Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 25. Sitzung / Seite 82

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Jetzt frage ich Sie: Wo haben wir denn die Differenzierung? – Im ländlichen Raum, wo es de facto ein System gibt, in dem alle SchülerInnen in die gleiche Schule gehen, weil es dort eben weniger Schulangebote gibt? – Sie können es nennen, wie Sie wollen: Wenn alle in die gleiche Schule gehen, kann man sagen, es ist eine „gemeinsame Schule“ – wie auch immer man das benennt –, aber genau dort funktioniert das, was Sie sonst in den Ballungszentren als den großen Teufel an die Wand malen. Sie müssen mir einmal erklären, worin da der Sinn ist! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hornek.)

Es hat niemand behauptet, dass wir ein Gesamtschulsystem, eine gemeinsame Schule favorisieren oder haben wollen, in der es keine Differenzierung gibt. Das wäre auch völlig sinnlos und absurd. Nach der PISA-Studie würde das niemand fordern. Die Frau­ge ist nur, ob ein System wie das österreichische, das extrem früh selektiert, ideal ist. Da brauche ich Ihnen abschließend auch nur die PISA-Studie zu zitieren. Darin gibt es sehr wenige konkrete Aufforderungen an Länder, aber es steht darin, dass Österreich und Deutschland Länder sind, in denen vom durchschnittlichen wirtschaftlichen, so­zialen und kulturellen Status der Schulen ein erheblicher Einfluss auf die Schüler­leis­tungen ausgeht. Die Empfehlung an Österreich lautet, wenn Österreich das Schul­system verbessern möchte, dann muss es schauen, dass die soziale Selektion abge­schafft oder reduziert wird. – Das werden Sie mit einem selektiven System, das mög­lichst früh trennt, mit Sicherheit nicht schaffen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

13.32

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Der von Herrn Abgeordnetem Brosz, Kolleginnen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag ist hinreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Rossmann. Die Redezeit beträgt 10 Minu­ten. – Bitte.

 


13.32

Abgeordnete Mares Rossmann (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Schulpolitik erhält am letzten Tag der Budget­beratungen schon nicht mehr die volle Aufmerksamkeit des Hohen Hauses, aber es freut mich trotzdem, dass das Thema doch wahrgenommen wird, obwohl die Reihen schütter besetzt sind. (Abg. Schasching: Wir sind sehr aufmerksam! – Abg. Dr. Nie­derwieser: Wir passen auf!)

Wie die Gesellschaft befindet sich natürlich auch die Schule in einem ständigen Wan­del, muss sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen, reagieren und auch mit laufenden Veränderungen umgehen.

Die Schule kann heute auch nur mehr sehr begrenzt auf den zukünftigen Beruf vor­bereiten, sie bildet aber zusammen mit dem Elternhaus die Basis für eine fundierte all­ge­meine Ausbildung, das Fundament, um selbstbewusste und selbstbestimmte junge Menschen auf das Erwachsenwerden vorzubereiten.

Ich möchte an dieser Stelle auch die Schulklassen auf der Galerie begrüßen, die uns heute bei dieser Debatte zuschauen und zuhören. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Die Schule bekommt immer mehr Aufgaben. Auch durch die Berufstätigkeit meist bei­der Elternteile oder speziell bei allein erziehenden Müttern oder Vätern erfüllt sie durch­aus immer mehr Aufgaben der Erziehung und der Wertevermittlung. Lehrerinnen und Lehrer haben heute mehr Verantwortung zu tragen als in den letzten 10 oder 20 Jah­ren oder noch in meiner Generation. Auf Grund dieses Aspekts bin ich durchaus bereit, auch über andere Schulformen nachzudenken, auch über eine Ganztagsbetreuung in


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