Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 171

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Auch ich bin mit dem Projekt oder Nichtprojekt "Haus der Toleranz", "Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts" unzufrieden. Ich kann nur sagen, dass man sich da etwas überlegen sollte. Es muss nicht "Haus der Toleranz" heißen, aber man sollte sich im Lichte der Ereignisse der letzten Monate, seit 4. Februar, seit der Installation dieser Regierung, etwas überlegen. Es wäre, so glaube ich, ein Ding der Notwendigkeit und ein Gebot der Stunde, dass man sich wirklich kritisch mit der Zeitgeschichte unserer Republik auseinander setzt, und zwar bis in die jüngste Zeit.

Besonders interessant ist, dass im Kulturbericht steht, man möge sich Gedanken über eine zukunftsorientierte Museumslandschaft und über ein ausgewogenes Verhältnis zwischen "kontemporanem künstlerischen Schaffen und der Pflege des so genannten kulturellen Erbes" machen. Darüber könnte man doch einmal eine Grundsatzdebatte führen, in welcher Balancierung das vor sich gehen soll, was überhaupt kontemporanes künstlerisches Schaffen in Relation zur Pflege des so genannten kulturellen Erbes ist. Damit sollten wir uns wirklich einmal auseinander setzen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Khol. )

Die Sprache im Kulturbericht ist die Sprache Ihres Ministeriums. (Abg. Dr. Khol: Kontemporan oder mediterran?) – Davon bin nicht ich der Sprachschöpfer. Sie meinen mediterran, ich meine kontemporan. Sie sind wahrscheinlich geistig bereits nicht mehr in diesem Hause anwesend. Ich bin noch da, auch am Rednerpult. Sie sind gerade mediterran geistig orientiert gewesen, ich kontemporan. Das ist ein kleiner Unterschied. – Wenn Sie also so lieb wären und auch darauf eine Antwort geben würden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.07

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Povysil. – Bitte.

20.07

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Meine Damen und Herren! Machtstreitigkeiten unter dem Deckmantel der Moral zwischen den großen und den kleinen Staaten Europas war eigentlich die Thematik der letzten Monate. In diesem Zusammenhang hat mir besonders der Ausspruch von Hugo Portisch gefallen, der sagte: Die wichtigste Aufgabe der Zukunft für Österreich in Europa ist es, seine Identität zu wahren. Und das kann Österreich vor allem durch sein einmaliges kulturelles Erbe. Dadurch ist es optimal definiert, und dadurch ist es, wie ich meine, unverwechselbar darzustellen.

Österreich wird in der Welt, nach allen Erfahrungen, nach allen Statistiken, noch immer in erster Linie mit Kultur assoziiert. (Abg. Dr. Cap: Welcher Kultur?)

Wir alle reden heute über den Kulturbericht, auch Sie, Herr Abgeordneter Dr. Cap! Dies ist ein Bericht, der in einer Stückzahl – ich weiß nicht, ob Ihnen das bekannt ist oder ob sich das einmal jemand angeschaut hat – von 40 000 Stück aufgelegt worden ist. Man kann ihn auch kaufen. Er kostet 80 S pro Stück, und es wurden immerhin Tausende Stück verkauft. Wofür spricht das? – Das spricht einerseits für den Bericht, der interessant ist, und andererseits für das Kulturverständnis unserer Bürger, ein Kulturverständnis, das den Bürgern zu gern und zu oft in unserem Land abgesprochen wird. Die Angst vor Volksbefragung und direkter Demokratie gerade bei politischen Kulturprojekten, die man durchpeitschen möchte, ist ja allgemein bekannt – derzeit ganz besonders in Oberösterreich.

Dieser Kulturbericht stellt eine Momentaufnahme aus dem Jahre 1998 dar und zeigt zuerst einmal die positiven Auswirkungen der Teilrechtsfähigkeit auf. Er geht aber dann weiter und zeigt uns die ganze Umbruchsphase, in der die Museen eben durch das neue Bundesmuseen-Gesetz derzeit stehen. De facto stehen die Museen noch immer beim Stand null. Sie sind durch die jetzt teilweise zu erlangende Vollrechtsfähigkeit gefordert und vor große Herausforderungen gestellt.

Die Österreichische Galerie, die Graphische Sammlung Albertina, das Museum für angewandte Kunst und das Technische Museum werden mit dem Jahr 2000, also heuer, in die Vollrechtsfähigkeit entlassen. Das Kunsthistorische Museum hat sie, wie wir wissen, bereits 1999 erlangt. Die vorläufigen Zahlen aus diesem Entlassen in die Eigenständigkeit sprechen positiv für diese Vorgangsweise. Beispiele: Die Besucherzahlen sind in die Höhe geschnellt, bis über 100 Prozent. Die Einnahmen und der Ertrag aus den Eintritten sind nicht unerheblich.


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