Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 25. Sitzung / Seite 129

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte. (Abg. Öllinger: Es kann nur besser werden! – Abg. Bayr: Das hoffe ich!)

 


16.29

Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Die jungen Men­schen stellen an ihr Studium im Großen und Ganzen vor allem drei Anforderun­gen. Erstens: Es soll interessant sein. Zweitens: Es soll real und in einer gewissen über­schaubaren Zeit wirklich studierbar sein. Und drittens: Es soll Jobperspektiven bieten.

Die Fachhochschulen sind offensichtlich jene Ausbildungsschiene in Österreich, die diesen Anforderungen relativ nahe kommt. Ich denke, damit ist auch der Boom erklär­bar, den sie in den letzten Jahren erlebt haben. Leider gibt es viel zu wenig Angebote in diesem Bereich, das Verhältnis Angebot : Nachfrage ist etwa 1 : 3; das ist bedau­erlich.

Wo wir allerdings, glaube ich, auf dem richtigen Weg sind, ist beim Frauenanteil. Als die Fachhochschul-Studiengänge in Österreich gestartet wurden, betrug der Anteil der Frauen 25 Prozent, mittlerweile liegt er bei über einem Drittel. Das ist ein guter Weg.

Ich glaube, dass Gender Mainstreaming und Frauenförderung in diesem Bereich über zweierlei Methoden, über zweierlei Wege zu machen ist: Erstens geht es darum, junge Frauen dazu zu motivieren, auch so genannte nicht-traditionelle Studienrichtungen zu ergreifen. Zweitens geht es aber auch darum, Angebote zu machen, die den Inter­es­sen von Frauen entgegenkommen.

Das Burgenland zum Beispiel macht das ganz hervorragend. Im Burgenland beträgt der Anteil der Frauen an den Studierenden an Fachhochschul-Studiengängen über 50 Prozent. Das liegt an den entsprechenden einschlägigen Angeboten, die dort ge­macht werden. (Demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Ja, das Burgen­land ist toll, keine Frage. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Was natürlich auch dazu beigetragen hat, dass der Frauenanteil gestiegen ist, ist, dass die Sozialakademien upgraded wurden und jetzt auch Fachhochschul-Studiengänge sind. Ich hoffe, dass das die medizinisch-technischen und die medizinisch-radio­logi­schen Ausbildungen et cetera künftig auch werden.

Ein Bereich, wo viel zu tun ist und wo diesbezüglich ein großer Nachholbedarf gegeben ist, ist zum Beispiel jener der Sozial- und Gesundheitsberufe. Da ist das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot sogar 8 : 1, bei technischen Studien zum Beispiel ist es nur 2 : 1. Das heißt, dass in Wirklichkeit noch eine ganze Menge zu tun wäre und eine Menge Möglichkeiten gegeben wären, wie wir Frauen in diesem Bereich fördern können.

Wie gesagt, da sind wir auf dem richtigen Weg. Wo wir nicht auf dem richtigen Weg sind, wo es sogar noch einen ziemlich großen Rückschritt gegeben hat, ist dort, wo es darum geht, Menschen, die keine Matura haben, den Weg in eine Fachhochschule zu ebnen. Während am Anfang, gleich nach der Einführung der Fachhochschul-Studien­gänge noch etwa 5,5 Prozent der jungen Menschen ohne traditionelle Hochschulreife in die Fachhochschule gegangen sind, sind es mittlerweile weniger als 2 Prozent. Das halte ich für sehr alarmierend, weil damit ein bildungspolitisches Ziel ganz klar verfehlt wurde.

Es gibt keinerlei gescheite Vorbereitungslehrgänge für Leute ohne Matura, und durch die Praxis, dass jene, die keine Matura haben, vermehrt nicht aufgenommen werden, werden zusätzlich viele junge Menschen ohne Matura abgeschreckt, sich überhaupt zu bewerben.

 


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