Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 91. Sitzung / Seite 44

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men. Japan und Korea seien hier erwähnt, aber bemerkenswerterweise auch Kanada und Neuseeland. Dort wird die schulische Selbstverwaltung, wird die Entscheidung zur Schule, die Entscheidung zur Corporate Identity jeder einzelnen Schule verlegt, die sich selbst gestalten kann, die sich selbst repräsentieren kann.

Ich glaube, diesbezüglich haben wir in Österreich eindeutig ein Manko, weil es eben immer noch in erster Linie eine proporzmäßig aufgeteilte rot-schwarze Schulleitung gibt, und bedauerlicherweise greift die Parteipolitik in die Zuteilung der Lehrerdienstposten zu stark ein.

Nehmen wir die ersten Ansätze zur Schulautonomie ernst, etwa mit der Verhaltensvereinbarung, die wir vor kurzer Zeit beschlossen haben! Nehmen wir sie doch ernst! Nehmen aber auch Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, die Sie die letzte Zeit nur dazu genutzt haben, dieses Schulsystem schlecht zu machen und vor allem die Lehrerschaft aufzuwiegeln, Ihre Verantwortung ernst! Es ist traurige Realität, dass derzeit weit weniger Schikurse stattfinden als früher, weil es Ihnen gelungen ist, die Lehrer in den Schulen zu einem "Dienst nach Vorschrift" zu bewegen, weil die Entscheidung des letzten Jahres, wonach ein Lehrer unter Umständen 20 Minuten länger in der Klasse sein muss, um das gleiche Gehalt zu bekommen, von Ihnen nicht mitgetragen wurde.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte um den Schlusssatz!

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (fortsetzend): Österreichs Bildungssystem muss sich weiter emanzipieren! Österreichs Schulen brauchen mehr Freiheit! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

10.01

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Öllinger. – Bitte.

10.01

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Mag. Schweitzer: Herr "Sozialminister"!) Ich habe mich gefragt, Herr Kollege Schweitzer: Wie werden es die Bildungssprecher der Regierungsparteien anlegen? Wie gehen sie mit einem Thema um, das nicht gerade Ruhm über Österreich ausgießt? (Abg. Schwarzenberger: Doch!) Wie gehen sie mit der PISA-Studie um?

Herr Bildungssprecher Amon sagt: Wir in Österreich sind Spitze. Da gibt es nichts, wir sind Spitze, wir liegen goldrichtig. Herr Bildungssprecher Schender sagt etwas anderes. Er meint: Wir sind gutes Mittelmaß. – Warum wir nicht Spitze sind, das weiß er nicht, aber die Finnen liegen vorne, und er wird auch noch erfahren, warum die Finnen vorne liegen.

Herr Abgeordneter Schender! Abgesehen davon, dass die Tatsache, dass die Finnen vorne sind, vielleicht auch daran liegt, dass dort die Bildungspolitik der Regierungsparteien und der Bildungssprecher besser ist – sie schauen sich auch etwas mehr um, holen Informationen ein und sammeln mehr Erfahrungen –, abgesehen davon liegen die Resultate bezüglich Finnland auch schon vor, Herr Abgeordneter Schender. (Beifall bei den Grünen.)

Ich darf dazu aus dem "Standard" zitieren: "Kernstück des finnischen Bildungssystems ist wie in den übrigen nordeuropäischen Ländern die Gesamtschule für alle bis zur neunten Klasse." – Was sagen Sie dazu? – Das legen wir weg, das interessiert uns nicht, das brauchen wir nicht. Wir wissen ja, sagt Kollege Amon von der ÖVP, warum wir beim Mittelmaß die Spitze sind.

Meine Damen und Herren! Ein zweiter Grund ... (Abg. Dr. Brinek: Die deutsche Gesamtschule! Wo liegt die deutsche Gesamtschule?!)  – Aber bitte, kommen Sie nicht mit alten Zöpfen!

Ein zweiter Grund, warum die Finnen vorne sind, ist, dass dort bei den Fremdsprachen etwas gemacht wird. Das hat natürlich etwas mit dem Land zu tun, mit der Sprache, die nur dort verbreitet ist. Die Finnen müssen Fremdsprachen lernen, aber sie wollen auch Fremdsprachen lernen. Bei uns in Österreich wird jedoch jenen Schulen, die gerne statt Latein eine lebende


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