbar, daß etwa Wechselwirkungen beim Einsatz von Herz - ,
kreislaufmitteln, von geburtsfördernden Mitteln, von Antibiotika und
Psychopharmaka auftreten? Wenn ja, welche? Und was sind die möglichen
Auswirkungen für KonsumentInnen?