7012/J XXIV. GP

Eingelangt am 30.11.2010
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.
Am 19.10.2012 erfolgte eine datenschutzkonforme Adaptierung.

Anfrage

der Abgeordneten Elisabeth Hakel und KollegInnen

an die Bundesministerin für Inneres Mag.a Dr.in Maria Fekter
betreffend den Ermittlungen gegen die Internetseite „alpen-donau.info“

Im Rahmen der Ermittlungen gegen die BetreiberInnen der Internetseite „alpen-donau.info“ und
deren Umfeld stellen sich bei nähere Betrachtungen einige Fragen.

Die Internetseite „alpen-donau.info“ ist seit Frühjahr 2009 online. Die Server befindet sich laut
Angaben vorherigen Anfragen in den USA.

Im November 2010 kam es in der Causa österreichweit zu Hausdurchsuchungen und Verhören
Dennoch ist die Seite nachwievor in Betrieb und wird täglich aktualisiert. Medial wird die Thematik
sehr detailreich diskutiert. Von Seiten der ErmittlerInnen ist indes wenig zu hören.

Der derstandard.at berichtete am 16. November 2010 über Verbindungen mit der NPD in Sachsen.
Wie berichtet, soll die Administration der Seite von sächsischen Neonazis übernommen worden
sein. Nach Recherchen des STANDARD soll es sich bei dem Administrator um einen Chemnitzer
NPD-Aktivisten handeln, der in der Szene unter dem Pseudonym Dr. Brandt firmiert. Er betreute
Internetseiten der NPD und verfügt über die nötigen Kenntnisse zum anonymen Betreiben einer
Internetseite.

Weiters heißt es in diesem Artikel: „Auch Uwe Sailer, ein auf Druck der FPÖ vom Dienst
suspendierter Linzer Polizist, bestätigte, dass er den NDP-Mann schon kurz nachdem die Seite im
Frühling 2009 online ging, ausgeforscht hatte. Der Verfassungsschutz sagte wiederholt, dass die
Seite nicht vom Netz genommen werden könne, weil sie auf einem Server in den USA liegt. Sailer
behauptet das Gegenteil: "Ich musste leider aus eigener Erfahrung feststellen, es ist nur kein
Wollen vorhanden".

Auf eine andere Verbindung wurde vom Falter in der Ausgabe 46/2010 hingewiesen. Dort heißt es:
Hat Radl nun auch mit alpen-donau.info etwas zu tun? Am Telefon antwortet Radl darauf nicht.
Denn: „Ihre Zeitung unterstützt auf auffällige Weise Rauschgifthändler und Drogenneger. Und
meine Freunde und Bekannten, darunter auch viele von der Polizei, schätzen Ihre Zeitung
Überhaupt nicht.Das „Schmierblatt Falter pflege Kontakte zu Israel und den USA, zu Leuten, die
Folter betrieben. Auf nochmalige Nachfrage, ob Radl für alpen-donau.info arbeitet, sagt er, fast
drohend: „Überlegen Sie sich, für wen Sie arbeiten. Es wäre besser für Sie.
“ Dann sagt er „Danke
und auf Wiederhören und legt auf.

Franz Radl jun. wird immer wieder auch mit der „Schraubenaffäre“ genannt, in welcher er von der
Polizei einen internen Akt erhalten hat und diesen im Internet verbreitete.


Am 12. November 2010 veröffentlichte derstandard.at die APA-Meldung: „Für Innenministerin
Maria Fekter (ÖVP) sind die 18 Hausdurchsuchungen, die im Zuge der Ermittlungen gegen die
Neonazi-Homepage "alpen-donau.info" durchgeführt worden sind, ein "Signal", dass "intensiv
dagegen angekämpft wird". Gefragt, ob die Ermittlungen ihrer Meinung nach gut genug laufen,
meinte Fekter am Freitag am Rande einer Pressekonferenz außerdem, das Innenministerium habe
"klar und deutlich" gezeigt, dass hier gemeinsam mit der Justiz "aktiv vorgegangen worden" sei.
Im Hinblick auf die konkrete Verdachtslage ersuche sie, bei der Staatsanwaltschaft nachzufragen,
sagte Fekter auf die Frage, ob sie im Zusammenhang mit der Homepage Maulwürfe im
Innenministerium ausschließen könne. Sie ersuche auch, "von Verdächtigungen und
Beschuldigungen Abstand zu nehmen, wenn es dafür keine Fakten gibt".

