16.36

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Dr. Wolfgang Mückstein: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zuseher zu Hause! Ich bin heute besonders stolz auf das Com­munitynursing-Projekt. Ich habe tatsächlich in der eigenen Ordination in den letzten sechs Jahren gesehen, dass dieses Konzept funktioniert.

Wenn man das aber mit Skandinavien vergleicht, wo die Pflege in der Primärversorgung stärker vorhanden ist, dann sieht man, es ist das ein anderes Konzept. Da geht es nicht um Wundpflege, um Infusionen oder um Pflegehausbesuche, um vielleicht zu Hause Wunden zu pflegen, sondern da geht es in erster Linie um Koordination und Information. Das heißt, es geht darum, dass man Informationen an die Angehörigen und an die zu Pflegenden zu Hause bringt und Angebote für sie erstellt. Das ist ganz wichtig, das ist eine koordinierende Tätigkeit.

Mit der Änderung des Bundespflegegeldgesetzes soll jetzt die Grundlage geschaffen werden, um neue, innovative Projekte von Gebietskörperschaften oder Sozialhilfever­bänden, wie eben jenes zum Communitynursing, im Bereich der Pflegevorsorge zu för­dern. Das Communitynursing soll einen wesentlichen Beitrag zur niederschwelligen und bedarfsorientierten Versorgung leisten.

So wird auf regionaler Ebene eine zentrale Ansprechperson etabliert, die erstens Infor­mationen über Angebote zur Pflege und Betreuung koordiniert und weitergibt. Zweitens soll zum Beispiel durch proaktive Hausbesuche oder Sprechstunden die Gesundheits­prävention durch ein frühes Erkennen gesundheitlicher Risikofaktoren gestärkt und ein möglichst langer Verbleib älterer Menschen im eigenen Zuhause gewährleistet werden.

Zum Beispiel ist hier im Sinne eines Geriatric Assessments vorstellbar, dass man rou­tinemäßig alle 75-Jährigen screent, ein Angebot macht, dass man einen Hausbesuch über die Pflege macht und geschaut wird, wo Bedarf besteht. Es geht nicht darum, dass die Communitynurse den Bedarf dann selber abdeckt, vielmehr soll sie das aufschrei­ben, notieren, Angebote machen und eventuell auch koordinieren. Das heißt, wir wollen so erreichen, dass ältere Menschen, die in aller Regel zu Hause bleiben wollen, auch wirklich länger zu Hause bleiben können.

Drittens soll die Communitynurse für individuelle Bedarfe beratend zur Seite stehen. So kann – das habe ich gerade ausgeführt – zum Beispiel älteren Menschen geholfen wer­den, wenn sie Angebote zur Unterstützung im Haushalt benötigen.

Wir starten zunächst mit 150 Communitynurses österreichweit als Pilotprojekt. Mein Mi­nisterium hat im Rahmen des österreichischen Aufbau- und Resilienzplanes um 54 Mil­lionen Euro für die Finanzierung des Pilotprojektes Communitynursing angesucht, und das ist auch bewilligt worden. Die Laufzeit für die Abwicklung über den Resilienzfonds der EU erstreckt sich von 2021 bis 2024.

Durch dieses Projekt können österreichweit notwendige Veränderungspotenziale identi­fiziert, analysiert und in weiterer Folge durch eine abschließende Evaluierung – ganz wichtig – zur Weiterentwicklung der Versorgungslandschaft genutzt werden.

Ich freue mich, dass dieses Projekt bereits im Herbst starten wird, Schritt für Schritt, und dann in ganz Österreich umgesetzt wird. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.39

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Feichtin­ger. – Bitte.