23.55

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Minis­terin! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Kollege Troch, Ihre Argu­mente, Ausführungen und Behauptungen sind mir fast unheimlich – aber das liegt wahrscheinlich daran, dass es gleich Mitternacht ist. (Abg. Leichtfried: Aber schlüssig waren sie schon!)

Welt, Kultur, Erbe – ich weiß nicht, welches dieser Wörter die rot-grüne Wiener Stadt­regierung – und vielleicht auch Sie – eigentlich nicht versteht. Welterbestätten zeich­nen sich durch ihre „Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität“ aus. Ja, Wien ist eine Weltstadt voll lebendiger Kultur und eben auch voll architektonischen Erbes, deswegen war ja das historische Zentrum von Wien auch Weltkulturerbe – und jetzt stehen wir für die nächsten zwei Jahre auf der Roten Liste. Vielleicht hat das die rot-grüne Stadtre­gierung auch verwechselt: Nein, es ist nicht immer gut, wenn man auf einer Roten Liste steht! (Beifall bei der ÖVP.)

Wissen Sie eigentlich, welche Welterbestätten derzeit sonst noch auf der Roten Liste stehen? – Stätten in Kriegsgebieten oder kriegsartigen Gebieten: in Libyen, in Syrien und den palästinensischen Autonomiegebieten – und das historische Zentrum von Wien! Danke, Rot-Grün – und das alles nur wegen Ihres Immobilienprojekts am Heumarkt im Bereich um das Hotel Intercontinental und den traditionsreichen Wiener Eislauf-Verein.

Vielleicht wissen Sie, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, nicht, wie besonders ein Weltkulturerbe eigentlich ist – ich möchte es Ihnen sagen: Auf der gan­zen Welt gibt es nur 1 121 Stätten, verteilt auf 167 Länder. Wissen Sie, wem es zu verdanken ist, dass es nach diesen jahrelangen Debatten nun wenigstens wieder einen Dialog mit Unesco und Icomos gibt? – Kulturminister Blümel hat das Schlimmste ver­hindert und wieder eine Gesprächsbasis hergestellt! (Beifall bei der ÖVP.)

Davor gab es nicht einmal mehr eine ordentliche Kommunikation zwischen der Stadt Wien und der Unesco. Gernot Blümel hat mit einem Expertenworkshop und mit dem Heritage Impact Assessment in einem dreistufigen Prozess konkrete Schritte gesetzt, um das in Wien drohende Desaster der rot-grünen Stadtregierung zu verhindern. (Zwi­schenruf des Abg. Jarolim. – Abg. Leichtfried: Wo ist denn der Blümel überhaupt jetzt?) Er hat die Debatte wieder auf eine sachliche Ebene geführt – also an dieser Stelle vielen Dank an Gernot Blümel! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Jarolim: Keine Ah­nung, der Blümel!)

Unesco und Icomos haben vergangenen Frühling in ihrem Bericht festgehalten, dass der außergewöhnliche universelle Wert der Welterbestätte in Zukunft nicht erhalten werden kann und sogar weiter abnehmen wird, wenn dieses Bauvorhaben Heumarkt Neu in der jetzt geplanten Form kommt. Das heißt also, wenn es wie geplant kommt, dann wird das Herz von Wien kein Weltkulturerbe mehr sein, dann ist es von der Liste gestrichen! Das ist nicht nur ein Verlust für die kommenden Generationen, sondern natürlich auch für den Tourismus in Wien, das können Sie sich ja hoffentlich noch sel­ber ausrechnen.

Was hat die rot-grüne Stadtregierung bis heute dagegen getan? – Nichts! Zum Erhalt des Kulturerbes sind keine konkreten Schritte gesetzt worden. Einen besonders bitte­ren Beigeschmack bei der ganzen Thematik haben auch die aktuell aufgenommenen Korruptionsermittlungen gegen den Ex-Planungssprecher der Wiener Grünen.

Als wäre die Misere mit dem historischen Zentrum von Wien noch nicht groß genug, lässt die Stadt Wien auch die Jugendstilbauten des Otto-Wagner-Areals und die Stein­hofgründe einfach verfallen – und das, obwohl die Unesco auch da bereits bestätigt hat, dass Potenzial für ein Weltkulturerbe besteht.

Wir von der neuen Volkspartei sind für moderne Architektur, für zeitgenössische Bau­ten und für eine moderne, zukunftsorientierte Weiterentwicklung – aber nicht am Heu­markt, nicht mitten im Canaletto-Blick (Abg. Leichtfried: Aber wo ist jetzt der Blümel wirklich?), denn wir sind auch für das Weltkulturerbe, und das muss kein Widerspruch sein.

Wenn also Sie, sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher, so ganz generell sowohl das Weltkulturerbe als auch die Weiterentwicklung schätzen und das Ganze im Einklang miteinander sehen möchten, dann wählen Sie bitte am kommenden Sonntag die Volks­partei. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Bitte kann man dem jetzt entgegnen ...?)

23.59

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Sandra Wasser­mann. – Bitte.