18.49

Bundesminister für Arbeit Mag. Dr. Martin Kocher: Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Lage am Arbeitsmarkt ist glückli­cherweise wieder um vieles besser als noch vor einigen Wochen und auch um vieles besser als erwartet. Wir haben seit der Öffnung der Gastronomie und der Hotellerie und der Bereiche Kunst, Kultur und Sport am 19.5. 58 000 Personen weniger in Arbeitslosig­keit. Das war ein rapider Rückgang der Arbeitslosigkeit. Wir haben im Mai einen Be­schäftigungsrekord erreicht, natürlich zugegebenermaßen auch aufgrund der Kurzarbeit, damals waren mehr Leute unselbstständig beschäftigt als im Mai 2019. Und wir sind noch 16 700 Personen über der Arbeitslosigkeit vom Juli 2019, also nicht mehr so weit von 2019 entfernt, als es tatsächlich die meisten bisher unselbstständig Beschäftigten gegeben hat.

Was ist der Unterschied zu 2019? – Der Unterschied ist, dass wir jetzt ganz andere Vo­raussetzungen am Arbeitsmarkt haben. Wir haben 108 000 offene Stellen, die gab es damals nicht in dieser Menge. In vielen Bundesländern ist die Zahl der offenen Stellen, die beim AMS gemeldet sind, fast gleich mit der Zahl der gemeldeten Arbeitslosen, und wenn man weiß, dass viele Stellen gar nicht offiziell gemeldet werden, weil sie natürlich vielleicht intern besetzt werden oder weil sie über Karriereportale adressiert werden, dann weiß man, wie knapp das schon zum Beispiel in Oberösterreich oder in Salzburg ist.

Neben den vielen offenen Stellen gibt es so viele Qualifizierungsangebote wie nie zu­vor – Coronajoboffensive, das Programm Sprungbrett, die Umweltstiftung ist angespro­chen worden, die Verkehrsstiftung; das größte Budget aller Zeiten für Qualifizierung, um eben diesen Mismatch zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zu reduzie­ren. Das ist, glaube ich, der entscheidende Punkt, und deswegen haben wir heute meh­rere Gesetze und Vorlagen zu diesem Thema.

Ein Punkt ist der Bildungsbonus: Der Bildungsbonus wird im Moment von 22 000 Men­schen bezogen. Da geht es um eine Unterstützung der Personen, die arbeitslos gewor­den sind und eine Qualifizierungsmaßnahme, die länger als vier Monate dauert, absol­vieren. Das ist ganz entscheidend, weil es sich viele sonst nicht leisten könnten. Diese bekommen Arbeitslosengeld und mit den 180 Euro zusätzlich ist es möglich, dass man länger dauernde Qualifizierungsangebote annimmt. Diesen Bildungsbonus haben wir jetzt ausgeweitet und den bekommen jetzt auch Menschen, die schon früher mit ihren längerfristigen Ausbildungen begonnen haben. Ich glaube, das ist eine sehr wichtige Maßnahme, die zum Beispiel gerade bei längerfristigen Pflegeausbildungen für die be­troffenen Menschen entscheidend ist, um ihren Lebensunterhalt und ihr Einkommen zu sichern. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Eine weitere Maßnahme ist das Fachkräftestipendium, die Ausweitung des Fachkräfte­stipendiums in die Bereiche, die schon genannt wurden: Elementarpädagogik, Pflegeas­sistenz und die Waldaufsicht. (Beifall der Abg. Totter.) Wir wissen, dass gerade in diesen Bereichen eine extreme Nachfrage nach Arbeitskräften besteht und wir es mit dem Fach­kräftestipendium schaffen, dass sich mehr Menschen, die arbeitslos geworden sind, in diesen Bereichen auch qualifizieren können, sich zum Großteil auch umqualifizieren können. Gerade bei der Pflegeassistenz ist das oft der Einstieg in den Pflegebereich, und viele Menschen, die den Pflegeassistenzlehrgang gemacht haben, machen später auch noch höherwertige Lehrgänge und qualifizieren sich dann für das Fachkräftestipen­dium. Es sichert auch die Lebenshaltungskosten während der gesamten Ausbildung und ermöglicht eben den Berufsumstieg, den Weg in diese Mangelberufe.

Ja, der Fachkräftemangel wird sich verschärfen, und ich glaube, dass die Fokussierung der Bundesregierung auf Qualifizierung, auf hochwertige Qualifizierung der richtige Weg ist. Da geht es nämlich darum, dass man dann auch bessere Jobs annehmen kann, mehr verdient und natürlich auch erfüllendere Jobs hat. Das, glaube ich, muss das Ziel der Bundesregierung sein und ist es auch. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.54

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte.