12.14

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Im ländlichen Raum sagt man ja ganz gerne den Bäuerinnen und Bauern nach, sie würden ihren Kindern zu kleine Schuhe anziehen, damit diese das Jammern lernen – es sind allerdings nicht die zu kleinen Schuhe, son­dern es sind die 5 Euro brutto, die die Bäuerinnen und Bauern seit zwölf Jahren – seit nunmehr zwölf Jahren! – für ihre Arbeitsstunde erhalten.

Der Grüne Bericht ist ausführlich diskutiert worden, und es ist im Prinzip Jahr für Jahr nichts anderes als more of the same. Im Grunde warten auf uns Bäuerinnen und Bauern nach wie vor die gleichen drei großen Herausforderungen, wobei eine immer stärker wird, und das ist der Klimawandel. Die Hagelversicherung hat in einem noch nie dage­wesenen Ausmaß Schadensmeldungen aufgrund von Hagelschäden, aufgrund von Dür­re bekommen, auf der anderen Seite aufgrund von Starkregenereignissen, bei denen wir schlichtweg unseren Humus die Donau hinunterschwimmen sehen.

Das zweite Thema ist der Bodenverbrauch. Der Bodenverbrauch wird ganz gerne mit 20 Fußballfeldern täglich beziffert. Es sind allerdings keine Fußballfelder, die wir verbau­en, sondern es ist Ackerfläche. Umgelegt auf die Ackerfläche verbauen wir 19 000 Ton­nen Brotgetreide jährlich – 19 000 Tonnen Brotgetreide jährlich!

Die dritte Herausforderung sind die stagnierenden Erzeugerpreise. In kaum einer Bran­che gibt es ein so enges Nadelöhr zwischen dem Hersteller – den Bäuerinnen und Bauern – und den Konsumentinnen und Konsumenten. Dieses Nadelöhr sind die Verar­beiter, und das noch engere Nadelöhr ist der Lebensmitteleinzelhandel. Während dort die Margen besser werden, während dort immer mehr Gewinn übrig bleibt, bleibt für die Bäuerinnen und Bauern weniger. (Zwischenruf des Abg. Sieber.)

Es ist zwar verständlich, dass auch vonseiten der Verarbeiter, wie dieser Tage die Mol­kereien in einer Presseaussendung, beklagt wird, dass Verpackungsmaterial und Ener­gie teurer werden und sie deshalb höhere Preise brauchen, aber was nicht verständlich ist: dass vergessen wird, dass dasselbe für die Landwirtschaft gilt. (Zwischenruf des Abg. Sieber.) Wir werden in der nächsten Saison starke, noch stärkere Steigerungen bei den Betriebsmitteln haben.

Der jetzt zu verabschiedende Gesetzentwurf zu den unlauteren Handelspraktiken kann natürlich etwas entgegenwirken. Es ist dramatisch, wenn mir Gemüsebauern erklären, dass sie von einer Lebensmittelkette 8 Prozent Abschlag für Unregelmäßigkeiten bei Gemüse – bei einem Naturprodukt – bekommen, während dieses Gemüse im Handel ganz normal zum Verkauf kommt.

Auch ich möchte mich bei den Bäuerinnen und Bauern dafür bedanken, dass sie trotz­dem jeden Tag – meistens um Stunden früher als der Rest der Bevölkerung – den Tag beginnen, hinausgehen und für gute Lebensmittel sorgen. Ich bedanke mich aber auch – ich glaube, das kann man hier auch einmal sagen – bei den Partnerinnen und Partnern und den Familien der bäuerlichen Abgeordneten in diesem Haus, denn sie ermöglichen uns, hier Agrarpolitik aus der Praxis zu machen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.18

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Nikolaus Berlakovich. – Bitte.