4697/AB XXIV. GP
Eingelangt am 30.04.2010
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
BM für europäische und internationale Angelegenheiten
Anfragebeantwortung
Die
Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen haben
am
2.
März
2010 unter der Zl. 4774/J-NR/2010 an mich eine schriftliche parlamentarische
Anfrage
betreffend
„des Vorfalls in Nag Hammadi“ gerichtet.
Diese Anfrage
beantworte ich wie folgt:
Zu den Fragen 1 bis 4, 13 und 14:
Menschen
wegen ihres Glaubens zu bedrohen, zu verfolgen und zu vertreiben, ist
inakzeptabel.
Religiösen
Minderheiten muss effektiver Schutz geboten und die Täter zur
Verantwortung
gezogen
werden.
Ich
bin über den Vorfall in Nag Hammadi informiert und darüber
zutiefst betroffen. In Reaktion
auf diesen Vorfall trafen Mitarbeiter meines Ressorts in meinem Auftrag sowohl
mit Vertretern
der
Kopten in Österreich als auch mit dem ägyptischen Botschafter
zusammen. Gegenüber der
Regierung
von Ägypten wurde die große Sorge über den Vorfall von Nag
Hammadi zum
Ausdruck
gebracht und dessen restlose Aufklärung gefordert. Dies wurde von
ägyptischer Seite
zugesichert, weiters
wurde auf die bereits ergriffenen Maßnahmen, einschließlich Verhaftungen
und laufendes Gerichtsverfahren gegen die
mutmaßlichen Täter, verwiesen. In Kontakten
Österreichs
mit Mitgliedern der ägyptischen Regierung und ägyptischen
Politikern werden die
Frage
der Religionsfreiheit und die Situation der koptischen Minderheit
regelmäßig angesprochen.
Die Österreichische Botschaft (ÖB) in Kairo verfolgt gemeinsam mit
den Botschaften der anderen
EU-Mitgliedstaaten
die diesbezüglichen Entwicklungen genauestens.
Zu den Fragen 5 bis 12:
Die
ägyptische
Verfassung garantiert zwar Religionsfreiheit, in der Praxis werden Kopten
jedoch
wiederholt diskriminiert. Es kommt auch immer wieder zu Übergriffen und
Gewalttaten.
Österreich
hat den Vorfall von Nag Hammadi und allgemein die Situation der koptischen
Minderheit bei der Überprüfung der Menschenrechtslage in Ägypten
im Rahmen der „Universal
Periodic
Review“ (UPR) durch den Menschenrechtsrat am 17. Februar 2010 in Genf
öffentlich
thematisiert. Auch in diesem internationalen
Rahmen hat die österreichische Seite die ägyptischen
Behörden aufgefordert, die Bemühungen zur Verhinderung von
Diskriminierung und Gewalt
gegenüber religiösen Minderheiten
zu intensivieren und die strafrechtliche Verfolgung von
Personen wegen religiöser Hetze und Gewalt sicherzustellen. Weiters
hat sich Österreich dafür
ausgesprochen, dass Ägypten den
interreligiösen Dialog und weitere Bildungsmaßnahmen
verstärkt, um Toleranz innerhalb der Gesellschaft zwischen allen
Religionen zu fordern.
Österreich
ist seit mehreren Jahren ein Hauptbetreiber von Resolutionen des
Menschenrechtsrates
über Rechte von Minderheiten. 2007 wurde durch eine solche Resolution ein
jährliches Forum für
Minderheitenfragen
ins Leben gerufen, um Dialog und Kooperation in Minderheitenfragen zu
fördern und voranzutreiben.
Zu den Fragen 15 bis 21:
Österreich
engagiert sich im Dialog der Kulturen und Religionen, um die Religionsfreiheit
und das
konfliktfreie Zusammenleben zwischen den Angehörigen der verschiedenen
Religionen zu
fördern. Im politischen Dialog der EU mit Ägypten im Rahmen der
Europäischen
Nachbarschaftspolitik
(ENP) werden die Frage der Religionsfreiheit und die Situation der
koptischen Minderheit regelmäßig
thematisiert. Der Vorfall von Nag Hammadi wurde am
10./11. März 2010 beim letzten Treffen des „Unterausschusses zu
politischen Angelegenheiten:
Menschenrechte und Demokratie“ im Rahmen des Assoziierungsabkommens
EU-Ägypten von der
EU aufgebracht und eingehend besprochen.
Die EU unterstützt ein umfangreiches Programm
im Bildungsbereich zur Reform der Lehrpläne
und Lehrbücher an ägyptischen Schulen, das auch den Aspekt der
Förderung religiöser Toleranz
mit einbezieht. Der Schutz und die
Einhaltung der Menschenrechte sind ein wichtiger Bestandteil
des ENP-Aktionsplans zu Ägypten und auch eine Kernforderung der EU bei den
derzeit laufenden
Beratungen über eine Vertiefung der Beziehungen zwischen Ägypten und
der EU.