13.37

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bun­desregierung! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Geschätzte Staatssekretärin, liebe Susanne, auch ich darf dir noch zu deiner neuen Funktion herzlich gratulieren. Die Aufgaben im Tourismus sind ja, wie wir gehört haben, groß und vielfältig. Wir haben jetzt zwei Jahre Krisenzeit hinter uns und wir leben aufgrund der Ukrainekrise, aber auch aufgrund der Klimakrise, die gerade den Touris­mus überproportional treffen wird, immer noch in unruhigen Zeiten. Und gerade was den Wintertourismus betrifft, wissen wir, dass wir zu Veränderungen gezwungen werden, ob uns das gefällt oder nicht und ob wir daran glauben oder nicht.

Wir haben gerade vor wenigen Tagen wieder die Warnmeldung bekommen, dass die Gletscher schneller schmelzen als gedacht (Abg. Hörl: Der Sommer!); es kann auch sein, dass wir diesen Sommer noch erleben, dass die Gletscherzunge der Pasterze am Großglockner abbrechen und innerhalb der nächsten 20 Jahre verschwinden wird. Wir wissen auch, dass wir mit der derzeitigen Beschneiungstechnologie die fortschreitende Erwärmung noch kompensieren können – natürlich unter erheblichem Mehraufwand, was das Ganze natürlich sehr teuer macht –, aber nur bis 2050. Danach ist Schluss.

Und während die einen noch unrealistisch von einer Gletscherehe träumen, wohinter sich nur verbirgt, dass sich Skigebiete zusammenschließen und Erweiterungen passie­ren, sollten wir, nein, müssen wir in der Politik darüber sprechen, wie wir den Tourismus wirklich zukunfts- und klimafit bekommen. Das heißt, dass wir Regionen beim Umstieg zum Ganzjahrestourismus unterstützen müssen, damit wir auch Abhängigkeiten redu­zieren können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das heißt, dass krisenanfällige Wachstumskonzepte tatsächlich Schnee von gestern sind. Wir brauchen im Tourismus wieder neue Wege, um wirklich wieder Pioniere zu werden, abseits von dem Dogma: immer mehr, immer weiter!, und ich rede nicht – bevor jetzt Kollege Hörl Schnappatmung bekommt – von einem radikalen sanften Tourismus, ich spreche von einem nachhaltigen sozialen Tourismus (Beifall bei den Grünen – Abg. Michael Hammer: Ökosozial!), einem Tourismus, bei dem es wieder hin zum Miteinan­der geht, von dem die Bevölkerung profitiert, unter dem die Natur nicht leidet – wir dürfen nämlich nicht vergessen, die Schönheit der Natur ist unser Kapital, ist die touristische Geschäftsgrundlage –, mit dem Wertschöpfung erzielt wird, im Sinne von Qualität statt Quantität.

Das heißt natürlich, dass wir den kleinstrukturierten Tourismus fördern müssen, und das tun wir einerseits mit der neuen gewerblichen Tourismusförderung, aber wir müssen auch schauen, dass wir regionale Lieferketten mehr unterstützen. Das heißt: Wir haben in Österreich wirklich gute landwirtschaftliche Produkte. Die müssen wir dann aber, wie es Kollege Stammler vorhin angesprochen hat, auch in der Speisekarte kennzeichnen. Ich bin überzeugt davon, dass es der Gast zu schätzen weiß, wenn er weiß, dass das Ei auf dem Tiroler Gröstl von Hühnern vom heimischen Freilandhof und nicht aus argenti­nischer Käfighaltung kommt. (Beifall und Bravoruf bei den Grünen.)

Vielleicht eines noch zum Schluss: Wir definieren den Erfolg von Tourismus derzeit immer nur über die Nächtigungszahlen, aber diese Zahlen sagen nichts darüber aus, wie viel Wertschöpfung in der Region bleibt, wie zufrieden die Bevölkerung ist, wie zufrieden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind – ein großes Thema. Die Frau Staats­sekretärin hat es angesprochen, es ist kein neues Thema, aber eines, das sich immer weiter zuspitzt: der MitarbeiterInnenmangel. Wir wissen übrigens, dass wir da das größte Potenzial bei den Frauen haben, da müssen wir Kinderbetreuungseinrichtungen ausbauen, das ist auch ein Tourismusthema. (Beifall bei den Grünen.) Insgesamt brauchen wir neue Indikatoren zur Erfolgsmessung.

Ich kann hier natürlich noch mehr aufzählen, aber meine Redezeit ist zu Ende. Ich glaube, man sieht schon, dass uns in diesem politischen Feld sicher nicht langweilig wird. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und ich freue mich darauf, dass wir uns diesen großen Herausforderungen wirklich gemeinsam stellen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.42

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Michael Schnedlitz. – Bitte, Herr Abgeordneter.