21.33

Abgeordnete Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Je später der Abend, umso schöner die Themen. Meine Damen und Herren! Viele Schüler haben sich letzten Freitag schon in die Ferien verabschiedet. Ihnen allen wünsche ich schöne Ferien, auch denen, die diesen Freitag folgen. Wir aber schaffen es Gott sei Dank, nach dem Bildungsinvestitionsgesetz jetzt auch noch mit dem Schulorganisationsgesetz eine weitere wichtige Gesetzesnovelle auf den Weg zu bringen, indem wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir die Polytechnische Schule neu aufsetzen.

Meine Damen und Herren! Neben einem akuten Fachkräftemangel haben wir nämlich einen kräftigen Lehrlingsmangel. Auf offene 12 500 Lehrplätze kommen nur knapp 10 000 Lehrstellensuchende. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die wirklich interna­tional exzellente Lehre noch nicht so geschätzt wird, aber es ist sicherlich auch so, dass die jungen Leute bei einem möglichen Lehrstart teilweise unzureichend ausge­bildet sind. In einer Umfrage der Wirtschaftskammer gaben kürzlich fast 40 Prozent der Unternehmen an, dass sie weitere Lehrlinge einstellen würden, wenn diese die richtige Ausbildung hätten.

Was können wir nun dagegen tun? – Von der vergangenen Regierung, vor allem von Ministerin Schramböck, wurden durch die Neuschaffung einiger Lehrberufe, wie zum Beispiel des Prozesstechnikers oder auch des Applikationsentwicklers – Coding, schon wichtige Schritte gesetzt, um attraktive und moderne Lehrberufe und Berufsbilder zu schaffen. Dafür gilt ihr und der gesamten Regierung unser großer Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

Andererseits müssen wir aber auch die jungen Leute besser auf eine mögliche Lehre vorbereiten. Mit der vorliegenden Gesetzesnovelle ermöglichen wir eine Lehrplanän­derung per Verordnung, um nämlich diese Ausbildung in den Polytechnischen Schulen aktuell zu halten. Diese soll vor allem praxisnah sein und einen guten Übergang in die Berufswelt und in den Lehrberuf sicherstellen, denn dass sich die Berufswelt einem massiven Wandel unterzieht, dürfte wohl, glaube ich, schon bekannt sein. Man muss aber eben auf diese Veränderung eingehen, und genau das wollte auch die letzte Regierung, und wir führen das hiermit weiter.

Mit dieser Gesetzesnovelle setzen wir einen Schwerpunkt auf Zukunftsskills. Die Anwendung von Mint-Fächern spielt für die Berufswelt eine immer größere Rolle, und deswegen ist die aktuelle Reform mit der Überführung der angewandten Informatik von einem Freifach zu einem Pflichtfach für alle Schüler so notwendig. EDV-Kenntnisse sind heutzutage, meine Damen und Herren, genauso wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen, und mit diesem Gesetz sichern wir die sogenannte Computer Literacy auch für die nächsten Generationen.

Auch die bisherigen Pflichtinhalte wollen wir praxisnäher machen. Die Mathematik war zu theoretisch, jetzt machen wir sie zur Angewandten Mathematik. Deutsch polieren wir ein bisschen mit Kommunikation auf und sorgen dafür, dass das alles nicht nur graue Theorie bleibt, sondern dass wir auch das lernen, was uns in der Berufswelt hilft.

Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang auch die Adaption der Fachbereiche, denn auch diese werden praxisnäher und vor allem kombinierbar gemacht. Wer beispielsweise den Schwerpunkt Metall wählt, kann zusätzlich auch in den Fachbereich Elektro hineinschnuppern. Das ist wichtig, wenn man sich beispielsweise auf den Lehrberuf Mechatroniker vorbereitet, einen Lehrberuf, der in der Wirtschaft immer stärker gebraucht wird.

In diesem Zusammenhang ist auch die letzte wesentliche Neugestaltung im Poly wichtig, nämlich die Erweiterung der Orientierungsphase, denn nicht jeder kann sich mit 15 Jahren genau vorstellen, was beispielsweise ein Mechatroniker bei Elektro­prüf­ständen machen soll. Genau das versuchen wir: dass sie eben in dieser Orientierungs­phase auf zukünftige Lehrberufe vorbereitet werden.

Entscheidend ist aber vor allem, was mir beispielsweise ein Direktor einer Polytech­nischen Schule in Kärnten gesagt hat: Sein Geheimrezept sind zwei Faktoren: einer­seits Faszination und andererseits Kooperation.

Wie schaffen wir Faszination? – Faszination schaffen wir vor allem auch mit Lehrern aus der Berufswelt. Es gibt beispielsweise einen ehemaligen Flugzeugbauer, der mit den Schülern eine einsatzfähige Propellermaschine gebaut hat. Genau das schafft Motivation und Interesse an zukünftigen Lehrberufen.

Was ist Kooperation? – Kooperation mit Unternehmen ermöglicht den jungen Leuten teilweise, in die Unternehmen hineinzuschnuppern und somit auch die Angst vor der Jobsuche und nach einer Lehrstelle für nachher zu vermeiden. Genau darauf müssen wir setzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, mein Ziel und meine Vision sind, dass die Polytechnischen Schulen in Österreich zu Startrampen des Erfolgs werden, dass sie sozusagen ein High-Potential-Programm für die Innovationsgesellschaft in Österreich werden. Auf keinen Fall aber darf dieser Schulzweig durch lokale politische Fehlstellungen zum Abstellgleis verkommen, wie das leider im roten Wien tragischerweise passiert ist. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

21.39

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Cox. – Bitte.