11.53

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Die von Kollegen Smolle angesprochene ExpertInnenkommission, die auch die Rechtmäßigkeit dieser Impfpflicht kontinuierlich überprüft, war uns als SPÖ sehr wichtig. Ich glaube, es ist aber ein Affront der Bundesregierung, dass der Bericht der ExpertInnenkommission – nach­dem man schon einmal zwei Wochen damit gewartet hat, sie einzurichten – genau am 8. März präsentiert wird, am Weltfrauentag! Frauen haben in diesen zwei Jahren der Pandemie Unglaubliches geleistet, aber nicht einmal den 8. März vergönnt man ihnen, indem man als Bundesregierung ein gescheites Frauenpaket auf die Beine stellt! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP. – Ruf: ... an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten!) – Lächerlich sind nur Sie, werte Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, die einfach keine Handschlagqualität haben! Nehmen wir das COVID-19-Impfpflichtgesetz her: Zwei Wochen haben Sie für die Kommission gebraucht, und ausgemachte Vor­haben wie Impfanreize haben Sie gar nicht erst auf die Beine stellen können – also die Einzigen, die in diesem Haus lächerlich sind, sind leider Sie! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Ich glaube, nach zwei Jahren Pandemie wissen fast alle Abgeordneten hier, dass die Impfung schützt: Die Impfung schützt vor schweren Krankheitsverläufen, die Impfung schützt in gewissem Ausmaß vor einer Infektion (Abg. Wurm: Falsch, Frau Kollegin!), die Impfung schützt aber auch das Gegenüber, das ist extrem wichtig. Wie gesagt, ich glaube, fast alle Abgeordneten in diesem Haus sind sich da einig. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Eine Infektion mit Covid-19 hat aber auch andere, langfristige Auswirkungen, etwa Long Covid. Long Covid ist ein Überbegriff für gesundheitliche Langzeitfolgen nach einer Coronaerkrankung, die mehr als vier Wochen danach noch existieren oder auch später eintreten können. Das Thema Long Covid wird von der Bundesregierung viel zu wenig beachtet. Wir haben beispielsweise Gespräche mit 35-jährigen Frauen geführt, denen geraten wird, in Pension zu gehen, weil man sie nicht mehr therapieren möchte – in Pension mit 35, ohne Perspektiven! Von Altersarmut brauche ich da gar nicht zu sprechen, denn Sie wissen alle, wie viel Pensionsanspruch man mit 35 hat: nicht so viel! Diese Perspektivenlosigkeit, dass man diese Personen, diese jungen Frauen im Regen stehen lässt, ist wirklich eine unfassbare Dreistigkeit.

Schauen wir uns das Bildungsministerium an: Das Bildungsministerium setzt jetzt auf Durchseuchung bei Kindern und Jugendlichen, und auch das ist wirklich eine Zumutung. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Wir wissen nämlich, dass je nach Alterskategorie bei Kindern und Jugendlichen die Wahrscheinlichkeit, an Long Covid zu erkranken, mit 10 bis 15 Prozent sehr hoch ist. Diesen Kindern und Jugendlichen jetzt die Durchseuchung zuzumuten, weil man die Teststrategie nicht weiterführen möchte, weil man in den letzten zwei Jahren Schutz­maßnahmen wie Luftfilteranlagen et cetera nicht auf die Beine stellen konnte, ist wirklich unfassbar.

Auch der gendermedizinische Aspekt bei Long Covid darf nicht außer Acht gelassen werden. Die Uni Innsbruck hat festgestellt, dass Männer zu 35 bis 55 Prozent weniger wahrscheinlich an Long Covid erkranken. Dieser Aspekt ist ein extrem wesentlicher und wichtiger, deswegen muss bei der Bekämpfung von Long Covid und vor allem auch beim Schaffen von Therapieplätzen dieser gendermedizinische Aspekt ganz dringend in den Fokus rücken. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Aktuell geschieht aber hinsichtlich Long Covid einfach gar nichts, jeglicher Appell von unserer Seite ist bis jetzt unerhört geblieben, das finde ich wirklich extrem, extrem schade. (Ruf bei der ÖVP: Unerhört sind eure Vorschläge!)  Unerhört ist, werter Kollege von der ÖVP, dass Sie diese Menschen, die seit zwei Jahren betroffen sind, im Regen stehen lassen und sie nicht einmal anhören! (Abg. Gabriela Schwarz: Das stimmt doch überhaupt nicht!)

Wenn man mit dem Verein Long Covid Austria spricht, erfährt man, dass sogar das Gesundheitsministerium auf den Verein verweist – der ehrenamtlich tätig ist und Tätigkeiten übernimmt, die eigentlich die Bundesregierung durchführen sollte, nämlich eine zentrale Koordinations- und Anlaufstelle für Long-Covid-Betroffene einzurichten! All das machen jedoch Ehrenamtliche, weil man es von staatlicher Seite bis jetzt nicht auf die Beine stellen konnte.

Wichtig ist auch, koordiniert und interdisziplinär an Long Covid zu forschen – Psycho­logInnen, MedizinerInnen et cetera –; momentan geschieht da sehr viel inselartig. Da ist auf jeden Fall auch der Wissenschaftsminister gefordert, eine spezielle Ausschreibung durchzuführen, um die von Long Covid Betroffenen nicht mehr länger im Regen stehen zu lassen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

11.57

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Fürst. – Bitte sehr.