Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 34

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Die Wirtschaft ist seit den siebziger Jahren jährlich um 2,8 Prozent gewachsen. Die Ausgaben der Universität für Lehre sind pro Kopf um 1,1 Prozent gesunken. Das heißt nach Adam Riese, die Ausgaben für die Lehre, also für Studentinnen und Studenten, hinken 4 Prozent hinter dem Bruttoinlandsprodukt her. Ist das eine Leistung? Ich beurteile das nicht, Sie werden das alleine schaffen.

Das sind OECD-Indikatoren. Die OECD ist Ihnen sicher ein Begriff, und jetzt wird es vielleicht ein bisschen schwieriger, ich bitte Sie daher aufzupassen. Bezogen auf diese OECD-Indikatoren – ich sage es noch einmal, das sind Lehrausgaben pro Kopf und das BIP – sanken die öffentlichen Ausgaben für StudentInnen seit 1970 um 60 Prozent. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei den Grünen.)

Jetzt noch einmal eine simple Rechnung nach Adam Riese. – Mit Khol konnte ich dann interessanterweise diskutieren. Schüssel hat immer noch gemeint, Studenten kosten 200 000 bis 300 000 S pro Jahr. – Ich werde Ihnen das vorrechnen: 1998 betrug das Wissenschaftsbudget 31 Milliarden Schilling. Davon flossen zirka 80 Prozent an die 19 österreichischen Universitäten. Nur ein Teil dieser Ausgaben, also dieser 80 Prozent von 31 Milliarden Schilling, lässt sich der Lehre zuordnen. Das sollten Sie eigentlich wissen, es sitzen ja auch einige von Ihnen im Wis-senschaftsausschuss, wenn man auch manchmal fragen müsste: Warum?

Nur ein Teil ist also der Lehre zuzuordnen. Ein guter Teil, mehr als 50 Prozent, wird durch Forschung und Verwaltung geschluckt, um es simpel zu sagen.

Die Studentenzahlen sind stärker gestiegen als die Personalkosten. Die Personalkosten machen 40 Prozent dieses Budgets aus. Und das Personal an den Hochschulen wurde be-fragt – passen Sie noch einmal auf! –: In Arbeitszeitäquivalenten investieren Hochschullehrer zirka 40 Prozent ihrer Arbeit in den Unterricht. Wenn man jetzt das alles subsummiert, ergeben sich Kosten für die Lehre von 40 000 S pro Student. So ist es, so sagt es die OECD, und so sollten Sie es auch nachvollziehen können.

Ich sage das deswegen, weil ich gemerkt habe, dass bildungspolitische, forschungs- und sozialpolitische Argumente anscheinend sinnlos sind. Daher muss man wirtschaftspolitische Argumente, fiskalpolitische Argumente, Argumente von Bilanzbuchhaltern hier ausbreiten, was mir, ehrlich gesagt, keinen großen Spaß macht.

Prinzhorn meint, der erste Schritt für eine unternehmerische Zukunft an den Universitäten sind Hochschulgebühren. Ich sage: nein. 20 Prozent der Studenten leben in ökonomischer Not. 10 Prozent der öffentlichen Transferleistungen wurden bereits 1996 gestrichen. Studieren ist auch nicht gratis, das weiß auch Frau Unterrichtsministerin Gehrer. Die Ausfallskosten durch fehlende Erwerbstätigkeit während des Studiums betragen 177 000 S. Das ist das, was ein Maturant in etwa jährlich brutto verdienen könnte.

Der ökonomische Wert der Bildung hat nach OECD-Statistiken einen Multiplikationsfaktor von drei. Vielleicht verstehen das Wirtschaftsbund und Finanzministerium. Der Staat ist Nettogewinner, wenn Leute das Risiko auf sich nehmen, zu studieren. (Beifall bei den Grünen.) Und wenn es noch jemand nicht weiß: Das Lebenseinkommen unselbständiger Akademiker liegt signifikant unter dem Lebenseinkommen von Absolventen höherer berufsbildender Schulen.

Jetzt weiß ich nicht, ob diese Argumente ausreichen. Ich fürchte, nicht für alle, aber meine Redezeit geht zu Ende und ich möchte daher noch folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Grünewald, Freundinnen und Freunde betreffend geplante Einführung von Studiengebühren

Die Bundesministerin für soziale Sicherheit und Generationen und die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur werden aufgefordert,


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