Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 39

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

in der speziell der Zusammenhang zwischen der politischen Gesinnung von Akteuren und den Förderungen hergestellt wird.

Ich möchte noch auf ein anderes Problem eingehen, nämlich auf die Strukturen der Museen beziehungsweise die Änderungen, die im Rahmen des Budgetbegleitgesetzes für nächstes Jahr geplant sind. Das ist vorwiegend die Eingliederung des Museums für Völkerkunde und des Theatermuseums in das Kunsthistorische Museum.

Wir halten das für äußerst problematisch. Die offizielle Argumentation für diese Eingliederung ist, dass das zu kleine Museen sind, sodass sie mit den vorhandenen Budgetmitteln ihre Aufgaben nicht bewältigen können, obwohl es ein Gutachten der Intercontrol Wirtschaftstreuhand-GesmbH gibt, das eindeutig feststellt, dass zum Beispiel das Theatermuseum als ausgegliederte, selbständige Institution sehr wohl fähig ist, positiv zu bilanzieren.

Was ist da der für uns problematische Hintergrund? – Ich glaube, man kann in dieser Museenlandschaft nicht alles über einen Kamm scheren. Man kann nicht Anstalten, die auch wissenschaftliche, zeithistorische Aufgaben haben, gleichsetzen mit reinen Ausstellungshäusern, wie zum Beispiel dem Kunstforum. Das Theatermuseum, das Zeitgeschichte anhand von Nachlässen, Briefen, Fotos, Theaterzetteln und Regiebüchern konserviert, hat einen ganz anderen Auftrag als ein rein kommerzieller Kunstausstellungsbetrieb. Gleiches gilt für das Museum für Völkerkunde.

Dass man dadurch, dass man alles über einen Kamm schert, einen Verlust von Vielfalt und Pluralismus in unserer Museenlandschaft in Kauf nimmt, ist aus unserer Sicht bedauerlich. Wir sprechen uns daher massiv gegen die Eingliederung dieser beiden Museen, die ganz andere Aufgaben als das Kunsthistorische Museum haben, aus. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ganz bedenklich ist für mich vor allem, dass sie ihre wissenschaftliche Autonomie nicht voll behalten dürfen. Wir werden daher dieses Gesetz weiterhin kritisieren und auch bekämpfen.

Frau Dr. Brinek hat vorhin ein Zitat gebracht, in dem sie gemeint hat, dass der Satz "Kunst ist nur das, was wehtut" einem überholten Kunst- und Kulturbegriff entspreche. (Abg. Dr. Brinek: Das wäre eine lange Diskussion wert!) Eine derartige Aussage wäre einen langen, ausführlichen Diskurs wert.

Ich möchte zu unserem Kulturverständnis sagen: Unser Fokus ist auf das gerichtet, was sich in Interaktion mit dem Gegenwärtigen abspielt. (Abg. Dr. Brinek: Mit Interaktion bin ich schon einverstanden!) Die Interaktion ist das, was gegenwärtig entsteht und das kulturelle Erbe der Zukunft betrifft. Wir konstatieren bei der Prioritätensetzung im Budget und bei strukturellen Maßnahmen im Moment insgesamt eine völlig entgegengesetzte Ausrichtung. Es genießt also genau das, was jetzt das Spannende, das Zeitgenössische, das Lebendige, das Junge, die junge Kunst und die junge Kultur ausmacht, keine Priorität. Und ich finde das bedenklich und traurig. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek. )

Dies ist aus dem Budget und den Strukturen zu ersehen, es ist auch an Handlungen, Anfragen und Äußerungen einzelner Akteure der Regierungsparteien ablesbar, und es ist bedauerlich. Also: Kunst ist zwar nicht nur, aber auch das, was wehtut, und vor allem auch das, was politisch wehtut. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.16

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Wolfmayr. Ich erteile ihr das Wort.

11.16

Abgeordnete Dr. Andrea Wolfmayr (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Ich widme mich dem Thema Bundesmuseen sehr gerne und oft, aber heute möchte ich es nur streifen. Die bereits erfolgte Überleitung von Bundesmuseen in die Vollrechtsfähigkeit hat ihre grundsätzliche Sinnhaftigkeit bereits unter Beweis gestellt. Und die zwei


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite