21.25

Abgeordnete Dipl.-Ing. (FH) Martha Bißmann (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß nicht, wie ich die Jahrhundertrede meiner Kollegin Stephanie Cox in irgendeiner Weise auch nur übertreffen oder mich annähern kann. Vielen Dank also erst einmal dafür, es war wirklich großartig, eine Sternstunde deines Wirkens und des Parlaments und einer aufgeklärten liberalen Demokratie, in der wir uns ja alle befinden.

Ich möchte auf einen Punkt eingehen, der oft beim Thema Sexualpädagogik vergessen wird. Es war noch nie so leicht wie heute, dass junge Menschen an pornografisches Material kommen. Pornografie prägt die Jugendlichen stark in ihren Vorstellungen, und das idealisierte Bild des Mannes und der Frau in Pornos vermittelt den Jugendlichen verzerrte und auch falsche Vorstellungen. Die Reflexion über die Tatsache, dass es sich bei pornografischen Inhalten um Schauspieler handelt, die ihre sexuelle Rolle vor der Kamera wahrnehmen, findet bei den Jugendlichen eben nicht oder kaum statt, stattdessen wird gefragt, warum man nicht genauso aussieht wie die Schauspie­lerinnen und Schauspieler in den Videos.

Bodyshaming ist ein großes Problem unserer sexualisierten Gegenwart. Insbesondere bei Jugendlichen, die sich noch in ihrer Entwicklungsphase befinden, kann der über­mäßige und unreflektierte Konsum von Pornos Depressionen und andere psychische Krankheiten auslösen, denn sie denken, dass sie falsch sind, sie denken, dass ihr Körper nicht der richtige ist, und sie denken, dass ihr Körper nicht der Norm entspricht und sie daher abnormal sind.

Bei der Aufklärung jener falschen und fatalen Vorstellungen von Sexualität braucht es ganz dringend unaufgeregte und kompetente Expertinnen und Experten, die sich in einem sicheren Raum befinden, in einem vertrauensvollen Raum mit den jungen Menschen. Die Lehrpersonen sind derzeit nicht dafür ausgebildet, Sexualpädagogik ist nur ein Wahlfach in der Ausbildung.

Manche Themen möchten Schülerinnen und Schüler einfach nicht mit den Lehrenden besprechen. In kleinen Orten kennen diese nämlich oft sogar die Eltern. Ohne Exper­tinnen und Experten an den Schulen passiert es dann aber, dass die jungen Leute sich im Internet selbst auf die Suche nach Informationen begeben, auf die Suche nach Antworten. Das Internet kann aber gerade beim Thema Sex und Sexualität vieles an irreführenden Informationen ausspucken. Mit Expertinnen und Experten allerdings wird ideologiebefreit und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnis aufgeklärt. Das ist im Normalfall auch so. Nur wegen eines Einzelfalles, Teenstar, kann nicht allen anderen wissenschaftlich, ideologiebefreit und seriös arbeitenden Vereinen das Vertrauen ent­zogen werden. (Beifall bei JETZT und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das Verbot von sexualpädagogischen Vereinen an Schulen wäre ein fataler Fehler, weil dann eben nicht nur jene Vereine, die konservative Sichtweisen, also konservativ-abstruse Sichtweisen – konservativ ist ja nicht grundsätzlich schlecht – verbreiten, ver­boten werden, sondern auch jene, die wissenschaftliche und zeitgemäße Sichtweisen verbreiten.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei meinem Kollegen Mario Lindner ganz herzlich bedanken, er hat einen Entschließungsantrag eingebracht, der sinnvollerweise ver­langt, dass die Regierung für Qualitätssicherung bei der Sexualerziehung an den Schulen sorgt. Das ist absolut wichtig, damit eben ein zweites Teenstar nicht mehr passieren kann. Mario ist der einzige offen schwule Abgeordnete in diesem Hohen Haus, und für sein Engagement, auch für die Rechte der LGBTIQ-Community, muss man ihm wirklich ein großes Lob aussprechen, denn dazu gehört auch viel Mut. (Beifall bei SPÖ und JETZT.) Ich werde selbstverständlich für deinen Antrag stimmen.

Es gehört nicht nur mehr geschmust, sondern auch mehr aufgeklärt! (Beifall bei SPÖ und JETZT.)

21.29

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Mölzer.