Zu konkreten Aspekten, etwa warum gegen den Sohn eines ehemaligen Beamten des Bundesamts für
Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) nicht ermittelt wird, wollte sich die
Innenministerin nicht äußern. Seitens der Behörden war bestätigt worden, dass ein ehemaliger
Beamter des BVT einen volljährigen Sohn hat, der sich im Dunstkreis von Rechtsextremisten
bewege. Der Beamte war demnach im Sommer dieses Jahres versetzt worden. Am Donnerstag
wurde eine Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft von Oktober bekannt, in der der Sohn
als einer der Hauptverantwortlichen der Website, nämlich als Hilfsadministrator, genannt wird.

Seit einigen Jahren sind Burschenschaften nicht mehr Teil des Verfassungsschutzberichts. Darauf
angesprochen, ob man diese wieder stärker beobachten bzw. in den Bericht aufnehmen sollte,
erklärte Fekter: Der Verfassungsschutz kümmere sich um strafrechtliche Hintergründe - wenn es zu
"strafrechtlichen Ausfällen" komme, werde Anzeige erstattet. "Generell Gruppierungen unter einen
generellen Verdacht zu stellen, davon halte ich nichts." Sie sei aber dann eine "vehemente
Kämpferin", wenn es "gezielt darum geht, Neonazi-Gedankengut in Österreich auszumerzen",
betonte die Ministerin.

Zwei Tage zuvor berichtet News via ots.at über die Machenschaften des besagten Sohnes wie folgt:
Aus den Unterlagen geht hervor, dass es sich beim Systemadministrator der Neonazi-Seite um den
21jährigen Badener Martin S. handeln soll.

Als enger Weggefährte von S. wurde der 22jährige Boku-Student N.N. festgestellt. Der Vater
von F. war bis August 2010 Ermittler im Bundesamt für Verfassungsschutz und
Terrorismusbekämpfung (BVT).

BVT-Chef Peter Gridling stellte diese Woche fest, dass F. Junior nicht als Beschuldigter geführt
wird.

Angesichts des vorliegenden Aktenmaterials scheint diesüberraschend:
- N.N. nahm am 9. September 2009 beim Ulrichsbergtreffen in Kärnten teil - in
Heeresuniform und in Begleitung des amtsbekannten Rechtsextremisten Gottfried K. Nach einer
Anzeige des Abwehramtes gegen F. verhängte die Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt am 15. Juni
2010 eine geringe Geldstrafe von nur 250 Euro gegen den Sohn des BVT-Ermittlers.

-  F. fiel auch auf, weil er am Truppenübungsplatz Seetaler Alpe die Hand mehrfach zum Hitlergruß
gehoben und Lieder der deutschen Wehrmacht abgesungen haben soll. In seiner Befragung
rechtfertigte sich F., dass er aufgrund einer Alkoholisierung keine Erinnerung an die Ereignisse
hatte. Ein Verfahren gegen F. unterblieb, sein Vater blieb auch nach dem Vorfall beim BVT.

-  F. wurde im Oktober 2008 von Behörden identifiziert als eine antifaschistische Demonstration
gegen den 3. Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) attackiert wurde. Es wurde kein
Verfahren gegen F. eingeleitet, sein Vater blieb im BVT-Dienst.


Martin S. wiederum, der vom 4. Februar 2008 bis zum 3. August 2008 als Grundwehrdiener an der
Theresianischen Militärakademie war, wurde bereits im Jahr 2007 wegen Sachbeschädigung,
Verstoß gegen das Waffengesetz und gegen das NS-Verbotsgesetz angezeigt. Ein Verfahren
unterblieb - stattdessen entschied sich die Justiz für eine Diversion.

