Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll135. Sitzung / Seite 63

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10.40.01

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Frau Präsidentin! Werte Damen und Herren! Werte Herren von der FPÖ! Ich sage jetzt bewusst „Herren“, auch wenn vielleicht manche unter Ihnen ausschauen wie Frauen – vielleicht sind es auch Frauen unter Ihnen, die ganz wenigen unter Ihnen –, aber auf jeden Fall gibt es bei Ihnen ganz offensichtlich keine Frauenpolitiker und Frauenpolitikerinnen. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Geht es Ihnen eigentlich noch gut? – Frau Präsidentin, muss ich mir das gefallen lassen?!)

Wir hätten nichts dagegen gehabt, dass wir das als ersten Tagesordnungspunkt dis­kutieren. An uns soll es nicht liegen, wir gehen da gerne mit und sind gerne dabei, dass wir das prominent morgen oder heute früh weiterdiskutieren. Wir haben kein Problem damit.

Aber ich muss schon dazusagen: Warum Sie sich jetzt plötzlich so hineinsteigern und aufregen über das, was wir seit Monaten diskutieren, ist mir eigentlich nicht klar. Wir haben es auch in den Ausschüssen diskutiert, und jetzt kommen Sie drauf  (Abg. Strache: Haben Sie die Verärgerung der Bevölkerung nicht mitbekommen?) Doch, ich habe die Verärgerung mitbekommen. Ich habe mit sehr vielen Leuten geredet, vor allem mit jungen Leuten, und manche verstehen es anfangs nicht, aber wenn man darüber redet, warum wir das wollen, warum wir wollen, dass die 51 Prozent Frauen, die es in Österreich gibt, auch ihren Platz in der Hymne haben – und die Hymne ist ein Staatssymbol –, dann verstehen das die meisten. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Strache: Da hat die Frau Preradović sicher auch die Frauen gemeint! – Abg. Neubauer: Sie reduzieren die Frauen auf einen Prozentanteil!)

Ich finde das lustig, dass Sie gerade jetzt von der großen Frau Preradović reden, denn die Hymne dieser großen Frau wurde nämlich 1947 geändert. Wir singen längst nicht den Originaltext! (Abg. Strache: Mit ihrer Zustimmung!) – Mit ihrer Zustimmung viel­leicht, aber ich glaube auch, dass wir 65 Jahre später mit der Zustimmung dieser großen Frauen auch die Frauen und die Töchter in dieser Hymne mitsingen dürfen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Und ja, ich finde, es ist eine wichtige Debatte, und bei uns ist es polemikfrei, bei Ihnen nicht. Außer Häme und Spott haben Sie zu der Debatte gar nichts beizutragen, und das finde ich bedenklich. Und ich finde es auch irritierend, wenn sich gerade eine Partei, die ein Frauenbild vertritt wie das Ihre – und ich möchte ein paar Zitate anführen, die unlängst in „NEWS“ zu lesen waren –, plötzlich für die Frauensache so starkmacht.

Ich lese da im „NEWS“: „Stammesgeschichtlich hat sich die Verteilung, dass der Mann auf die Jagd geht und die Frau sich um das Heim kümmert, als Erfolgsmodell der Gattung Homo sapiens bewährt.“ (Lebhafte Heiterkeit bei den Grünen.)

Was soll ich davon halten? Sie erklären mir, wie Frauenrechte ausschauen?!

Und der Herr Vilimsky erklärt: „Frauen sind meistens darauf aus, zu gefallen, sind dem­nach modeanfälliger, verwenden mehr Zeit für die Frisur und Kosmetik“. – Kein Wunder, dass bei Ihnen in der Partei Frauen keinen Platz haben! Vielleicht überlegen Sie sich das einmal!

Oder der Herr Kollege Hübner meint: „Das Streben, ein Alphatier zu sein, ist ein stark männlich geprägtes Phänomen.“ Und weiter: „ Alphatiere sind – wie im Tierreich – oft polygam und haben den Drang, den eigenen Samen weit zu verbreiten“. (Neuerliche lebhafte Heiterkeit bei den Grünen.) – Was soll ich bitte von einer Partei wie Ihrer, die so über Frauen redet, halten?! (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

 


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