3800/J XXI.GP
Eingelangt am: 19.04.2002
ANFRAGE
der Abgeordneten Parnigoni
und GenossInnen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Wiederbetätigungsszenen auf der Kärntner Straße
Im
Verlauf der vom Bundesministerium für Inneres nicht untersagten
Demonstration am 13.
April
2002 am Heldenplatz ist es in der Wiener Innenstadt zu Ausschreitungen von
Neonazis
gekommen.
Nach Abschluss der Demonstration zogen diese auch skandierend über die
Kärntner
Straße. Ein Ihnen von Abg. Parnigoni per Boten zugestelltes Amateurvideo
dokumentiert,
dass zahlreiche Skinheads minutenlang Parolen, die eindeutig gegen das NS-
Verbotsgesetz
verstoßen, skandierten. Unter anderem sind Rufe wie “Sieg
Heil",
“Deutschland
den Deutschen, Ausländer raus" und auch die SS verherrlichende
Parolen
deutlich
zu hören. Der Zug von Rechtsgerichteten konnte unbehelligt vom Beginn der
Kärntner
Straße bis zur U-Bahnstation Stephansplatz gelangen. Erst dort begaben
sich die
Skinheads
in den Untergrund. Weiters ist auf diesem Video kein einziger uniformierter
Exekutivbeamter
zu sehen, wohl aber Passanten, die sich verängstigt zeigen.
Schon im
Vorfeld der Geschehnisse vom 13. April wurden offensichtlich via Internet
Organisationsanleitungen
ausgegeben, die für die Demonstranten Empfehlungen zur Anreise
und
Logistik rund um die bevorstehenden “Protestdemonstration" gegen die
Anti-
Wehrmachtsausstellung
in Wien, enthielten.
Die
unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für
Inneres
nachstehende
Anfrage:
1. Sind Sie der Ansicht, dass der Heldenplatz in Anbetracht
seiner Geschichte ein
geeigneter
Platz ist, um dort Demonstrationen stattfinden zu lassen, bei denen ein
Zulauf gewisser neonazistischer Gruppierungen zu erwarten ist? Wenn nein, warum
haben
Sie die Demonstration vom 13. April 2002 an diesem Ort bewilligt?
2. Wieviele Personen nahmen Ihrem Informationsstand zufolge
an der Demonstration am
13.
April 2002 am Heldenplatz teil?
3. Waren darunter auch Personen, die aufgrund
neonazistischer Betätigungen amtsbekannt
sind? Wenn ja, um wieviele Personen handelte es sich dabei und welchen
Organisationen
gehören sie an?
a) Nahmen an dieser Veranstaltung öffentliche Mandatare wie
Abgeordnete zum
Nationalrat,
Landtag oder Bezirksrat teil?
b) Stimmt es, dass an dieser Veranstaltung ein gewisser Mathias
Kornschill
teilgenommen
hat, der Mitglied der Burschenschaft “Olympia" ist, zu deren
Mitgliedern auch der Abg. z. NR Dr. Martin Graf gehört?
4. Sind Ihnen etwaige Anleitungen, die via Internet
verbreitet wurden und sich auf die
Organisation im Vorfeld der Demonstration bezogen, bekannt? Wenn ja, der Inhalt
welcher Internetdokumente, Flugblätter bzw. anderer Materialien wurden
Ihnen in
diesem
Zusammenhang von Ihren Beamten zur Kenntnis gebracht und wann geschah
dies?
Wenn nein, warum gibt es im Bereich der Exekutive kein entsprechendes
Frühwarnsystem?
5. Ist Ihnen oder Ihren zuständigen Beamten das Video
von den Geschehnissen des 13.
April
2002 bekannt, das ich Ihnen per Boten am 19.4.2002 gegen
Empfangsbestätigung
übermittelt habe?
6. Wieviele Personen nahmen laut den Ihnen vorliegenden
Informationen an diesem
schaurigen
Zug über die Kärntner Straße teil?
7. Gab es Teilnehmer an diesem Zug, die einschlägig
bekannten rechtsextremen oder
neonazistischen
Organisationen angehören? Wenn ja, welchen?
8. Wieviele uniformierte Exekutivbeamtinnen bzw.
Kriminalbeamte befanden sich zum
Zeitpunkt
der auf dem Video erkennbaren Szenen im Bereich der Kärntner Straße
und
war diese Anzahl Ihrer Meinung nach ausreichend?
9. Warum griff kein Exekutivbeamter während der auf
dem Video erkennbaren
Ausschreitungsszenen ein, obwohl es zu offensichtlichen Offizialdelikten kam?
10. Wieviele Beamte der Staatspolizei befanden sich zum Zeitpunkt der
auf dem Video
erkennbaren
Szenen im Bereich der Kärntner Straße und war diese Anzahl Ihrer
Meinung
nach ausreichend?
11. Liegen Ihnen polizeiliche Erkenntnisse über die
Ausschreitungen auf der Kärntner
Straße
vor?
12. Wird
die Exekutive weitere Ermittlungen nach dem NS-Verbotsgesetz rund um die
Vorkommnisse vom 13. April anstellen?
13. Haben Sie im Vorfeld des 13. April 2002 Einsatzstrategien der
verschiedenen
Wachkörper
erarbeiten lassen? Wenn ja, von wem und wie sehen diese aus? Wenn
nein,
warum nicht?
14. Glauben Sie, dass die auf dem Video erkennbaren Szenen, von denen
auch viele
Passanten
und Touristen Augenzeugen waren, dem Image unseres Staates abträglich
waren?
15. Glauben Sie, dass von Ihrer Seite her alles unternommen wurde, um
die Gefahr der
Verbreitung
von rechtsextremem Gedankengut präventiv zu minimieren?