Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 36

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Wenn man diesen Weg so weiterspinnt, dann kommt man zu einem Schluss, der da heißt: Ende der Schulpflicht, Beginn des Schulgeldes! – Ich weiß schon, dass das in der APA dementiert worden ist, aber mein Vertrauen in irgendwelche Versprechen ist einfach gering. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Ich möchte auch noch den Bereich des berufsbildenden Schulwesens beleuchten. Seit dem Ausbau der berufsbildenden Schulen hat sich die SchülerInnenzahl vervierfacht, und es ist ein weiterer Anstieg zu erwarten. Die Maßnahmen, die diesbezüglich getroffen werden, sind spärlich. Es heißt, jeder Schüler, jede Schülerin findet Aufnahme in einer Schule. So heißt es von offizieller Seite. Das klingt ja ganz gut, aber die Realität ist eine andere.

Die Schüler und Schülerinnen suchen sich heute nicht mehr die Schulen aus, die am nächsten liegen, sie gehen auch nicht mehr in die Schule, in die der Vater schon gegangen ist, sondern sie versuchen, einen Platz zu bekommen, der ihren Talenten entspricht und Zukunftschancen bietet. Sie bestehen die Aufnahmegespräche, sie haben vielleicht einen Notendurchschnitt, der es ihnen ermöglicht, einen Platz zu bekommen. Allerdings ist das nur ein virtueller Platz, denn die Realität ist eine andere. Die Schulen haben nicht genug Lehrer, die Schulen haben nicht genug Werteinheiten, also werden sich die Jugendlichen umschauen müssen, irgend einen Platz in irgend einer Schule zu bekommen.

Wenn ein Schüler oder eine Schülerin die Möglichkeit hat, in eine erste Klasse zu gehen, dann wird nach der ersten Klasse noch einmal gründlich gesiebt, denn es gibt nicht genug Werteinheiten, um die Klassenanzahl weiter beizubehalten. Das nennt sich dann Bildungsoffensive. Wenn ich mir die Fremdsprachenoffensive anschaue, kann ich nur sagen: Auch da gibt es leider nicht genug Geld. Immer wieder werden Finnland und Skandinavien zitiert: Schauen Sie sich einmal genau an, wie viel Geld dort in Bildung und in Forschung investiert wird!

Einen Punkt möchte ich noch erwähnen: das Thema Bildung von Mädchen und Frauen. Was wird mit den Mädchen passieren, wenn diese "Bildungsoffensive" – unter Anführungszeichen – so weiter geht? Ich denke, es wird sehr wenigen Mädchen oder immer weniger Mädchen die Chance geboten, eine höhere Bildung zu erlangen. Auch bei den Studenten und den Studentinnen: 10 000 S sind einfach zu viel!

Und das ist auch wieder ein Weg, den wir sozusagen gegenläufig zur EU gehen. Wenn Sie sich zum Beispiel anschauen: Österreich hat eine relativ niedrige Frauenerwerbsquote. Dänemark hat die höchste Frauenerwerbsquote der EU, nämlich 75 Prozent, Alleinerzieherinnen sind gut abgesichert, Familien mit mehreren Kindern sind ebenfalls gut abgesichert, Kinderbetreuungsplätze sind vorhanden, und – man höre und staune! – die Geburtenrate liegt 28 Prozent über der Österreichs. Und das hat auch etwas mit Bildung zu tun, meine Damen und Herren, und mit politischem Weitblick. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber auch das Klima in den Klassen wird sich ändern. Eines möchte ich schon sagen: Klassenvorstand zu sein ist eine der wichtigsten und verantwortungsvollsten pädagogischen Aufgaben und nicht eine reine Verwaltungstätigkeit. Und ganz im Sinne des neoliberalen Denkens der Regierung: Wert hat nur, was messbar ist. Und nicht Messbares, wie pädagogische Fähigkeiten, Kenntnisse über das Leiten von Gruppen, über Konfliktmanagement, das alles ist nichts mehr wert. Meine Damen und Herren! Kein Wunder, dass die Lehrer und Lehrerinnen und die Eltern und die Schüler und Schülerinnen und auch wir von der Sozialdemokratischen Partei sich um unser Bildungssystem Sorgen machen. (Beifall bei der SPÖ.)

11.03

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Povysil. Ich erteile ihr das Wort.

11.03

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Österreich hat etwas Besonderes zu bieten: die Schönheit seiner Landschaft, die Schönheit seiner Menschen – seine noch weitgehend unzerstörte Natur und sein reiches kulturelles Erbe. (Zwischenruf des Abg. Dr. Niederwieser.  –


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