17.31

Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Frau Präsidentin! Liebe Frau Ministerin! Kol­leginnen und Kollegen! Wir sprechen über das Thema Gefängnisseelsorge. Ich möchte mit einer Freude oder fast einer Überraschung für mich beginnen. Als wir dieses Thema im Ausschuss besprochen haben, gab es wirklich eine ganz große Übereinstimmung für die Notwendigkeit der Gefängnisseelsorge und den Dank dafür, was dabei geleistet wird.

Ich habe mich sehr gefreut, es hätte ja durchaus sein können, dass unterschiedliche Parteien auch zu diesem Thema unterschiedliche Zugänge haben. Was aber alle se­hen – und ich glaube, das ist etwas, was wir hier besonders unterstreichen müssen und wollen –, ist, dass die Religionsfreiheit als Menschenrecht auch die Ausübung von Reli­gion in Gefängnissen beinhaltet und dass wir dieses Menschenrecht auch hochhalten wollen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wie sieht die Gefängnisseelsorge in Österreich aus? Es gibt sie in unterschiedlichen Religionen oder auch Konfessionen: katholisch, evangelisch, orthodox, islamisch. Allein in der katholischen Seelsorge gibt es 45 Seelsorger und Seelsorgerinnen. Davon sind sieben hauptamtlich, die anderen nebenamtlich und ehrenamtlich tätig. In allen Gefäng­nissen ist diese Art von Seelsorge vorhanden.

Wenn man mit den Seelsorgern spricht und erfährt, wie sie arbeiten und welche ihre Ziele sind, hört man jedes Mal ähnliche Stichworte. Ich habe diese Gespräche geführt und ich nenne hier nur einige dieser Grundausrichtungen und Ziele, die die Seelsorger in die Arbeit mitbringen.

Das eine ist, dass jemand, der ins Gefängnis kommt, sich zuerst einmal zurechtfinden muss. Bereits dafür ist diese Art der Hilfe angedacht. Des Weiteren entsteht über einen längeren Zeitraum immer wieder die Frage, wie ich mit dem Geschehenen umgehe und wie ich Versöhnung mit mir selbst finden kann. Wie kann ich wieder Hoffnung finden?

Hinzu kommen die Vorbereitung auf die Haftentlassung, die Hilfe bei der Kontaktauf­nahme, etwa mit Familienmitgliedern, mit denen man länger keinen Kontakt gepflegt hat, und die Resozialisierung. Des Öfteren fällt auch das Wort Deradikalisierung, und immer wieder hört man, dass die Seelsorge dazu beiträgt, Suizide zu verhindern.

Als ich eine Seelsorgerin gefragt habe, was für sie die größte Herausforderung ist, hat sie mir einen sehr tiefgehenden Satz gesagt: Die größte Herausforderung in ihrer Arbeit als Gefängnisseelsorgerin ist es, mit Ohnmacht umgehen zu können, denn manchmal kann man nichts anderes tun, als einfach nur zu begleiten. Aber „einfach nur zu beglei­ten“, das ist so viel mehr als „einfach nur“. Dass dies möglich ist, wollen wir in Österreich weiterhin sicherstellen. Dazu dient unser heutiger Antrag.

Ich bin dankbar, dass ihn alle unterstützen werden. Ich bin dankbar, dass es auch der Frau Minister ein Anliegen ist, die Gefängnisseelsorge zu unterstützen. Was mir noch bleibt, ist, den Seelsorgerinnen und Seelsorgern Danke zu sagen, die eine ganz groß­artige und wichtige Arbeit leisten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grü­nen.)

17.35

Präsidentin Doris Bures: Ich begrüße auch Frau Ministerin Alma Zadić sehr herzlich in unserer Mitte.

Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra Wimmer. – Bitte.