Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 101. Sitzung / Seite 111

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Wettbewerb mit der privaten Wirtschaft, was qualifizierte Mitarbeiter betrifft, nicht ins Hintertreffen geraten lässt. Es gibt einen Wettbewerb zwischen guten privatwirtschaftlichen Angeboten und verschlechterten Arbeitsbedingungen, die Sie an den Universitäten anbieten. Wenn man will, dass unsere Studierenden mit hoch qualifiziertem wissenschaftlichem Personal arbeiten können, dann muss es an den Universitäten für die dort Lehrenden auch vergleichbare, akzeptable und konkurrenzfähige Arbeitsbedingungen geben. Das ist ebenfalls ein Ziel von uns, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

Es ist bezeichnend – und das ist auch in Universitätsdebatten in anderen Staaten vorgekommen –, dass je stärker auf der einen Seite die Qualität eingeschränkt wird, je stärker die Mittel eingeschränkt werden, desto stärker auf der anderen Seite das propagandistische Vokabular wird. Je mehr eingeschränkt wird, desto öfter werden Begriffe wie "exzellent" und "Weltuni" und so weiter verwendet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das hat man auch schon aus anderen Staaten gehört. Man kann nicht mit immer weniger werdenden Mitteln eine höhere Qualität an den Universitäten erreichen. Ich glaube, wir sollten auch realistisch sein: Wenn man von Weltspitze redet, dann muss man auch sagen, wie die Weltspitze aussieht. Beim Anführen des amerikanischen Vorbilds mit 3 500 Hochschulen und Colleges muss man bedenken, dass maximal 30 davon internationales Niveau haben und der Rest mit unseren Universitäten nicht mithalten kann.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir müssen darauf achten, dass wir – und das muss unsere Zielsetzung sein – ein gut qualifiziertes akademisches Potential haben, und dafür sorgen, dass die Akademikerquote in Österreich steigt, wenn wir international konkurrenzfähig sein wollen. Das muss das Ziel für Wirtschaft, Gesellschaft und Universitäten sein! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Universitätsreform nach dem Vorschlag des Ministeriums ist auf breite Ablehnung durch alle Betroffenen gestoßen. Unser Konzept, das wir am vergangenen Montag vorgestellt haben, hat bereits erste Reaktionen hervorgerufen. Ich möchte Ihnen kurz vorlesen, was uns der ehemalige Rektor der Universität Wien geschrieben hat. Er schrieb Folgendes:

Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ich habe den SPÖ-Entwurf zur Uni-Reform gelesen. Ich wollte Ihnen dazu gratulieren. Das ist ein sehr gutes Papier geworden, darauf ließe sich weiter aufbauen. – Zitatende. (Abg. Ing. Westenthaler: Freundschaft, Genossen!)

Frau Bundesministerin! Schließen Sie sich diesem Ratschlag des akademischen Personals an! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.20

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage gelangt Frau Bundesministerin Gehrer zu Wort. (Abg. Ing. Westenthaler  – in Richtung SPÖ –: Es wurde schon heftiger applaudiert, früher! War nicht überzeugend!) Die Redezeit soll 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Frau Ministerin.

15.20

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Der Herr SPÖ-Vorsitzende und Klubobmann der sozialdemokratischen Fraktion hat eine Rede gehalten, in der er sehr intensiv argumentiert hat. Ich möchte drei Teile davon herausheben.

Ich bin erfreut, ich bin enttäuscht, und ich muss einiges richtig stellen: Erfreut bin ich darüber, dass Sie die Universitäten so gelobt haben. – Jawohl, wir haben gute Universitäten, wir haben sehr gute Universitätsprofessoren, wir haben gute Studierende, und darauf können wir stolz sein. Erfreut bin ich auch darüber, dass Sie ein Bekenntnis zur Reform abgelegt haben, dazu, dass es Weiterentwicklungen geben muss, dass wir der modernen Zeit entsprechend die Herausforderungen annehmen müssen.


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