10.04

Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen! Herr Minister! Ja, Frau Kollegin Heinisch-Hosek hat es schon angesprochen: Es gibt leider eine sehr große Gruppe von Verlierern, und eine große Gruppe der Verlierer sind die Frauen. Erstmals waren mehr Frauen als Männer arbeitslos gemeldet. Die Bereiche, in denen die Frauen tätig sind, soziale, wirtschaftliche Bereiche – und das sind eben die Bereiche, in denen die Frauen tätig sind –, sind besonders betroffen gewesen. Die Arbeitsbereiche, die massiv von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen waren, sind die Bereiche persönliche Dienst­leistungen, Tourismus, und das sind eben Bereiche, in denen vermehrt Frauen tätig sind.

Eine Umfrage zeigt, in welchen Bereichen die Betroffenheit der Bevölkerung bezie­hungsweise der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am höchsten ist: grundsätzlich einmal bei 48 Prozent der Erwerbstätigen, bei 65 Prozent Erwerbstätigen mit Kinder, also unseren Familien, und bei 71 Prozent Alleinerziehenden, und das sind halt in der Regel auch die Frauen. Und auch im Bereich Teilzeitjobs sind die Frauen massiv betroffen. 50 Prozent der erwerbstätigen Frauen zwischen 25 und 50 Jahren sind teil­zeitbeschäftigt.

Diese Geschlechterungleichheit und ‑ungerechtigkeit wurde vor allem durch Corona noch sichtbarer, Herr Minister. Frauen sind länger und nachhaltiger arbeitslos gewesen, sie sind öfter in Kurzarbeit gewesen, sie sind länger in Kurzarbeit gewesen, und Frauen mit niedriger Qualifikation sind besonders betroffen. Meine Kollegin Belakowitsch hat es schon angesprochen: Sie sind es schuldig geblieben, zu sagen, wie Sie diesen Men­schen helfen werden und was vor allem Sie tun werden, Herr Minister. Was werden Sie tun, um diesen Personengruppen und da vor allem den Frauen zu helfen?

Andererseits sind Frauen vor allem in systemrelevanten Bereichen tätig. Die Krise hat gezeigt, welche unverzichtbare Arbeit unsere Frauen leisten, ob das im Gesund­heits­bereich, im Handel, in der Reinigung, bei der Kinderbetreuung oder der 24-Stunden-Pflege ist. Das alles sind Bereiche, in denen Frauen tätig sind, und auch Bereiche, in denen das Lohnniveau meistens, gelinde gesagt, verbesserungswürdig ist. Auch da gäbe es viel zu tun, Herr Minister, da müsste man die Frauen entsprechend unterstützen.

Auch die ebenso meist von Frauen verrichtete unbezahlte Arbeit, also die Hausarbeit, die Kinderbetreuung, die Pflege der Angehörigen, intensivierte sich während der Krise. Die Frauen waren da massiv belastet.

Eine Studie der Universität Wien zeigt, dass die Mehrbelastung für Frauen in diesem Jahr stark gestiegen ist. Sie sind erwerbstätig und gleichzeitig Partnerinnen, Mütter, Leh­re­rinnen, Kindergartenpädagoginnen, Betreuerinnen, Pflegerinnen, Haushälterinnen, Köchin­nen, Spielgefährtinnen – alles Bereiche, in denen die Frauen tätig sind und unbezahlte Arbeit leisten. Die Verlängerung der Ferien und das Schließen von Kinder­gärten hat eine zusätzliche Belastung für die Frauen bedeutet. Die Betreuungspflicht wurde in den privaten Haushalt und dort zu den Frauen verschoben.

Dazu kommt noch die Unsicherheit, die diese Regierung durch unklare Regelungen, kurzfristige Ankündigungen leider laufend verursacht hat. Die Leute haben Angst, sie haben Existenzängste, sie wissen oft nicht, wie es weitergehen soll.

Alles in allem muss man daher sagen, dass vorrangig Frauen die großen Verlierer sind, dass vorrangig Frauen und mit ihnen natürlich auch die Familien als die großen Verlierer aus der Krise hervorgehen.

Man muss sich auch das Erwerbseinkommen anschauen. Es ist dort gesunken, wo es Kinder gibt. Für Familien, die keine Kinder haben, ist das Erwerbseinkommen gestiegen. Da gäbe es auch viel zu tun. Statt über die aktuellen Beschäftigungszahlen zu jubeln, Herr Minister, wäre es vernünftiger, sich um diese Probleme zu kümmern, vor allem um die Probleme unserer Kinder und unserer Familien, und da vor allem um die Probleme der Frauen. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

10.08

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Disoski. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.