Im selben Jahr nahm S. an einem Kampfsportkurs des Bundesheeres teil. Ermittlungen ergaben,
dass er über Vermittlung eines Weggefährten von Gottfried K. zu dem Kurs eingeladen wurde.

Im Dezember 2007 nimmt S. auch an einer behördlich untersagten Veranstaltung des "Bundes
Freier Jugend" in Linz teil. Auch hier unterbleibt ein Verfahren.

Bei einer Einvernahme während seiner Präsenzzeit hat S. Zu Protokoll gegeben, dass er "niemals"
von seiner politischen Einstellung abrücken werde. Schon damals wurde veraktet, dass davon auszugehen sei, dass sich S. künftig "intellektuell" betätigen werde."

Mittlerweile haben einige Internetprovider den Zugang der Domain gesperrt (z.b.: Liwest).

Aus diesem Grund stellen die Abgeordneten nachfolgende Anfrage:

1)      Wann ist mit einem Abschluss der Ermittlungen zu rechnen?

2)  Gibt es konkrete Pläne zur Einstellung der Homepage, die über „Signalwirkung “ (wie im
derstandard.at (http://derstandard.at/1288660334777/Fekter-Aktiv-gegen-Neonazi-Homepage) zitiert)
hinausgehen?

3)      Warum wird gegen N.N. nicht ermittelt?

3a) Stimmen die Behauptungen von News über N.N.

(http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20101110_OTS0174/nazi-homepage-affaere-news-veroeffentlicht-akten)
bzw. sind diese aktenkundig?

3 b) Wenn nein, warum nicht?

4) Warum werden Burschenschaften nicht mehr vom Verfassungsschutz überwacht, obwohl der
Umstand des „Generalverdachts (wie auf derstandard.at
(http://derstandard.at/l288660334777/Fekter-
Aktiv-gegen-Neonazi-Homepage) ausgeführt) aufgrund der engen personellen Verbindungen zur
rechtsextremen Szene als bestandslos zu erachten ist?

4a) Welche Verbindungen zu Personen des öffentlichen Lebens insbesondere Personen aus der
österreichen Politik sind seitens der rechtsextremen Szene bekannt?

4b) Gibt es in dieser Sache laufende Ermittlungen?

5)      Welche Stellungnahme gibt es von Seiten des BM zur Suspendierung des Beamten Uwe Sailer
auf Verlangen der FPÖ, wie auf derstandard.at (http://derstandard.at/1289608044271/Oesterreichisch-
saechsische-Kameradschaften) berichtet?

6)      Warum wurde der Beamte Uwe Sailer suspendiert, wie auf derstandard.at
(http://derstandard.at/1289608044271/Oesterreichisch-saechsische-Kameradschaften) berichtet?


7)      Was meint der Beamte Uwe Sailer mit der Feststellung „Ich musste leider aus eigener Erfahrung
feststellen, es ist nur kein Wollen vorhanden., wie im Bericht von derstandard.at zitiert
(http://derstandard.at/1289608044271/Oesterreichisch-saechsische-Kameradschaften)?

8)      Gibt es die technische Möglichkeit den Zugriff auf eine Internetseite für das Bundesgebiet
sperren zu lassen?

8a) Wenn ja, warum wurden diese im konkreten Fall der Homepage „alpen-donau.info“ noch nicht
genutzt?

9)  Warum kam es zu einer Weitergabe von internen Akten an Franz Radl jun., wie im Falter
geschildert (
http://www.falter.at/web/print/detail.php?id= 1281)?

10)  Wird gegen Franz Radl jun. in Verbindung mit der Homepage alpen-donau.info, wie im Falter
dargestellt (
http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=128l). ermittelt?

11)       Wird im Fall des sächsischen Systemadministrators, der von derstandard.at erwähnt wird
(http://derstandard.at/1289608044271/Oesterreichisch-saechsische-Kameradschaften), mit den Behörden in
Deutschland kooperiert bzw. ermittelt?

12)       Beschäftigt sich das BVT auch mit Verbindungen der rechtsextremen Szene zu den Behörden
der Republik Österreich?

12a) Wenn ja, welche Berichte gibt es dazu?
12b) Wenn nein, warum nicht?