Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 146

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Ju­gendlichen, Sie müssen nur endlich die Fakten akzeptieren. (Beifall bei den Freiheitlichen und der övp.)

18.59


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Puswald. – Bitte.

18.59


Abgeordneter Dr. Christian Puswald (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Sie sehen mich fassungslos. Ich bin fassungslos, dass ich hier Teil eines vorabendlichen Films werde, den ich nicht mehr verstehe; eines Films mit dem Titel „Denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Abg. Dr. Fekter: Nein! Sie wissen nicht, wovon Sie reden!) Das kann ich nur daraus her­leiten, Frau Kollegin Dr. Fekter, dass Sie wirklich nicht wissen, was Sie tun. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie verstehen es ja nicht!) Über Sie, Frau Dr. Partik-Pablé, als gelernte Richterin bin ich be­sonders erstaunt, wie Sie hier argumentieren, wo Sie eigentlich wissen müssten, was Sie tun sollten. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Weil Sie es nicht verstehen!)

Und es ist auch nicht erstaunlich, dass Sie nicht wissen, was Sie tun, denn Sie lehnen es ja ab – entgegen allen blumigen Worten und Mitteilungen, dass Sie dialogbereit und infor­mations­bereit wären; Sie sind es nicht! –, Sie lehnen es ab, sich mit irgendjemandem auseinander zu setzen, der a) weiß, was Sache ist, und b) etwas einbringen könnte, was für Sie nicht bequem ist, aber der Sache dient. (Abg. Großruck: Von wem sprechen Sie überhaupt?) Daher ist es so, dass es kommt, wie es kommen muss: dass Sie hier völlig uninformiert einem Gesetz zustim­men wollen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Wieso sprechen Sie über etwas, was Sie nicht verstehen?)

Frau Dr. Partik-Pablé! Ich darf Ihnen versichern, ich weiß, wovon ich rede (Abg. Dr. Partik-Pablé: Ach, doch?), denn ich habe im Unterschied zu den Damen und Herren der schwarz-blauen Koalition an einer Enquete teilgenommen, an der internationale Wissenschafter, aber auch Richtervertreter teilgenommen haben, die unisono der Meinung waren, dass hier an der Jugendgerichtsbarkeit und damit am kostbarsten Gut, das ein Staat hat, nämlich an der Jugend und an der Zukunft dieser Gesellschaft, ein Verbrechen begangen wird (Rufe der Missbilligung bei den Freiheitlichen und der ÖVP), ein Verbrechen insofern, als hier eine international ein­malig anerkannte Organisation zerschlagen wird, und zwar mutwillig und ohne dass ich dafür heute ein sachgerechtes Argument hören hätte können.


Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Kollege Puswald! Wir finden andere Argumente und andere Worte, bitte!


Abgeordneter Dr. Christian Puswald (fortsetzend): Ich bitte um Entschuldigung und werde leicht andere Argumente finden. (Abg. Mag. Donnerbauer: Diese „Verbrechen“ haben Ihre frühe­ren Justizminister in ganz Österreich begangen!)

Da scheinen Sie zu irren, Herr Kollege, denn die früheren Justizminister haben den Jugend­gerichtshof nicht zerstört. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Aber verkommen haben sie ihn lassen!)

Verkommen haben wir ihn lassen? – Auch das trifft nicht zu. Das müssten Sie als Richterin besser wissen.

Aber ich darf Ihnen auch sagen, dass dieses Haus materiell nicht beschlussfähig ist, denn die schwarz-blaue Mehrheit hat nicht den notwendigen Informationsstand, um hier überhaupt zu­stim­men oder mitstimmen zu können. Daher verweise ich noch einmal auf den Antrag auf Rück­verweisung an den Justizausschuss, dessen Annahme Ihnen allen gut anstünde. Damit könn­ten Sie beweisen, dass Sie auch die nötige moralische Kraft haben, sich selbst Fehler einzuge­stehen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Allerdings ist dieses Gesetz – und dafür müsste man, wenn es nicht so traurig wäre, dankbar sein – ein Beweis dafür, dass diese Regierung endlich von ihrem hohen Ross steigen muss, eine Verneigung vor dem Volk machen muss, von ihrer autoritären Grundhaltung und ihrem


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